Traumhafter Herbst in der Schönecker Schweiz

Wer hätte gedacht, dass der 1. November sämtliche Temperaturrekorde brechen würde? Teilweise war es im Rheinland an diesem Feiertag über 24 Grad warm. Für kurze Hosen hätte ich also irgendwo im Bonner Umland bleiben müssen. Ich wollte jedoch in die Eifel, auch wenn mir klar war, dass es dort nicht ganz so warm werden würde.

Die ganze Woche hatte ich mich schon auf eine kuschelige Herbstwanderung gefreut. Eingemummelt in ein warme Fleecejacke durch herbstliche Wälder zu laufen und Job & Alltag, welche mich derzeit ordentlich in Beschlag nehmen, hinter mir zu lassen.

Die Schönecker Schweiz liegt etwa 6 km südlich von Prüm in der Südeifel, ist also schon ein gutes Stück weg von Bonn. Die Tour Nr. 60 – „Schönecker Schweiz – Blütenpracht, Dolomitfelsen und Karstbäche“ von NaturAktivErleben sprach von einer geringen Frequentierung und stand sowieso schon länger auf meiner Liste, passte für diesen sonnigen Feiertag also perfekt.

Als ich gegen kurz nach Zehn am Parkplatz ankam, war lediglich ein weiteres Auto vor Ort und ein Paar mit Hund machte sich auch grade zu einer Wanderung auf. Die beiden gingen weiter geradeaus, für mich ging es direkt an den ersten Anstieg. Bei grade mal 9°C ein willkommener Anlass um mich auf Betriebstemperatur zu bringen.

IMG_4933Ich folgte sowohl der Beschreibung von NAE als auch dem Schneifel-Pfad (einem von 14 Vulkaneifel-Pfaden), der mich heute noch auf weiteren Abschnitten begleiten würde.

Nachdem ich die ersten Höhenmeter im Schatten hinter mir gelassen habe, tauchten schon die ersten frühmorgendlichen Herbstboten auf: Spinnweben, die noch vom Morgentau benetzt waren.

IMG_4944Gleich würde ich in der Sonne laufen dürfen, doch ein paar Meter waren noch zu machen.

Oben angekommen, werfe ich einen Blick zurück: in dem benachbarten Tal wabert noch der Nebel und steigt langsam auf. Eine herrliche Stimmung.

Über Wiesenwege geht es weiter durch die Sonne und schon habe ich das Heidegebiet vor mir liegen: Wacholderbüsche, Kiefern und grüne Wiesen. Der Weg führt mich in Kehren von oben langsam aber stetig hinab.

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Es ist einer dieser Herbsttage, die man einfach nur festhalten möchte. Die Blätter sind bunt gefärbt und ich wünsche mir, dass jedes genau an dieser Stelle bleibt, weil es einfach perfekt ist. Ein Moment, der nie vergehen soll und man ihn einfach „einfrieren“ möchte. Also drossle ich das Tempo automatisch, halte inne und setze immer wieder die Kamera an, um diese Motive einzufangen.

Der Wegeverlauf in diesem Abschnitt lässt mein Wanderherz höher schlagen. Es ist alles im Flow… Nach jeder Kehre wieder neue Eindrücke: der Restnebel, der noch aus dem Tal aufsteigt; das mit zahlreichen Tautropfen benetzte Fangnetz einer Trichterspinne; die Sonne, die herrliche Lichtreflexe setzte. Es ist irgendwie magisch und außer mir kein Mensch unterwegs.

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Der Schneifel-Pfad biegt irgendwann ab, doch für mich geht es weiter die Kehren bis ins Tal hinab um den nächsten Anstieg zur Burg in Angriff zu nehmen.

Oben angekommen geht es auf dem weitläufigen Gelände bis zum Rest eines Turmes, von dem ich einen herrlichen Blick auf Schönecken habe. Zeit für ein paar Fotos und eine erste Rast.

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IMG_5043Von hier führt ein Wiesenweg wieder oberhalb durch das Altburgtal nach Westen und ich kann auf der gegenüberliegenden Seite das Wacholdergebiet, welches ich eben hinab gegangen bin schauen.

Der Weg wird zu einem schmalen Pfad und führt mich weiter hinab in das Tal. Rechts von mir glitzert das Tau auf der Wiese.

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Unten angekommen entdecke ich auch die Rasthütte, an der es abermals hinauf geht. Durch dichten Tannenwald führt der mit Wurzeln versetzte Weg ordentlich steil hinauf. Zwischendurch gibt es immer wieder herbstliche Motive und den Blick auf die freie Landschaft.

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Ein weiterer Waldabschnitt folgt und dann geht es am Waldrand durch die noch feuchten Wiesen entlang. Der Pfad der hier abzweigen soll, ist im weiteren Verlauf durch umgestürzte Bäume versperrt, also laufe ich weiter am Waldrand entlang und gelange dann auch wieder auf die ursprüngliche Strecke.

IMG_5104Ein kurzes Stück nur auf einem breiteren Weg, schon darf ich wieder auf einen schmalen Wiesenweg am Wald entlang wandeln, der mich an einigen moosbesetzten Felsen inmitten von Buchen wieder ins Altburgtal führt.

An einer Brücke geht es über den Bach und hier treffe ich für kurze Zeit wieder auf den Schneifel-Pfad, der mich an imposanten Felsen entlang führt und wieder an Höhe gewinnen lässt.

IMG_5136Doch mein Weg geht irgendwann rechts weiter und ich darf durch herrlich bunten Buchenwald schlendern und gelange auf die Hochebene mit Panoramablick auf die herbstlich gefärbten Wälder der Umgebung.

Nun folgt ein längerer Abschnitt über einen Asphaltweg, vorbei an Pferdekoppeln und einem Gutshof. Rechts über eine Wiese springen 3 Rehe umher, sehen mich, halten inne und machen sich wieder von dannen.

IMG_5159Ein Stück weiter gelange ich wieder auf den Schneifel-Pfad und werde durch das Schalkenbachtal geführt. Vorbei an der Hohl-Ley geht es ohne nennenswerte Höhenunterschiede weiter durch das Tal.

Die Rasthütte liegt leider im Schatten, doch ab und zu trifft auch die Sonne wieder auf den Weg und lässt das goldgelbe Laub erstrahlen.

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Der Schneifel-Pfad biegt hier links ab und für mich geht es weiterhin durch das Tal, bis zur Meyersruh, wo ich über eine kleine Brücke am Schalkenbach entlang geführt werde. Nun dringen auch die Gespräche anderer Wanderer an mein Ohr, die auf der gegenüberliegenden Seite auf dem festen Weg an der Jungfernley vorbei flanieren.

IMG_5227Ich darf weiterhin über Wiesenpfade durch das Tal wandern und gelange erst gegen Ende der Tour über eine Brücke auf den befestigen Weg.

Die letzten herbstlichen Eindrücke werden noch eingefangen: Sei es das Laub auf dem Boden, das unter meinen Sohlen raschelt oder der Bach, der in der Sonne so herrlich glitzert. Was für ein goldiger Start in den sonst grauen November!

Mein Fazit:

Insgesamt war es eine wirklich abwechslungsreiche Runde, auch wenn mir am Schluss ein wenig die Höhenmeter gefehlt haben. Das Highlight natürlich der Abschnitt durch die Wacholderheide und an den herrlichen Kiefern entlang. Eine ideale Tour für Herbst und Winter und mir sind trotz des sonnigen Feiertages lediglich 4 Wanderpaare entgegen gekommen.

Vor allem gab es so viele naturnahe Wege und Pfade, hatte ich oft Wiesen unter den Sohlen und keine Waldautobahnen. Die Wege waren gut zu gehen und nicht matschig, lediglich an den schattigen Pfaden oberhalb des Altburgtals muss man ein bisschen aufpassen.

IMG_4950Die Tour lässt sich auch ohne GPS anhand der Beschreibung von NAE gehen. Dazu am besten die Seite „Streckenabschnitte der Tour“ und die passende Karte dazu ausdrucken.

Leider sind die bei NAE eingezeichneten Bänke nur noch vereinzelt vorhanden und oft nur noch die Betongerüste übrig, auch die Beschilderung der Wege könnte durchaus besser sein. Der Vulkaneifel-Pfad ist hingegen pikobello ausgeschildert.

Was für mich allerdings nicht ganz rund war, das der schönste Abschnitt der Tour durch das Wacholdergebiet am Anfang der Tour lag. Natürlich könnte man jetzt sagen: dann mach ich die Tour einfach andersherum, aber das funktioniert bei dem besagten Abschnitt einfach nicht. Den muss man einfach von oben her kommen und die Kehren hinab nehmen. Ebenso der Pfad, der nach der Burg von oben durch das Tal bis zur Rasthütte führt.

Daher gibt es heute zum einen den Track meiner gelaufenen Tour (15km / 380 hm) als auch eine von mir gebastelte Optimierung (hier), die allerdings 2km kürzer ist. Dadurch bleiben von dem langen Asphaltabschnitt nur noch 500 m der ursprünglich 1,8 km übrig  und der schönste Abschnitt liegt dann auch im letzten Drittel der Tour. 🙂

Hier noch weitere Links:

 

Über Angelica Hocke

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17 Antworten zu Traumhafter Herbst in der Schönecker Schweiz

  1. guidowke schreibt:

    Immer wieder toll, schöne Wanderberichte aus dem Prümer Land zu lesen. Und Schönecken hat seinen Namen wahrlich nicht gestohlen 🙂

  2. Bernd Kessens schreibt:

    Ich ziehe mein Hut vor Dir. Toll geschrieben und nachvollziehbar.

    • Angelica Hocke schreibt:

      Herzlichen Dank.
      Manchmal gibt es einfach das Gefühl, das eine Wanderung nicht ganz rund ist und dann überleg ich halt, was und wie man das optimieren kann. Mich freut, wenn andere dann davon profitieren können.

  3. Kerstin Paulsen schreibt:

    Ich schließe mich Bernd an: Hut ab! Immer so zeitnah geschrieben und sehr schön zu lesen. Macht Sehnsucht. Schaaaaade, dass man nicht überall gleichzeitig sein, laufen und genießen kann! 🙂

  4. Eva schreibt:

    Mit deinen wunderschönen Fotos hast du es perfekt geschafft diesen so besonders schönen Herbst dieses Jahr mit all seiner Farbenpracht einzufangen!
    Ich finde die Laubfärbung dieses Jahr ganz besonders schön.

    Ein wenig beneide ich dich um die Höhenunterschiede auf deinen Strecken – ‚meine‘ Lüneburger Heide ist dagegen doch sehr eben; aber auch sie hat sehr schöne Strecken zu bieten.

    Danke für deinen wunderbaren Bericht!

  5. Lothar Herget schreibt:

    Hallo Angelika,
    das hört sich wirklich gut an, eine wunderschöne Tour, bei traumhaft schönem Wetter.
    Du schreibst, wie ich es nicht anders von dir gewohnt bin bin, als wäre man selbst mitgelaufen.
    Ebenso ein Lob für deine wunderschönen Bilder.
    Ich bin gespannt was als nächstes kommt.
    Lieben Gruß von mir nach Bonn.

  6. mwhikingtrail schreibt:

    Hallo Angelica, sehr schöne Bilder!!

    Es war aber auch ein faszinierendes Licht an diesem 1. November. Auch auf meiner Tour hoch über der Ahr waren kaum Wanderer unterwegs.
    Von mir aus könnte der November so bleiben oder zumindest am Wochenende sich von dieser Seite zeigen.

    LG Michael

  7. rolf schreibt:

    Hallo Angelica
    und wieder ein wunderschöner Wanderbericht und super Bilder.. Ja bei so einem Wetter ziehts einen raus. Wenn nicht immer die lange Hin- und Rückfahrt wäre… so mach ich halt eine lange Radtour hier am Niederrhein, und schmachte deinen nächsten Bericht entgegen.
    Diese Tour werd ich aber bestimmt nachlaufen.
    Möge das Wetter mit uns sein.
    Gruß Rolf

  8. Karin schreibt:

    Was für ein toller Bericht aus meiner Heimat! Und dazu die wunderschönen Bilder … hat mich richtig sentimental gemacht … Hab mir jetzt mal spontan vorgenommen, im nächsten Jahr vielleicht, wenn alles klappt, den Weg mal mit meiner Familie zu gehen. Was meinst du? Ist der Weg auch für Kinder (10 – 14 J.) und alte (aber noch sehr fitte) Personen geeignet? Danke nochmal für den wundervollen Beitrag!

  9. Ingrid schreibt:

    Hallo Angelika!
    Solltest du nochmal in meiner Heimat sein (8 km von Schönecken), so melde dich doch mal. Allerheiligen hätte ich zwar sowieso keine Zeit gehabt, aber vielleicht führt es dich nochmal in diese Region. Ich habe übrigens vor kurzem einen Bericht über den Jakobsweg von Prüm nach Waxweiler (welcher durch eben diese Schönecker Schweiz führt) veröffentlicht.
    Liebe Grüße
    Ingrid

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