Die meisten Leser haben sicher schon einmal eine OpenStreetMap Karte gesehen. Im Zweifel über die Links zu meinen Touren bei GPSies oder anderswo im Netz. Andere sind selber schon mit GPS unterwegs und kennen und nutzen diese Karten bereits.
Durch einen Kommentar von Meik hier im Blog, der sich anbot, die von mir in einem Track eingezeichneten Bänke in das System einzutragen, kam mir die Idee da mal ein bisschen genauer zu recherchieren.
Da ich diese Karten ja auch regelmäßig nutze, hab ich mich – insbesondere mit Meiks Unterstützung – ein wenig schlau gemacht:
Was ist OpenStreetMap eigentlich?
OpenStreetMap ist ein Geoinformationssystem, sozusagen eine Art Wikipedia für Karten. Da es zum Teil rechtliche Beschränkungen bei der Nutzung von Karten gibt, wurde dieses Projekt im Jahre 2004 von Steve Coast ins Leben gerufen. Somit stehen die Karten nun jedem, der sie benötigt zur Verfügung.
Da diese Daten von über 1,1 Mio. Usern auf der ganzen Welt (fast) im Minutentakt eingepflegt werden, ist mittlerweile eine riesige Datenbank entstanden. So sind diese Karten zum Teil aktueller, als es z.B. kartografische Karten von Landesvermessungsämtern sein können.
Da die Daten allerdings per GPS ermittelt sind, können sie nie so hundertprozentig genau sein, wie die von den LVermA, aber genau genug zur Tourenplanung. Wobei es natürlich Regionen gibt, die deutlich besser gepflegt sind, als andere.
Verschiedene Karten für verschiedene Ansprüche
Es gibt verschiedene Arten von Karten, die alle auf den Daten von OpenStreetMap basieren. Da ist zum einen die von mir bevorzugte „OpenCycleMap“ Karte, auf der sogar die Höhenlinien eingezeichnet sind. Beim Wandern für mich jedenfalls hilfreicher als die puristische OpenStreetMap Karte.
Dann gibt es noch die „HikeBikeMap“ und die „Wanderreitkarte“, die oft von Wanderern für Ihr GPS-Gerät genutzt wird. Je nach Portal (wie z.B. GPSies) oder App (EveryTrail) werden verschiedene Karten zur Darstellung genutzt.
Die eine nimmt Höhenlinien mit rein, andere verzichten darauf. Auch die Zeiträume der Aktualisierungen sind unterschiedlich. Das kann täglich passieren, andere aktualisieren nur monatlich.
Mir selber war das vorher auch nicht so bewusst, sonst hätte ich bei einer meiner Touren vorab bereits gewusst, das der Heimatblick mittlerweile geschlossen und die Wege Drumherum gesperrt sind, was man wunderbar in der OSM-Karte erkennen kann.
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Was die Optik der unterschiedlichen Karten betrifft, hat sicher jeder seine eigenen Vorlieben.
Die Grunddaten sind dieselben, da sich alle aus derselben Datenbank bedienen und jede nur die, für die jeweilige Nutzung infrage kommenden Objekte, integrieren. Dadurch bedingt entsteht die verschiedene Optik der Karten.
Wer so richtig tief in die Materie einsteigt, kann so auch Karten nach seinen eigenen Bedürfnissen erstellen und selektiert die für ihn nötigen Daten. Das ist aber nicht so einfach, wie sich das anhört, sondern ganz großes Kino und sowohl mit einem immensen Fachwissen als auch enormen Zeitaufwand verbunden.
Wie werden die Karten überhaupt erstellt?
Hier möchte ich nicht ganz so tief in die Materie einsteigen, sondern das Thema einfach nur kurz anreißen.
Wenn Meik z.B. ne Runde mit dem MTB um die Brühler Seen gefahren ist und sowohl seinen Track als auch bestimmte Stellen in seinem GPS-Gerät als Waypoint (Wegepunkt) gesetzt hat, überträgt er die Daten in dem passenden Programm JOSM (welches auf Java basiert).
Zunächst werden die Tracks, also der Weg erfasst. Dazu muss dann bestimmt werden um welche Art von Weg es sich handelt: Asphalt, Feldweg, Pfad, etc.?
Wie ist der Weg beschaffen? Fest, weich, zugewachsen usw.. Da gibt es eine Menge von Möglichkeiten. Sogar Schwierigkeitsgrade für MTB können dort eingetragen werden, Hangneigung und was weiß ich…
Als ich das Programm bei Meik auf dem Laptop gesehen habe, war mir nur annähernd klar, wie Komplex das ganze ist, zumal man am Anfang lediglich eine farbige Linie auf schwarzem Hintergrund sieht und sich die passenden Daten im Hintergrund erst dazu laden muss.
Auch die Ebene des Weges muss festgelegt werden, denn es könnte sich ja auch um eine Brücke handeln, so das dieser Weg über einem anderen liegt.
Sollte dem nicht so sein, müssen noch Verbindungen gesetzt werden, damit die Datenbank weiß (so schlau ist die selber nämlich nicht) das man von dem einen Weg auch auf den neu gesetzten Pfad gelangen kann.
Wie man sieht, gibt es neben dem sehr umfangreichen Programm mit dem diese Daten eingepflegt werden eine Menge zu beachten.
Die Wege können sogar benannt werden. Sicher habt Ihr schon Mal gesehen, das in den Karten z.B. der „Rheinsteig“ steht oder der „Natursteig Sieg“. All diese Infos haben die User dort eingepflegt.
Auch Aussichtspunkte oder eben Bänke sind dort erfasst und werden auf den Karten angezeigt. Wichtig für die Orientierung sind noch so Dinge wie Strommasten bzw. Leitungen, die ebenso auf den Karten zu finden sind. Bei einer normalen Wanderkarte wird man diese nicht finden.
Grundsätzlich dürfen nur selber erstellte Tracks eingepflegt werden, es sei denn der Ersteller eines Tracks gibt dem Datenbankanwender die Freigabe (Verwertungsrechte) dazu, seine Daten zu nutzen.
Fazit:
Die OpenStreetMap Karten sind prima geeignet um Touren vorzuplanen, im Web anzuzeigen und sich unterwegs – ob per App oder GPS-Gerät – zu orientieren. Trotzdem kann es nicht schaden, eine Wanderkarte im Rucksack dabei zu haben 😉
Ich bin echt beeindruckt und find es genial, das es so viele Leute gibt, die sich dort ehrenamtlich engagieren.
Mir fehlt leider die Zeit dort selber aktiv zu sein, aber wenn ich hin- und wieder mit meinen aufgezeichneten Daten ein wenig beisteuern kann, ist das ja auch schon Mal was. Daher von mir ein großes Dankeschön an alle, die dort die Datenbank auf dem neuesten Stand halten!
Natürlich geht auch ein herzlicher Dank an Meik, der sich letzten Samstag die Zeit genommen hat mir die Materie etwas näher zu bringen, ein paar Dinge zu zeigen und ausführlich zu erklären. Hab glatt vergessen den leckeren Erdbeerkuchen, den ich dort bekommen habe, zu fotografieren. Die Kuchenbild-Freunde mögen mir dies verzeihen
Jeder der möchte und die Zeit hat kann sich dort ebenfalls einbringen und Daten einpflegen. Im Raum Bonn gibt es regelmäßige Stammtische (die sind allerdings eher was für die Hardliner). Sollte es genügend Interessenten unter meinen Leser geben, wollen die Bonner sogar einen „Workshop für Anfänger“ anbieten. Das nenn ich doch mal ne Maßnahme!
Also: wer Interesse hat, kann sich gerne an mich wenden, ich leite das dann an Meik weiter.
Hier noch einige informative Links:
- Eine Auflistung aller Objekte, die dort so eingepflegt werden. Sogar Abfalleimer können eingetragen werden 😉
- OSM zum schnuppern – Beginners Guide
Vielen Dank für den informativen Hintergrundbericht. Du hast geschrieben „Ich bin echt beeindruckt und find es genial, das es so viele Leute gibt, die sich dort ehrenamtlich engagieren.“ – und ich finde, das gilt auch für Dich. Du tust hier eine ganze Menge für uns „normale“ Wanderer. Dafür ein herzliches Dankeschön!
LG Ebi
Hallo Ebi
Vielen lieben Dank 😳
Allerdings bin ich ja selber einfach neugierig und interessiere mich auch für solche Dinge. Mag dran liegen, das ich mit „Was ist Was“ Büchern groß geworden bin 😆
Und wenn ich die Infos eh schon hab, kann ich sie hier auch in den Blog tippseln 😉
Herzliche Grüße Angelica
Ich möchte mich Eberhard Breinlinger anschließen und auch mal Danke sagen. Ich lese Deinen Blog jetzt schon recht lange und habe mir immer wieder Anregungen holen können. Da ich auch in Bonn wohne ist das optimal! Ich frage mich zwar immer wieder, wo Du die Zeit hernimmst, freue mich aber über jeden Bericht. Weiter so und Dankeschön!
Herzlichen Dank *rotwerd*
Hi Angelica,
in Bonn soll es einen OSM-Stammtisch geben. Leider kannte ich nur eine einzige Person (Cacher), die daran teilgenommen hat. Und dieser Cacher ist leider vor einigen Jahren verstorben.
Wenn’s Dich intressiert, findest sicherlich im I-Net reichlich Info’s über den Bonner-OSM-Stammtisch.
Der Stammtisch ist übrigens mit ein Grund, warum die OSM-Karten im Raum Bonn/Ahr/… so hervoragend sind – zumindest im Vergleich zur neusten Garmin-Topo-Karte.
Grüssis
Wilfried
Hallo Wilfried
Klar, den Stammtisch gibt es. Meik hat auf dem letzten Stammtisch meine Idee für den Artikel vorgetragen und dann kam der Vorschlag bei genügend Interessenten einen „Workshop für Anfänger“ zu machen.
Hier die Region scheint auch gut ausgebaut zu sein. Das sieht woanders allerdings nicht ganz so gut aus.
Letztes Jahr hat mich ein Leser bzgl. meiner Tracks im Hunsrück angeschrieben und um Freigabe gebeten, da dort nicht genügend Daten vorliegen. Die Ecke wäre sicher noch ausbaufähig. Aber vielleicht liest ja hier jemand mit, der dort unterstützen mag?
Liebe Grüße Angelica
Hi Angelica,
jetzt muss ich mich doch auch glatt mal hier in den Kommentaren melden 😉
Ich bin zwar so gar nicht aus Deiner Gegend sondern aus dem Raum Wien lese Deinen Blog aber trotzdem brav mit. Die Fotos sind einfach immer einen Blick wert! 🙂
Aber eigentlich geht’s ja um’s „Kartenzeichnen“ (auch „mappen“ genannt). Ich bin selbst auch als Mapper in der OSM aktiv (je nachdem wie es sich halt ausgeht) und möchte auf 2 Punkte aus Deinem Artikel gerne etwas näher eingehen. Aber nicht zu nah, keine Angst! *gg*
Zum ersten die Stromleitungen. Diese sollten – wie auch Eisenbahnlinien – in guten Topografischen Karten eingezeichnet sein! Und zwar aus dem einfachen Grund weil diese beiden Merkmale meist so ziemlich das unveränderichste in der Landschaft sind und daher gut zur Orientierung dienen. Und in den Karten von den Landesvermessungsämtern (bei uns ist es das Amt für Eich- und Vermessungswesen) sind die normalerweise auch drinnen. Zumindest soweit ich diese Karten kenne.
Der zweite Punkt betrifft Deine GPS-Tracks.
Da Du die ja ohnehin schon immer bei GPSies.com einstellst, kannst Du sie von dort aus auch ganz schnell dem OSM-Projekt zur Verfügung stellen. Dazu gibt es in der Streckenansicht den Button „An Openstreetmap senden“ rechts neben dem Höhenprofil. Dann übträgt GPSies.com den Track anonymisiert an die OSM und die aktiven Mapper können darauf zugreifen.
So kannst Du das Projekt auch unterstützen, ohne selbst „Hand anlegen“ zu müssen. 🙂
LG aus Niederösterreich,
Chris
Ihr seid echt Klasse! *thumbsup*
Danke für den Tipp. Das werde ich mir mal in Ruhe ansehen und peu a peu die ganzen Strecken nachpflegen. Na, da hab ich ja dann gut zu tun
Danke fürs Lob und den informativen Kommentar.
Viele Grüße nach Wien
Angelica
Hat dies auf Deutsche Wanderjugend im Eifelverein rebloggt und kommentierte:
Hier noch einmal ein Hinweis auf den Blog „Wandernbonn“ mit einem Blick hinter die Kullissen von Openstreetmap:
Hallo Angelica,
Danke für diese Einführung und die Links und auch Danke an Christian Heiss, dass man so einfach beitragen kann. Ich war inzwischen ein paar Mal auf Sardinien zum wandern und die Kartengrundlagen dort sind „unterirdisch“. Letztes Mal war ich insgesamt noch nicht fit genug mit der Technik um meine Tracks aufzuzeichnen und zu speichern usw. Dieses Jahr ist das aber mein fester Vorsatz. Größtenteils sind die Wanderwege nicht in den Karten eingezeichnet (ich habe jedenfalls keine gefunden), da kann man sich austoben…
Viele Grüße, Viviane
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