Letzten Samstag wollte ich einige neue Abschnitte im Ahrtal erkunden. Als Grundlage diente eine Strecke, die Naturaktiverleben auf ihrer Webseite veröffentlich hat und welche von Kesseling aus nach Ahrbrück und zum Steinerberghaus links und rechts oberhalb des Kesselinger Tals führt.
Den Startpunkt und den Routenverlauf habe ich dann ein wenig verändert, da ich ab dem Steinerberg lieber nach weiteren, mir noch unbekannten, Wegen Ausschau halten wollte.
Nach einer halben Stunde Anfahrt, konnte ich den Wagen in Ahrbrück parken und folge Weg Nr. 3 durch das Wohngebiet.
Der Markierung folgend geht es eine Straße hinauf und bald habe ich einen naturbelassenen Weg vor mir, der mich in einigen Kehren und teils durch offenen Wald bringt.
Es ist herrlich ruhig hier und Pfade wechseln sich mit Waldwegen ab. Zum Teil geht es durch herrlichen Tannenwald und über Wege, die von Ginsterbüschen gesäumt sind, weiter hinauf.
Hier oben finde ich auch meine geliebten Kiefern und die Zapfen knacksen unter meinen Sohlen.
Leider sind die meisten Blüten des Fingerhutes bereits verblüht. Ein paar wenige Exemplare finde ich jedoch und kann sie in aller Ruhe ablichten.
Es geht durch einen verträumten Abschnitt durch den Wald, dann erreiche ich offenes Gelände. Ein herrlicher Sommertag und der Weg, der mich durch wieder durch die Sonne leitet, schmiegt sich förmlich an die Landschaft.
Ein paar Flattermänner sind an einer Distel zugange und eine gelb blühende Königskerze wartet stolz am Wegesrand auf. Auch im nun folgenden kurzen Waldabschnitt über den Weg Nr. 4 gibt es einiges zu entdecken, wie dieser Baumrest, der vermutlich einem Sturm zum Opfer gefallen ist.
Ich trete den kleinen Abstecher durch den herrlichen Ginsterpfad an und kann hier oben am Rott bis zum Steinerberghaus blicken.
Ob ich dieses Mal Glück habe und dort in der Sonne sitzen kann?
Bei den letzten Touren hat mich Petrus immer irgendwie im Stich gelassen und mir die herrliche Aussicht von dort oben mehr oder weniger verwehrt.
Aber bis dorthin ist es noch ein gutes Stück, also nutze ich diese herrliche Stimmung hier oben, mache eine Rast und werfe einen Blick in die Wanderkarte.
Danach geht es wieder hinab. Der Weg offenbart mir immer wieder einen Blick auf den Steinerberg und die Federn eines Eichelhähers, der hier offenbar sein Leben lassen musste.
Doch bevor ich mir viele Gedanken über den Vogel machen kann, entdecke ich ein paar Meter weiter die winzigen Blüten des Berg-Sandglöckchens, die mitten auf dem Weg zwischen dem Gras hervorblitzen.
Beschwingt bin ich unterwegs und stelle mein Stativ für ein weiteres Selbstknipserfoto auf.
Die Kamera wird entsprechend eingestellt und ich laufe flott zurück um fröhlich in die Kamera zu lachen.
Das Bild ist im Kasten, doch beim Versuch ein weiteres Foto vom Wanderweg aufzunehmen, motzt die Kamera „Objektivfehler“ und selbiges fährt einfach nicht mehr ein…
Also Akku raus, kurz gewartet und wieder reingeschoben. Beim Anschalten dann derselbe Fehler. Hm, das sah nicht gut aus…
„Da lächelst Du mal nett in die Kamera und dann das.“ Ich gebe zu: gefuxt hat es mich schon, aber da ich ja letztendlich für mich wandere und nicht wegen der Fotos, musste ich wohl oder übel dann das Handy nehmen, um Euch wenigstens ein paar Eindrücke der restlichen Route mitzubringen.
Ein paar mal habe ich es noch versucht und die Kamera dann im Rucksack verstaut.
Der Weg bringt mich weiter hinab, bis ich an einen kleinen Rastplatz gelange, der in einer Kehre mit Tisch und Unterstand aufwartet.
Bis nach Kesseling ist es jetzt nicht mehr weit und ich schlendere kurz durch den kleinen Ort.
Etwas versteckt geht es jetzt zwischen zwei Häusern einen Pfad hinauf. Von hier aus habe ich einen guten Blick in das Tal und die Ortschaft und gelange auf einen Querweg mit einer Bank, dem ich laut GPS-Track eigentlich nach rechts folgen müsste.
Doch direkt vor mir führt ein kaum sichtbarer, schmaler Pfad hinauf.
Meiner Neugier ist es geschuldet, das ich natürlich nicht dem eigentlichen Weg, sondern natürlich diesem abenteuerlich anmutenden Pfad folge.
Puh, hier muss man ein wenig aufpassen, den links geht es ordentlich steil hinab. Der Pfad ist zwar ordentlich zugewachsen, aber noch gut zu erkennen.
Die Abkürzung spart mir so zwar einige hundert Wandermeter, führt dafür aber quasi als „Direttissima“ und deutlich steiler als die vorgegebene Route hinauf. Die letzten Meter, bis ich wieder auf die Originalroute treffe, sind gut zugewachsen, aber auch noch mit kurzen Hosen machbar.
Oben angekommen, geht es durch die offene Landschaft und später wieder durch den Wald, bis ich das Steinerberghaus erreicht habe.
Ich suche mir einen schönen Platz auf der Terrasse und besorge mir zunächst eine eiskalte Cola. Mittlerweile hat es sich zugezogen, doch ein wenig Ausblick in das Tal und bis zur Hohen Acht bleibt mir immerhin vergönnt. Sogar den Platz, an dem ich eben noch meine Pause gemacht habe kann ich von hier erkennen.
Eine große dunkle Wolke zieht über uns hinweg, aber immerhin regnet es nicht. Ich bin optimistisch und will einfach abwarten, ob sich die Wolken nicht doch irgendwann verziehen.
Hier oben sitzt man einfach so nett, also versorge ich mich mit Kaffee und selbstgemachtem Apfelkuchen und harre der Dinge, die da kommen. Ab und zu zeigt sich kurz die Sonne, so wirklich aufklaren will es allerdings nicht.
Gut 1,5 Stunden später mache ich mich wieder auf den Weg. Doch Weg Nr. 2 durch das Auschsbachtal zu folgen – wie NAE dies vorgibt – mag ich nicht, da ich diesen schon kenne. Heute will ich „scouten“ und mal eine andere Route ausprobieren.
Also gehe ich über das Hochplateau bis zum höchsten Punkt des Steinerbergs auf 531m und folge dem Wiesenweg hinab bis zur Straße. Auf dem Wiesengelände, das etwas weiter unten liegt, komme ich nicht weiter, also geht es über die Straße weiter hinab, bis ich in einer Kehre auf Weg 1 treffe.
Am Wegesrand entdecke ich noch ein paar Exemplare des Fingerhutes und gelange wieder in einen von Ginster durchsetzten Abschnitt.
Der eigentliche Weg macht nun eine Kehre nach links und bietet noch einen schönen Blick in das Tal.
In meiner Karte ist jedoch noch ein Weg eingezeichnet, der mich näher an Ahrbrück heranführen wird, allerdings ist hier alles ziemlich zugewachsen.
„Was solls“ sag ich mir. Entweder geht es da jetzt weiter oder eben nicht. Zur Not muss ich eben wieder zurückgehen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Der Weg wird schmaler, zeigt teilweise die locker aufgewühlte Erde von Wildschweinen und ich stakse mit meinen kurzen Hosen durch das Grün.
Gemütlich wandern ist eigentlich anders, aber wenn die Sonne sich schon rar macht, bekomme ich so immerhin ein wenig „Abenteuer“ geboten. 😉
Irgendwann gelange ich auch wieder auf den „offiziellen“ Weg Nr. 2, der mich durch das Auschbachtal wieder nach Ahrbrück bringt.
Den Rest der Strecke kenne ich bereits und gelange alsbald zu meinem Wagen.
Mein Fazit:
Für mich war es ein herrlicher Wandertag, auch wenn das Wetter gegen Ende nicht mehr ganz so mitgespielt hat. Nach meinem Urlaub, bei dem ich meinem Bewegungsdrang täglich nachgehen konnte, wurde dieser in meiner ersten Arbeitswoche – insbesondere durch eine 2-tägige Schulung – ordentlich gebremst. Von daher kamen mir die 19km und 650 Höhenmeter an dem Wochenende wie gerufen, um mich wieder „auszutoben“ 😉
Wer „Ruhe und Einsamkeit“ sucht, ist hier richtig. Lediglich um das Steinerberghaus habe ich andere Wanderer getroffen.
Bänke gibt es nur vereinzelt. Dafür wartet die Strecke mit vielen schönen Picknickplätzen auf.
Hier eine kurze Wegbeschreibung: Von Ahrbrück aus folgt man Weg 3 bis hoch zum Rott und später Weg 4 um den Rott rum und bis nach Kesseling hinab. Ab Kesseling geht es den schmalen Pfad zwischen den Häusern hinauf. Nun kann man entscheiden, ob man dem „spannenden Pfad“, so wie ich ihn gewählt habe, hinaufgeht, oder rechts auf Weg 9 und Weg 2 bis zum Steinerberghaus folgt.
Ab dem Steinerberghaus gibt es natürlich mehrere Möglichkeiten: Über Weg Nr. 2 durch das Auschbachtal hinab, oder die Route nehmen, die ich im Dezember von Ahrbrück aus, an der Silvesterhütte vorbei, als Aufstieg genutzt habe (hier der Bericht).
Für mich eigentlich die schönere Variante, da man dort noch einige tolle Ausblicke in das Kesselinger Tal hat.
Hier der GPS-Track meiner Route (19 km / 650 hm) und der optimierten Alternative incl. Silvesterhütte (18 km / 650 hm). So ca. 5 Stunden reine Wanderzeit sollte man einplanen.
Ob dieser Wandertag jetzt zu „Pleiten, Pech & Wanderpannen“ zählen soll, liegt an der Betrachtungsweise.
Zum einen war ich froh, das ich nicht – wie ursprünglich geplant – eine Anfahrt von über 100km gemacht habe, sondern quasi „mal eben in der Nachbarschaft“ unterwegs war.
Außerdem hätte mir das Problem mit der Kamera auch bei meiner Wanderung in Südtirol passieren können. Von daher hatte ich eher Glück im Unglück und sehe das Ganze als das kleinere Übel. Es ist halt alles eine Frage der Einstellung 😉
Sehr schön Angelica, da fällt mir wieder ein dass da doch noch was war 😉
Liebe Grüsse
Petra
Wir hatten ja auch nicht sonderlich Glück am Steinerberg bei unserer Engels-Tour.
Holen wir irgendwann bei Sonnenschein nach 😉
Liebe Grüße Angelica
Hallo Angelica, wie ärgerlich mit der Kamera. Hast Du sie wieder hin bekommen? Ich bin auch froh, dass man heutzutage für den Notfall immer die Handykamera hat… 🙂 Wir waren eine Woche vorher im Ahrgebirge und auf dem Steinerberg. Ab und zu „muss“ ich da hin. Deine Bilder lassen mich daran denken. Zumal wir uns heute das Wandern verkniffen haben – die Sperrung der A 3 führt vor unserer Haustür zum Verkehrschaos und wir würden wohl nur schwer nach Hause kommen. Da träume ich besonders gerne mit Deinen Bildern „von besseren Zeiten“. Und mir fällt es auch schwer, nach einem Wanderurlaub wieder 5 Tage die Woche „still zu sitzen“. Viele liebe Grüße, Viviane
Hallo Viviane
Nein, die macht keinen Muks mehr. Hab grad eine zum Testen hier, bin aber nach der Tour heute noch nicht 100% überzeugt.
Das Ahrtal lockt mich auch immer wieder, aber der Steinerberg könnte ruhig mal was „freundlicher“ zu mir sein 😉
Dir noch einen entspannten Abend und liebe Grüße
Angelica
Das mit dem Steinerberg kenne ich auch. Als wir das allererste Mal da waren hat er sich von seiner schönsten Seite gezeigt. Danach wollten natürlich immer wieder dieses Sonnen- und Fernsichtparadies erleben – und nie wurde es uns gegönnt. Nebel, plötzlich aufziehende Wolken… Erst letztens war er wieder zuvorkommend mit Fernsicht und Sonne – da hatten wir sogar die ganze Wiese für uns alleine. War den Anderen wohl zu heiß 😉
Liebe Grüße
Das sind dann halt die besonderen Momente 🙂
Hallo Angelica..
schöne Tour, mal querfeld ein… ist doch mal was nettes. Dat mit der Camara ist ja net so dolle.
Wer wohl auch mal wieder as Ahrtal aufsuchen.
Gruß Rolf aus Krefeld
Hallo Rolf
Soviel Querfeldein war es ja nicht, eher ein staksen über zugewachsene Pfade 😉
Dank Dir und liebe Grüße
Angelica
Liebste Angelica,
mal wieder wundervoll Dein virtueller Reisebegleiter gewesen sein zu dürfen.
Schade, daß man noch keine Düfte über das Netz verbreiten kann – aber dieser etwas lieblich-süßliche Geruch der Kiefern und Zapfen kriechen durch meine Nase und erinnern mich an viele Touren in Dänemark wo man diesen Duft auch oft auf Wanderungen wahrnehmen kann.
Mir gefällt die Tour so gut, habe den Track mal gleich in mein BaseCamp geladen – vielleicht werde ich die Stecke im Oktober mal laufen wenn ich mal wieder in Rieden verweile.
Dir einen superguten Start in die Woche und laß Dich nicht wieder durch Schulungen etc. aus dem Rhythmus bringen 😉 .
Ganz liebe Grüße aus dem Norden
Ralf
Hallo Ralf
wenn man Leser wie Dich hat, die sich direkt wieder an einen solchen Duft erinnern können, brauch es ganz sicher kein „Duftinternet“ 😉
Was ich übrigens auch liebe – auch wenn es mit Wandern jetzt nix zu tun hat – wenn bei uns um das Büro die Wiesen frisch gemäht werden… Dann heißt es Fenster öffnen und tief einatmen 🙂
Dank Dir und ganz liebe Grüße zurück
Angelica
Pingback: Bonner Linktipp-Rückblick: Die Reise-Rundschau | Bundesstadt.com
Danke für diese Empfehlung!!
Auf der Suche nach einer überschaubaren Runde für meinen Hund Bolle und mich in der Nähe von Bonn bin heute eher zufällig auf diese Seite gekommen. Die Bilder sahen toll aus, den Text habe ich aber (leider) nur überflogen und die alternative Route als GPX runtergeladen – und etwa 10 Minuten später war ich schon im Auto in Richtung Ahrbrück unterwegs.
Hätte ich aufmerksamer gelesen, dann wäre ich ebenfalls die Runde von Ahrbrück aus gegen den Uhrzeigersinn gegangen – stattdessen war ich schon nach ca 6km beim echt empfehlenswerten Steinerberghaus. Als ich mir ein Getränk bestellte fiel mir beim Anblick vom selbstgemachten Kuchen wieder das Foto hier ein. Tipp: NICHT daran vorbeigehen 🙂
Der Pfad runter nach Kesseling war durch den Regen der letzten Tage an manchen Stellen sehr rutschig – Trekkingstöcke wären hier hilfreich gewesen – als es ca 3km nach Kesseling wie aus Kübeln an zu regnen fing war ich froh das dieser Teil hinter mir lag. Aufgrund des Wetter habe ich den Weg abgekürzt und bin zu Denner Hüttte gegangen – nach etwa 3,5h Gehzeit war ich wieder in Ahrbrück. Eine tolle Runde die ich bestimmt irgendwann nochmal (und dann wie hier beschrieben) machen werde.
Zuhause habe ich dann den Text nochmal genau gelesen. Der ist wirklich sehr gut und informativ. Eins ist sicher: meinen nächsten Wandertipp hole ich mir ebenfalls von dieser Seite 🙂
Sehr schöne Wanderrunde, auch mit Hund!
Ich bin die Tour am Mo den 15.8.16 gelaufen. Momentan finden Waldarbeiten statt, und zwar kurz nach dem Punkt, wo man in Kesseling zwischen den Häusern auf den kleinen Pfad gelangt. Am Ende dieses schmalen Pfades kommt man auf einen großen Ausbau des Wanderweges, der sich bis hoch zum Steinerberghaus zieht. Hier fahren aktuell Waldmaschinen und, wie ich oben sah, ist der Weg gesperrt für Fußgänger und Outdooraktive. Weil ich von dem schmalen Pfad zwischen den Häusern als Quereisteiger auf den Baustellenweg gelangte, entging ich der Wegsperrung, die vermutlich auch am unteren Ende des Weges zu finden ist. Meiner Einschätzung nach, wird sich diese Baustelle noch eine ganze Weile halten. Hier würde ich versuchen auf Alternativrouten auszuweichen
Mir hat die Runde sehr gut gefallen. Ich habe die Einsamkeit, die schöne Landschaft und herrlichen Ausblicke genossen. Für Wandersleut, die mit Hund unterwegs sind, sei noch gesagt, dass man im Hochsommer Wasser für den Hund mit sich führen sollte. Die Möglichkeit des Auffüllens des Wasservorrats ist unterwegs am nahen Kesselinger Friefhof gegeben.
Danke Angelica, für die Veröffentlichung dieser schönen Runde! 🙂