Wenn es so was wie das „Gear of the Year“, also mein Lieblingsausrüstungsteil des Jahres, geben würde, die Yeti Attraction stände ganz oben auf der Liste! Was für eine tolle Jacke für so eine Friernase wie mich. Dazu leicht und herrlich unkompliziert. Damit wäre eigentlich alles gesagt, aber es gibt natürlich noch eine Menge mehr zu erzählen.
Die Daunenjacke des deutschen Herstellers Yeti hört auf den Namen Attraction. Bei der Farbe ist der Name Programm. Anfangs war ich entsetzt über dieses „komische“ grün, erntete dann überraschenderweise jede Menge Komplimente.
Diesmal – aber dazu später mehr – hatte ich ausreichend Gelegenheit die Jacke zu testen. Jedenfalls behauptet die Manufaktur mit Sitz im sächsischen Görlitz, die leichtesten & komprimierbarsten Daunenprodukte der Welt herzustellen.
Die Jacke selber ist im H-Kammer Prinzip aufgebaut und verhindert so, das Kältebrücken entstehen. Wenn man sie gegen das Licht hält, kann man das auch gut erkennen.
Das Material und die Daunen
Das besondere an dieser Jacke ist die seidige Außenhaut, die diese abertausende von feinen und warmen Crystal Downs schützen und dafür sorgt, das die nicht hindurch gelangen, wie man das vielleicht von anderen Jacken kennt. Das Material fühlt sich ganz fein und zart an, ist aber stabil genug, wenn man z.B. halb im Gebüsch hängt um Wassertropfen auf Moos abzulichten. 🙄
Dieses Gewebe nennt sich „Next to Nothing“ und ist extrem leicht und formstabil. So wiegt ein Quadratmeter dieses Ripstop-Nylon-Gewebes grade mal 25g. Obwohl so dünn, ist es wasserabweisend und atmungsaktiv.
Was die Daunen angeht, braucht man sich bei Yeti aus ethischer Sicht keine Sorgen zu machen. Yeti überwacht die Aufzucht der freilaufend und artgerecht in Europa aufgezogenen Tiere, die der Fleischgewinnung dienen und bedient sich der Daunen erst nach ihrem Tod. Diese werden bei der Attraction zu einem Mischungsverhältnis 95:5, also 95% Daune, 5% Federn bei einer 800+ Cuin Bauschkraft verarbeitet.
Gewicht & Passform
Ein Hauch von nichts. Grade mal 325gr bringt die Jacke auf die Waage. Man spürt nicht mal, dass man eine Jacke trägt.
Es ist mehr ein sanftes hineingleiten, sobald man in die Jacke reinschlüpft. Nichts behindert, nichts bremst. Die Bündchen an den Armen sitzen stramm aber nicht zu eng, so dass sie keine Luft hindurch lassen.
Diesmal hab ich mich für die Größe S entschieden, obwohl ich sonst eher XS trage. Dadurch sitzt auch der Bereich in den Schultern bei mir weit genug und es passt locker noch ein dickes 200er Fleece darunter ohne einzuengen. Sie trägt nicht auf und ist auch dünn genug um bei starkem Schneefall eine Hardshell darüber zu tragen.
Die Kapuze umschließt den Kopf gut und lässt sich im hinteren Bereich durch einen Zug noch genauer justieren.
Der Reißverschluss fädelt leicht ein und läuft leichtgängig. Wenn es zu warm wird oder man irgendwas in der Tasche der Fleecejacke darunter herausholen möchte, hat man durch den Doppelreißverschluss die Möglichkeit die Jacke im unteren Bereich zu öffnen. In die ausreichend großen Seitentaschen passen die Hände und sogar Handschuhe rein.
Es gibt 2 Innentaschen, die schmal und grade runtergehen und sich oben nicht verschließen lassen, aber prima um das Smartphone oder die Kamera dort hineingleiten zu lassen und so vor der Kälte zu schützen.
Die Jacke lässt sich komplett in die linke Außentasche hineinpacken und findet so immer noch eine Ecke im Rucksack.
Was ich als Frau am meisten schätze, das sie auch hinten lang genug geschnitten ist. Durch den verstellbaren Gummizug im Saum bin ich so super geschützt.
Im Einsatz
Als Ende Oktober das Paket mit der Jacke eintraf, gab es zwar sehr kalte und somit optimale Testbedingungen, ich selber war allerdings erkältet und fiebrig. Das hielt mich aber nicht davon ab, mich nach draußen zu wagen um die frische Luft zu genießen. An dem Tag war es extrem windig und wer selber mal mit Fieber unterwegs war weiß, wie empfindlich man dann ist. Ich fühlte mich draußen jedenfalls gut und winddicht geschützt.
Beim ersten Outdooreinsatz ging es für 3 Tage an die kalte Rhön. Bei einer Pause auf Hessens höchstem Gipfel, der Wasserkuppe, holte ich die Jacke aus dem Rucksack. Obwohl sie 2 Tage eingepackt war, verschwanden die Knitterfalten nach dem herausholen relativ schnell. Die Jacke kräftig durchgeschüttelt und fertig. Solche und ähnliche Situationen hatte ich nun mehrfach. Insbesondere in Pausen wie auf der Löwenburg (siehe Bild) habe ich die leichte und komprimierbare Jacke zu schätzen gelernt.
Mitte Dezember folgte dann in der Eifel der erste Einsatz im Schnee. Einen Tag zuvor hatte es frisch geschneit und die Tour führte größtenteils durch bis zu 30cm hohen Schnee. Grade am Anfang der Tour war mir sehr kalt und obwohl Anstiege und sonnige Abschnitte folgten, hatte ich die Jacke die gesamte Tour an, mal mit geschlossenem oder offenem Reißverschluss.
Am Ende der Tour bemerkte ich zwar, das im oberen Bereich des Rückens und der Schulter, wo der Rucksack saß und im Bereich der Achseln das Gewebe innen dunkler und somit feucht war, gefroren habe ich deswegen trotzdem nicht.
Dann ging es für 4 Tage ins Wallis, mit den entsprechenden Temperaturen und so richtig viel Schnee. Die Daunenjacke schützte mich sowohl bei der rasanten Schlittenfahrt vom Grimselpass als auch bei der Tour auf der Riederalp und dem Aletschgletscher.
Darunter trug ich lediglich ein atmungsaktives Tank-Top, ein langärmliges Thermoshirt und eine 200er Polartec Classic Fleecejacke. Durch das öffnen und schließen der beiden Jackenreißverschlüsse konnte ich die Temperatur perfekt regulieren. Erst als die Sonneneinstrahlung am Aletschgletscher so stark war, dass mir zu warm wurde, zog ich sie aus und band sie mir um die Hüften. Die Jacke hat das verknoten der Arme jedenfalls ohne Probleme mitgemacht.
Mein Fazit
Die Yeti Attraction hält was aus. Das Material ist robust genug für Rucksacktouren wie ich sie mache und verzeiht einem auch mal das rumklettern im Gebüsch. Der Vorteil einer Daunenjacke ist einfach, dass man hineinschlüpft und sofort angenehm warm umhüllt ist. Ich war selber überrascht, wie atmungsaktiv diese Daunenjacke ist und hatte nie das Gefühl, überhitzt zu sein. Neben den Outdoor Einsätzen, trage ich sie fast täglich auf dem Weg zur Arbeit. Selbst bei 0 Grad mit nur einer Bluse darunter sorgt sie in den ersten kalten Momenten im Auto, für angenehme Wärme.
Die beste Jacke ist natürlich die, die auch dabei ist. Bei dem Gewicht und dem Packmass (22/10/10cm) hab ich sie den bisherigen Winter über (sofern es nicht grade 8 Grad waren) im Rucksack mitgenommen und mich in kalten Pausen über die wohlige Wärme gefreut.
Wenn sie bei einer Tour mal feucht wurde, kam sie zuhause kurz in das Schon-Programm meines Trockners und war danach wieder herrlich frisch und kuschelig. Sie verliert keine Daunen und hat die letzten 10 Wochen ohne Gebrauchsspuren überstanden.
Der Preis von knapp 500,00 EUR ist sicher nicht günstig. Dafür erhält man jedoch ein Deutsches Qualitätsprodukt mit OEKO-TEX Standard 100 und Daunen mit dem Yeti Ethical Code. Die Firma Yeti bietet auch deutlich günstigere und ebenso hochwertig produzierte Jacken um die 330,00 EUR an.
Mich hat die Qualität, die hochwertige Verarbeitung und das Material, als auch die Funktion jedenfalls überzeugt.
Hier noch ein Linktipp:
Es gibt einen sehr informativen Artikel, in dem Wiebke von den Bergfreunden in Zusammenarbeit mit der Firma Yeti einige Tipps zur Pflege und Reinigung von Daunenprodukten zusammengestellt hat: Daunenprodukte richtig waschen und trocknen
Zu beziehen ist die Jacke bei den Bergfreunden, die mir die Jacke für diesen Test zur Verfügung gestellt haben: Yeti Women´s Attraction
Edit: weil nachgefragt wurde, hier der Link zum Männermodell, welches sich Ambition nennt und derzeit sogar runtergesetzt ist.
Hier nochmals alle Bilder zum anklicken als Galerie
Fesch 🙂
Es fehlt irgendwie noch die Angabe des Packmaßes?!?
Dank Dir. Ich wusste doch, das ich was vergessen hab 😉
Grad gemessen: 22cm x 10cm x 10cm
Toller Bericht. Und super Jacke! Und wegen der Farbe lass dir nichts einreden, die ist geil! 😉
Herzlichen Dank für die Blumen. Mir gefällt die ja mittlerweile auch total gut. Fällt wenigstens auf und macht den Winter bunt 😉
Ich schleich in Dresden im Globetrotter immer um die gläserne Produktion drum rum und drück mir die Nase platt ……. ich bin ja schon länger begeistert von den Yetiprodukten, dein Bericht macht es nicht gerade einfacher die Begeisterung im Zaum zu halten 😉 hm…. ist eben nicht gerade ein Schnäppchen……
Liebe Grüße
Conny
Echt? Da kann man gucken? Das wusste ich gar nicht.
Nein Conny, ein Schnäppchen ist das sicher nicht. In Deutschland hohe Qualität zu produzieren hat seinen Preis.
Ich hatte vor Jahren mal einen Daunenmantel, der ohne Ende Federn verloren hat 😦 Und der war auch nicht grade billig. Und wenn Du dann jedes mal die kleinen Federn von Fleece oder Strick (bevorzugt natürlich gerne schwarz oder dunkle Klamotten 🙄 ) abzupfen musst, ärgert einen das, auch für „günstige“ 200 EUR. Von der Atmungsaktivität oder Verarbeitung mal abgesehen…
Ganz liebe Grüße zurück schickt Angelica
Nu, ist ganz oben und die Wände sind aus Glas und man kann den fleißigen Nähern zusehen. Wenn auch nur ein klitzekleiner, aber wieder ein Punkt für dich um eine Reise in meine Heimat anzutreten 😀
Kann ich dir nur recht geben, wenn es nicht so funktioniert, wie es soll, sind auch z.B. 200 Euro zu schade!
Liebe Grüße!
Ich komm nur, wenn Ihr auch Schnee habt 😉 Hier ist nämlich keiner…
😀 ich nehm mal all meine Zauberkräfte 😉 zusammen und versuche welchen zu bestellen 😀
Zitat: „Was ich als Frau am meisten schätze, das sie auch hinten lang genug geschnitten ist“. Also, auch bei männlicher Anatomie ist nichts gegen einen trockenen und warmen Hintern einzuwenden… 😉 By the way: 500 Ocken für eine solche (sicher tolle) Jacke ist schon für die meisten ein echtes Ausschlußkriterium.
Hab ich doch eigentlich gut die Kurve bekommen, ohne genauer auf die Anatomie einzugehen, oder?
Definitiv!
Kurven sind immer gut…. 😉