Glücklicher Frühlingsanfang im Siebengebirge

Das am 20. März der kalendarische Frühling beginnt, ist den meisten sicher bekannt. Aber wusstet Ihr auch, dass an diesem Tag seit 2012 auch der „Tag des Glücks“ gefeiert wird? Ich auch nicht. Aber Dank sozialer Netzwerke lern auch ich dazu.

Auf dem ÖlbergAber braucht man so einen Tag des Glücks überhaupt? Reichen an den restlichen 364 Tagen des Jahres nicht auch Kleinigkeiten aus, um Wohlbefinden auszulösen?

Das kann ein Lob vom Chef sein, ein freundliches Lächeln von einem Fremden, unerwartete Hilfsbereitschaft, eine Stunde Sport oder eben ein freier Nachmittag, den ich im Siebengebirge verbracht habe.

Gestartet bin ich gegen Mittag an der Margaretenhöhe. Der Parkplatz war an diesem sonnigen Tag schon gut gefüllt und wurde bewacht, also waren 1,50 EUR Gebühr fällig. Da der freundliche Mann vom Verschönerungsverein Siebengebirge nicht nur auf mein Auto aufpasst, sondern sich mit seinen Vereinskameraden ja auch für den Schutz und die Pflege des Naturparks einsetzt, war das für mich ok, auch wenn ich an anderen Tagen innerhalb der Woche dort schon kostenlos parken konnte. Er gab mir noch einen Gutschein anhand, mit dem ich bei Verzehr von 15,00 EUR im Löwenburger Hof die Parkgebühr erstattet bekäme. Verschmitzt lächelnd fügte er hinzu: „Wenn Sie die 15,00 EUR nicht schaffen, holen sie mich einfach hier ab, das bekommen wir dann schon hin“ 🙂

BuschwindröschenMein erstes Ziel war der Große Ölberg und so folge ich dem gelb markierten Rheinsteig-Zuweg dort hinauf. Nur wenige hundert Meter nach dem Start entdeckte ich neben dem Pfad die ersten Buschwindröschen.

Auch in Augenhöhe springen mir die ersten Buchenblätter entgegen, die sich grade öffnen. Immerhin brauch ich für ein solches Foto nicht in die Knie gehen.

Diese Entdeckungen versüßen mir den steilen ersten Aufstieg. Noch die letzten Treppen und schon liegt eins der schönsten Siebengebirgspanoramen vor mir. Der Blick schweift über mein späteres Wandergebiet, den Rhein, das Ahrtal bis in die Eifel, auf Bonn und den Rheinbogen und in den Westerwald hinüber.

Der Blick nach Bonn

Die Terrasse hier ist gut besucht, doch für mich geht es über den Zuweg wieder hinab in Richtung Wasserfall.

Wild & UrigHinter der Stuttgarter Hütte halte ich mich links und folge einem meiner Lieblingspfade. Lediglich ein Wanderer kommt mir entgegen, dann habe ich diesen urigen Abschnitt ganz für mich alleine.

Wer noch nie hier war, wird sich wundern: Das Totholz, die Windbruchflächen, die grünen Tannen etwas oberhalb und die zarten Gräser hauchen dem ganzen zwar keine Frühlingsatmosphäre ein, aber man glaubt, sich in einer komplett anderen Gegend aufzuhalten. Das Tempo drosselt man dann automatisch.

HuflattichIch entdecke ein einzelnes Blümchen: Ganz versteckt und in strahlendem Gelb leuchtet ein Hufflattich zwischen den Gräsern heraus.

Nur wenige Meter weiter, steht Lungenkraut am Wegesrand. Die Ameisen sind auch ganz emsig und freuen sich über die warmen Temperaturen. Unermüdlich wuseln sie um den Baumstumpf und machen Frühjahrsputz.

Brücke über die L331Von hier geht es auf frisch geschotterten Wegen zur Eduard-Spoelgen Hütte und in Richtung Brücke, welche die L331 quert.

Hier wurden wohl vor kurzem Fichten geschlagen und mir steigt der wohlige Harzgeruch in die Nase.

Unter der Brücke düsen Autos vorbei, vermutlich freut sich heute jeder über einen frühen Feierabend.

es geht wieder hinaufMein nächstes Ziel ist das Milchhäuschen. Allerdings folge ich nicht dem Rheinsteig, sondern halte mich an der Bruckenhütte rechts und folge dem Weg hinauf.

In einigen Kehren, die ich auch mal abkürze, gewinne ich so wieder an Höhe.

Wieder finde ich Frühlingsboten am Wegesrand: Gelbes Scharbockskraut, wechselblättriges Milzkraut in seinen verschiedenen Grünnuancen und die zarten Blüten des Waldsauerklees, die an einem vermodernden Baumstumpf wachsen. Ob es dort auch vierblättrige Kleeblätter gibt? Statt das zu überprüfen, konzentriere ich mich lieber darauf, die Blüten abzulichten.

Waldsauerklee

Das MilchhäuschenDanach darf ich durch ein offenes Waldstück laufen, zweige einen Pfad ab und habe mein erstes Einkehrziel – das Milchhäuschen – erreicht.

Ein Latte Macchiato geht immer und so genieße ich, wie alle anderen Gäste den sonnigen Nachmittag.
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Dr.-Eduard-von-Gartzen HütteVon hier aus folge ich dann der blauen Rheinsteig-Markierung, nehme aber noch den Pfad zur Dr.-Eduard-von-Gartzen Hütte mit.

Naja, eine Hütte kann man das kaum nennen, es ist eher ein Steinmonument mit Säulen.

Mal was anderes 😉

Es grünt... HerrlichJedenfalls hat man von hier einen super Blick auf den Drachenfels und die Felder rund um Wachtberg auf der anderen Rheinseite.

Sogar die ersten Ahornblätter kann ich hier finden.

Zart falten sie sich aus den Knospen heraus und läuten ihrerseits den Frühling ein.

SchallenbergIch folge dem schmalen und felsigen Pfad zum Schallenberg und seinem Gipfelkreuz.

Auch wenn es hier grade mal 310m hoch ist, hat es was von Alpenfeeling.

Ein kurzes Stück hinab, dann darf der Rheinsteig mich wieder begleiten, um gemeinsam den Geisberg zu erklimmen.

Der Blick von hier ist auch wieder klasse und neben der Rheininsel Nonnenwerth schaut man auf den Rolandsbogen und den Rodderberg.

Aussicht vom Gleisberg

Jetzt geht es steil hinab und an der Lietschen-Hütte sag ich dem Rheinsteig „Adieu“ und halte mich rechts in Richtung Jungfernhard um von dem schmalen Pfad einen Blick auf die Löwenburg werfen zu können.

Userotts-WieseDann geht es auf dem Kölner Weg weiter. An der Userotts-Wiese gehe ich links vorbei.

Eigentlich will ich den Weg links nehmen, stelle aber fest, dass hier Forstarbeiten stattgefunden haben und der Weg kaum begehbar ist.

Also plane ich um und folge einem schmalen Pfad zwischen Buchen hinauf. (Am Beginn des Pfades ist am ersten Baum ein orangener Pfeil aufgesprüht, dort geht es rein)

ein herrlicher Pfad hinaufDieser bringt mich nach einer Waldbruchfläche, auf der neu aufgeforstet wird, an einer Bank zum Rheinsteig-Zuweg.

Ein wunderschöner Pfad, der mich in Kehren weiter aufwärts zu einem weiteren Highlight bringt: Der Erpelntalskopf.

Auf dem Schild, das über die Aussichten aufklärt, steht „Drei-Seen-Blick“ am Lohrberg, doch den hab ich noch nicht ganz bestiegen und mache es mir hier erst mal gemütlich.

Drei-Seen-BlickIch mag diesen Platz, auch wenn einige Bäume die Aussicht unterbrechen.

Bevor ich was trinke mache ich einige Fotos, denn noch ist niemand da. Im Laufe der Zeit trudeln die ein oder anderen Spaziergänger ein und so nimmt ein älteres Ehepaar auf der Bank Platz und schaut in die Ferne. Das Motiv gefällt mir sogar noch besser, als mit einer leeren Bank.

Ein Platz für Glücksmomente

Ein weiteres Ehepaar trifft ein und bittet mich ein Bild von Ihnen zu machen. Dem Wunsch komme ich gerne nach und sehe nach erfolgreichem Tun in glückliche Gesichter. Ich sag ja, es brauch manchmal wenig für das kleine Glück 🙂

Keine Ahnung, wie lang ich dort gesessenTannenwald habe, es wird ne gute halbe Stunde gewesen sein.

Auf mich wartet lediglich der Schlussakkord, der aus einem Pfad hinauf zum Lohrberggipfel führt (wirklich zu sehen gibt es da nix) und dann in Kehren durch einen Tannenwald wieder hinunter bringt.

Am Forsthaus Lohrberg vorbei habe ich nach gut 4 Stunden dann wieder den Parkplatz erreicht.

Sonniger PlatzDa der Biergarten am Margaretenkreuz herrlich in der Sonne liegt, schließe ich die Wanderung dort ab.

Ja, diese Nachmittagswanderung hat mir einen wunderschönen Tag mit vielen Glücksmomenten beschert.

Aber das hätte bei so herrlichem Wetter sicher auch an jedem anderen Tag im Jahr funktioniert.

Mein Fazit:

Eine abwechslungsreiche Runde mit insgesamt 9,3 km und gut 410hm. An den meisten Abschnitten konnte ich – trotz des regen Besuchs – sogar alleine unterwegs sein. Die Hotspots beschränken sich eher auf den Ölberg, das Milchhäuschen und rund um die Margarethenhöhe.

Pfad vom Geisberg hinabMehr als 60% der Runde besteht aus Pfaden, der Rest sind Schotter- oder befestigte Waldwege.

Aber welcher der Aussichtspunkte jetzt der schönste ist, kann ich nur aus dem Bauch raus beantworten: für mich war es der Ernepeltalskopf. Vielleicht einfach deshalb, weil er so „ungewöhnlich“ ist.

Der Natur merkt man jedenfalls an, dass der Regen ganz dringend fehlt. Haben wir vor Wochen noch über matschige Waldwege geschimpft, ist derzeit alles knochentrocken.

Blick auf die andere RheinseiteBei mir zuhause auf dem Heiderhof (linksrheinisch), welcher grade mal 5km Luftlinie entfernt vom Siebengebirge liegt, ist es jedenfalls bereits deutlich „Grüner“.

In Gesprächen mit Kollegen diese Woche haben wir festgestellt, dass linksrheinisch – zwar nicht viel – aber doch mehr Regen runter gekommen ist. Der Wald ist derzeit für jeden Tropfen dankbar.

Anhand meiner heute etwas ausführlicheren Beschreibung sollte man die Tour auch mit Wanderkarte oder ausgedruckter Karte von GPSies (hier der Track) bzw. des  folgenden Printscreens gehen können.

Achtung: Wer von der A3 (Abf. Siebengebirge) anreist, sollte bei der Rückfahrt zur Autobahn hinter dem Ortsschild „Ittenbach“ auf den kleinen Knipserkasten achten und brav die 50 einhalten 😉

Ich wünsche jedenfalls viel Freude bei der Suche nach dem Wanderglück im Siebengebirge 🙂

Wanderkarte_Siebengebirge_Maerz_2014

In der Galerie gibt es alle Fotos von den zahlreichen Blüten, Blättern und Aussichtspunkten

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Über Angelica Hocke

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15 Antworten zu Glücklicher Frühlingsanfang im Siebengebirge

  1. Elke Weber schreibt:

    Da ich kein GPS habe bin ich dir für die ausführliche Beschreibung sehr dankbar. Die Bilder und der Bericht laden jedenfalls zum Nachwandern ein und ich werde das sicherlich mal Sonntags morgens auf dem Weg nach Niederkassel mithilfe deines Berichts und der Wanderkarte ausprobieren.
    Liebe Grüße
    Elke

    • Angelica Hocke schreibt:

      Dank Dir Elke. Da bleibt mir nur, Dir eine schöne Tour mit zahlreichen Glücksmomenten zu wünschen. Gib danach doch bitte Rückmeldung, wie Du zurecht gekommen bist.
      Schönes Wochenende und liebe Grüße
      Angelica

      • Elke Weber schreibt:

        Das mache ich gerne Angelica. Kann aber ein bisschen dauern. Ich würde die Tour damit verbinden, wenn ich an einem Sonntag nach Niederkassel zum Tanzen fahre. Vom Siegerland ist die Fahrt ja sonst recht weit. Die nächsten 2 Sonntage muss ich schon mal sicher arbeiten. Und das Wetter muss ja auch noch mitspielen. Zumindestens trocken sollte es sein.
        Ich wünsche Dir auch ein schönes Wochenende
        Liebe Grüße
        Elke

        • Angelica Hocke schreibt:

          Bloss kein Stress. Der Weg läuft ja nicht weg, sag ich immer 😉
          Mich würde wirklich interessieren, wie Du ohne GPS zurecht kommst. Und in ein paar Wochen wird dort alles grün sein 🙂

          • Elke Weber schreibt:

            Hallo Angelika,
            Wanderglück gefunden :-D. Danke für deine genaue Beschreibung. Eine wirklich tolle Tour. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich gedacht oder gesagt habe: „Oh, wie schööööön.“. Mit der ausgedruckten Karte von GPSies und deiner Beschreibung hat alles prima geklappt. Weil ich noch jede Menge Zeit hatte, habe ich noch einen Schlenker über die Löwenburg mit ihrer genialen Aussicht eingebaut.
            LG Elke

          • Angelica Hocke schreibt:

            Hallo Elke
            hab gestern an Dich gedacht und mal ins Siebengebirge rüber gewunken 😉
            Freut mich, das Du so gut zurecht gekommen bist und einen schönen Tag hattest.
            Die Löwenburg ist natürlich immer einen Abstecher wert.
            Herzliche Grüße Angelica

  2. mwhikingtrail schreibt:

    „Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das schönste Glück auf Erden.“
    Zitat Carl Spitteler

    Wenn ich unterwegs bin bin ich auch glücklich

  3. Walter Geis schreibt:

    Hallo Angelika, um in Deinem Sprachgebrauch zu bleiben: Glück ist (auch), eine solche Seite zu finden (ich kenne sie seit längerem) und dann die exzellente Beschreibung zu nutzen. Dies habe ich heute getan. Ich habe aus dem hessischen zwar einen längeren Anfahrtsweg (90 km) als Du, aber jeder Kilometer war es wert und ich haben jeden (wenn auch teilweise schweißtreibenden) Wandermeter genossen. Vielen Dank für die Anregung; ein klasse Naturerlebnis.
    Und, falls er es liest: Gruß an den zeitweiligen „einheimischen“ Wanderbegleiter (er war mit Deinen Tracking-Daten unterwegs), der mir auf nette Weise die „links- bzw. rechtsrheinischen Beziehungen“ erklärt hat. er weiß schon, was gemeint ist.

    Grüße aus Limburg Walter Geis

    • Angelica Hocke schreibt:

      Hallo Walter
      Dein Kommentar zaubert mir ein „glückliches“ Lächeln auf die Lippen und es freut mich riesig, das Du so einen herrlichen Tag bei uns im Siebengebirge verbringen konntest.
      Da bin ich gespannt, ob Dein „Wanderbegleiter“ sich auch mal hier meldet 😉
      Herzliche Grüße & vielen Dank nach Hessen – Wünsche ein superschönes Wochenende
      Angelica

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  6. sabine schreibt:

    heute sind wir deine tour nachgewandert. haben alle wege gut gefunden, ohne gps.
    leider ist dieses jahr der frühling noch nicht so weit fortgeschritten.
    lg sabine

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