Der Dragon Peak ist nicht der höchste Berg der Seven-Summits, aber sicher der anspruchsvollste. Bereits im Oktober letzten Jahres habe ich den Gipfel gemeinsam mit einer 5-er-Expedition des Mountain-Co-Worker-Teams erreicht. Doch nun wollte ich im Januar hinauf, allein, bei eisigen Temperaturen und einem ungewissen Ausgang.
Die 5.800 Kilometer Anfahrt von meinem Heimatort brachte ich in 10 Tagen Minuten hinter mich und setzte mit der MS Ferry nach Kingwinter über. Die Überfahrt war schon ein Abenteuer für sich. Der wildgewordene Fluss tobte und das Schiff schwankte unter seinen eiskalten Wellen. Als das Boot auf den Hafen zusteuerte konnte ich die vielen Menschen am Kai stehen sehen. Ein buntes Gewirr von Trekkern, Bergsteigern, Touristen und Einheimischen.
Ich schob mich durch die Menschenmenge, denn zunächst musste ich das Basecamp in 7.000hcm erreichen. Dort gab es die Möglichkeit sich einer Expedition des Dragon-Peak-Train-Teams anzuschließen. Diese hatten bereits vor Jahren
Fixseile Gleise bis kurz vor dem Gipfel gezogen. Im Sommer gab es sogar Yak´s Esel, die einen bei einer Besteigung gegen eine Gebühr unterstützten.
Nein, das viele Geld wollte ich mir sparen und eine Solobesteigung wagen.
So zog ich weiter, die schwere Last des Rucksacks auf dem Rücken. Die Sonne brannte unbarmherzig, aber das war trügerisch, denn es herrschte ein eisiger Wind. Aber dies war noch gar nichts gegen den Jetstream, der oben am Gipfel herrscht. Als ich auf dem Balkon in 14.200hcm ankam, konnte ich erstmals kurz eine Rast einlegen und mir einen Schluck Wasser genehmigen. Ich nahm den Augenblick wahr um den Blick über die weite Ebene schweifen zu lassen.
Weitere Bergsteiger zogen an mir vorbei. Einige sogar mit Kindern!!! Also wirklich. Das jetzt sogar Kinder den Gipfel hinauf gejagt werden…. Unverantwortlich sowas.
Ich selber hatte noch eine gute TagesHalbstundenetappe vor mir und musste mich beeilen. Das Zeitfenster für einen Aufstieg war knapp um diese Jahreszeit. Um nicht vom Monsun Sonnenuntergang überrascht zu werden, musste ich weiter und alle Kräfte zusammennehmen.
Lange hatte ich trainiert für diese Besteigung. Oft war ich allein unterwegs, ungesichert, stundenlange Trecks durch wilde Schluchten und Hohe Ebenen. Auf zahlreiche Berge bin ich gestiegen um mich perfekt vorzubereiten. Ich war fit genug und meine Kondition sollte reichen, diese schwierige Herausforderung zu meistern.
Doch ich war noch lange nicht am Ziel. Das größte Problem war, dass die kürzere Nord-West-Route über den Donkey-Trail durch einen Felssturz unpassierbar war. So musste ich die Route über den Ostsattel nehmen, was mich deutlich mehr Zeit und auch Kraft kostete.
Nach 10 Std. Minuten erreichte ich Camp 1 in 18.300hcm. Dort wurde mit massiven Mitteln für den lebensnotwendigen Sauerstoff Koffeinschub geworben. Das Logo der sprudelnden Brause bewirkte, dass meine Geschmacksrezeptoren im Mund mit einem starken Sabbern reagierten. Jetzt so eine wohltuende Erfrischung …. Nun bloß nicht schwach werden. Ich wollte die Besteigung nicht nur Solo und im Winter, sondern auch ohne Koffein schaffen. Puh… ob das klappen würde. Eine solche Herausforderung hatten bisher nicht viele gewagt.
Ich nahm mich zusammen und stapfte weiter. Das Ziel, den Gipfel im Blick. Das gab mir die nötige Energie und ich umwand den Nord-Ost-Grat. Die grün gekleidete Expedition des Dragon-Peak-Trains zog an mir vorbei. Das führte dazu, dass ich mich ein wenig entmutigt fühlte. So schnell waren die unterwegs… Ich musste es schaffen. Ich wusste, dass ich das konnte. Deren Fixseile Bahnschienen lagen für mich jedoch unerreichbar und so musste ich eine andere Route einschlagen.
In zahlreichen Serpentinen schaffte ich es hoch bis Camp 2 auf 29.900hcm. Von hier war es nicht mehr weit bis zum Gipfel. Doch sie begannen bereits das Camp abzubauen. Ich musste mich also beeilen.
Der Wind zog an und die letzten Meter waren beschwerlich und hart. Ich kam nur noch langsam voran und nach unendlichen Stunden Minuten stand ich vor dem letzten Stück: dem Dragon-Step. Einer letzten Klettereinheit vor dem Gipfel. Mit letzter Kraft meisterte ich auch diese Schwierigkeit und konnte um 14:57 Uhr den Gipfel in 32.100hcm besteigen.
Dieses Gefühl einer gelungenen „Solo-Winter-Besteigung-im-alpinen-Stil-ohne-Koffein“ kann ich gar nicht in Worte fassen. Ein Glücksgefühl überkam mich. Den Blick gen Westen gerichtet konnte ich diese unendliche Weite überblicken. Die rheinische Tiefebene, der Rhein in seiner ganzen Pracht. Hinter mir die Seven-Summits, dieses wunderschöne Gebirge mit seinen zahlreichen Treckingpfaden. Einfach herrlich!
Nun stand mir noch der schwierigste Teil bevor, der Abstieg. Zahlreiche Opfer hatte dieser bereits gefordert: Blasen an den Füssen, Knieprobleme, gar von tagelangem Muskelkater war die Rede. Doch auch diese Hürde musste ich meistern und mit letzter Kraft stieg ich ab. Als ich Camp 1 erreichte war das schlimmste überwunden. Aber erst als ich wieder auf der Überfahrt im Boot saß, fiel die letzte Anspannung von mir ab. Ich hatte ihn mal wieder geschafft… den Drachenfels.
Wie immer der Track: Winterbesteigung des Dragon Peak
Und ein paar Eindrücke:
Königswinter – eine bunte Stadt
Der Drachenfels – das Ziel meiner Tour
Super…Genialer Bericht
Wie lange hast du dich denn im Vorfeld akklimatisiert? 🙂
Naja…ein paar Stunden Höhentraining waren schon nötig 😉
Sehr cool muss ich sagen dieser Bericht fesselte mich so sehr das ich sofort beschloss das am nächsten sa auch mal zu versuchen aber woll mit dem Rad Zu fuss is die erst Besteigung ja schon weg 😉
Mutig, mutig, mit dem Rad, das hat sicher noch keiner gewagt…. Ich drück Dir die Daumen. Tschakka! Du schaffst das 😉
Deine Berichte sind immer wieder herrlich zu lesen! Weiter so,ich schaue immer wieder gerne rein!
Das freut mich 🙂 Aber jedesmal werde ich eine solche Expedition sicher nicht starten können… aber ich bemüh mich 😉
Tapfere Pionierleistung!
Ich hoffe nur, dass im Zuge dieser Veröffentlich künftig nicht Horden von sich selbst überschätzenden Möchtegernbergsteigern aus Bonn oder gar von noch weiter nördlich auf ähnliche Ideen kommen und über das beschauliche Königswinter herfallen. Ach, ich fürchte, es ist bereits zu spät…
Super Bericht, geniales Ziel vielleicht für 2013
Eine bewundernswerte Expedition! Ich bin sicher, die Seilschaft, die nach gelungenem Abstieg hier applaudiert, gibt für die nächste Extremtour neuen Schub.
Ich habe im letzten Herbst den Drachen in einer 2er-Gruppe bezwungen. Allerdings war ich der Sherpa, der Rücken war gebeugt, der Blick auf den Boden gerichtet, daher sehe ich erst jetzt, welche Ausblicke ich verpasst habe. Danke für die schönen Fotos.
Wow….. ich komme ja gar nicht mehr mit dem Antworten nach… Ich danke Euch allen ganz herzlich 🙂
*lol* ein super Bericht. Da oben könnte man das Basislager einrichten und weiter zum Mount of Olives (Ölberg) 😉 zu gehen. Viel Spass bei weiteren Expeditionen. lg Bernd
Hmm.. Hört sich gut an. Vor allem könnte auf der Route noch der schmale Grat des Cloud-Castle einbezogen werden 😉
Respekt! Und das im WInter! Ich habe den Dragon Summit mal über den Südgrat von Rhön Village aus beklommen. Spannend sind auch die Abschnitte des Rhine Trails über die Plomb Mountains Lion Castle und zurück über das Milky House – auch nicht schlecht!
Der Rhine Trail führt wahrlich über die besten Anschnitte, die die 7 Summits zu bieten haben. Eine Tour im Milky House abzuschließen ist dann noch das Tüpfelchen einer erfolgreichen Besteigung 🙂
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Beste Unterhaltung am Mittag :)!
Wunderbarer Travelreport! Und solche inviting pictures! Es fehlte ja eigentlich nur noch ein Sherpa.
Kompliment! Da stecken nicht nur viele Talente, sondern auch eiserner
Wille dahinter.
Gruss aus Dresden
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