Es gibt so viel zu entdecken: Bleib Neugierig!

Wenn ich als Kind durch die Felder gestreift bin, kam nie ein Gefühl von Langeweile auf. Da war es mir egal, dass der Weg ewig lang nur geradeaus ging. Irgendwas gab es immer aufzuspüren, selbst wenn es die Schnecke am Boden war, die sich langsam und gemächlich, mit einer ekligen Schleimspur, auf ihre lange Reise machte.

Auch Wälder waren Abenteuer pur! Oft kam ich mir vor wie in einem Märchenwald und bin jedem Pfad, der irgendwo abzweigt, gefolgt.

Manchmal war ich enttäuscht, weil nur ein alter und maroder Hochsitz das Ziel war. Ein anderes Mal hat mich ein solcher Trampelpfad zu einem Bach geführt, in dem bunte Kieselsteine vom Wasser umspült wurden.

Angst? Nein, die hatte ich nicht. Warum auch? In meiner Jugend gab es natürlich auch Regeln und Grenzen aber nicht diese „Übertriebene Vorsicht“, wie das heute meist leider der Fall ist. Wir durften als Kinder „die Welt entdecken“ und wurden nicht von A nach B kutschiert.

PfadeWarum machen Erwachsene das nicht? Sind wir zu festgefahren mit unseren Regeln und Konventionen? Oder haben wir den Mut verloren?

Wandern ist gut dazu geeignet, um sich ab & zu wieder „wie ein Kind“ fühlen zu können. Vermutlich bevorzugen wir deswegen auch Wanderwege mit einem möglichst hohen Pfadanteil.

Sie vermitteln uns ein wenig von dem, was wir – hoffentlich – als Kind auch erleben durften: Spannung, ein Hauch von Abenteuer und Verborgenes entdecken zu können.

Doch meist ist der Verlauf anhand der Markierungen vorgegeben und so sind wir wieder in dem Trott, dieselben Wege oder Pfade einzuschlagen, wie viele vor uns. Man muss auch keinen Berg besteigen, um den „Kick“ zu bekommen. Manchmal reicht es auch, eigene Entdeckungen oder Erfahrungen zu machen. Die sind dann kostbarer als der schönste Aussichtspunkt.

Ein paar Möglichkeiten, wie man wieder das „Kind“ in sich wecken kann, möchte ich hier aufzeigen:

Verlasse die gewohnten Pfade

BreibergblickSelbst wenn Du auf einer ausgeschilderten Wanderroute unterwegs bist, werfe einen Blick in die Karte. Nicht jeder Wanderweg weist besonders schöne Stellen extra aus.

Vermutlich musst Du auch mal ein paar Hundert Meter Hin- und Rückweg in Kauf nehmen.

Vielleicht findest Du aber genau dort einen Aus- oder Weitblick, einen herrlichen Picknickplatz auf einer Wiese oder einen besonders schönen Felsen, welcher Dir sonst verborgen geblieben wäre.

NeuscharfeneckLiegt abseits des vorgegebenen Weges sogar eine Burg in der Nähe, die Du erkunden kannst? Sprich andere Wanderer an und frag danach, was es sonst in der Umgebung noch für Möglichkeiten gibt. Du wirst erstaunt sein, welche tollen Tipps Du teilweise bekommen wirst.

So habe ich auf der Pfälzer Hüttentour mit einen Abstecher, welcher zwar den selben Hin- und Rückweges bedurfte, die Ruine Neuscharfeneck erkunden können.

Durchstreife die Umgebung

Orenknott_MeranIm letzten Jahr hab ich auf eigene Faust die Gegend rund um den Meraner Höhenweg erkundet und habe mir alles angesehen, wo ich im Jahr davor auf der Hauptstrecke nicht entlang gekommen bin.

Jeden Abend anhand der Karte die Tour für den nächsten Tag zu planen, gab mir ein Gefühl von Freiheit und war teilweise ein kleines Abenteuer.

Aber es müssen nicht unbedingt die Alpen sein, auch im Alltag lässt sich die Entdeckerlust befriedigen.

Mir ist es diese Woche selber wieder passiert. Ich hatte in Bonn Lengsdorf einen Termin und sah dort ein Schild, das zur „Kreuzberghalle“ führt. Kreuzberg, da war doch was? Stimmt. Da oben soll es doch eine Kirche geben, die einen Blick auf Bonn und die Umgebung erlaubt.

IppendorfAber anstatt mit dem Auto flott hochzufahren, bin ich von unten einfach durch das Wohngebiet hoch marschiert, einige Zeit später auf einen schönen Pfad gelangt, der neben Wiesen entlang geht, und habe einen herrlichen Spaziergang um dieses Gebiet gemacht.

Dort bot sich mir der Blick auf Köln, den Posttower und viele Wiesenflächen und –pfade. Die Kamera hatte ich nicht dabei, aber immerhin das Handy. Bei der Anfahrt mit dem Auto wären mir diese Wege verborgen geblieben, konnte so jedoch eine weitere „grüne Ecke“ in Bonn entdecken.

Wie sieht es in der Umgebung um Deinen Wohnort aus? Wenn Du einen Hund hast, wirst Du die Gegend vermutlich wie Deine eigene Westentasche kennen. Aber hast Du Dich auch mal „ganz ohne Grund“, einfach so von zu Hause aus auf den Weg gemacht?

Landschaft_sattsehenDu bist auf der Rückfahrt vom Urlaub und wirst durch das Navi an einer besonders interessanten Stelle vorbei geleitet? Merk Dir die Region und schau Dir zu Hause an, ob es dort vielleicht sogar Wanderwege gibt.

Wähle bei der Anfahrt zu einem Wanderweg eine andere Route und statt wie üblich über die Autobahn zu fahren, einfach mal über die Landstraße kurven. Selbst wenn das etwas länger dauern sollte. So kann man sich „sattsehen“ und findet vielleicht eine schöne Ecke, an der man sonst nicht vorbei gekommen wäre.

Botanischer_Garten_BonnIch könnte noch zahlreiche Beispiele nennen. Wichtig ist: Einfach mal raus aus dem Trott.

Wenn Du eine Stunde Zeit hast, nutze sie. Statt bei schönem Wetter im Café zu sitzen, kauf Dir im Supermarkt eine Flasche Wasser und mach Dich auf den Weg. Vielleicht gibt es in der Nähe einen Park oder einen Botanischen Garten, der mit Blumen, interessanten Bäumen oder Tieren aufwartet.

Achte auf die Dinge am Wegesrand

Es kommt immer mal vor, das es auf einem Wanderweg mal längere Abschnitte auf schnurgrader Strecke und ohne jeglichen Richtungswechsel oder spannende Aussichten gibt.

Da hat man zwei Möglichkeiten: flott durchmarschieren um den „langweiligen Streckenabschnitt“ schnell hinter sich zu haben, oder innezuhalten und mal zu sehen, was es da Links und Rechts des Weges zu entdecken gibt.

Das können im Frühjahr die ersten Blüten sein, die Blumenvielfalt im Sommer oder der seltsam gewachsene Pilze im Herbst. Selbst auf dem Moos, das auf einem urigen Baumstamm wächst, lässt sich Interessantes entdecken.

Beobachte die Ameisen, die dort so fleißig werkeln. Niemand drängt Dich. Leg Dich auf die Lauer, um die Echse, die eben noch vor Dir in einen schmalen Felsspalt geflüchtet ist, fotografieren zu können.

So bin ich zu meinem Interesse an Blumen und Blüten gekommen und merke selber viel intensiver als früher, wie unterschiedlich die Blütezeit in jedem Jahr ist und freu mich jedes Jahr „wie ein kleines Kind“ über die ersten Buschwindröschen.

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Hast Du schon Spannendes abseits der genormten Wege entdeckt? Lässt Du das „Kind raus“ oder gehst Du lieber „auf Nummer sicher“?

Ich freu mich auf Deinen Kommentar.

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Über Angelica Hocke

Wandern | Bloggen | Outdoor | Reisen | In meinem Blog gibt es Berichte zu Touren mit und ohne GPS, Tipps zu Equipment, Tourenplanung, News und allem rund ums Wandern in NRW & Rheinland-Pfalz ebenso Reiseberichte zu den schönsten Wanderregionen. Du findest mich auch auf Facebook, Google+ und bei Twitter
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17 Antworten zu Es gibt so viel zu entdecken: Bleib Neugierig!

  1. Enno Pfahl schreibt:

    Hallo Angelica,

    Liane und ich kommen regelmäßig von unseren geplanten Wegen ab indem wir beim Wandern auch nach Geo Cachen suchen. Das ist ein Spaß auch für Erwachsene!

    • Angelica Hocke schreibt:

      Hallo Enno
      das glaub ich Dir gerne. Ist ein bisschen wie früher die Schatzsuche oder Schnitzeljagd mit Freunden im Wald 😉
      Weiter so und noch viel Spaß beim entdecken 🙂
      LG Angelica

  2. Hedi Mertens schreibt:

    Hallo Angelika,
    meine Schwester und ich haben oft das Gefühl, dass wir richtig viele Kilometer mehr gehen als in der vorgegebenen Route, weil wir vom Weg abkommen. Das ist ganz oft lustig und passiert sehr oft. Wir achten auf jedes Blümchen und Tierchen und verpassen so einfach die Markierungen. Da wir aber Deinen Bericht im Gepäck haben, laufen wir wieder zurück bis wir wieder auf dem richtigen Weg sind, weil wir das eine oder andere von Dir beschriebene Schöne ebenfalls sehen möchten.
    Wir sind sozusagen Weltmeisterinnen im Verlaufen, was aber schon einen gewissen Reiz hat und uns immer wieder viele Lacher bringt.
    Schönes Wochenende für Dich und Grüße
    Hedi

    PS: Letzte Woche Kloster Marienthal und Ende der Welt gewandert ohne einen Bericht von Dir zu finden.Herrlich. Wie blinde Hühner, aber am Ende doch alles gefunden, sogar das Ende der Welt.
    Wunderbarer Weg.

    • Angelica Hocke schreibt:

      Liebe Hedi
      ich kann mir Euch Beide gut vorstellen, wie Ihr so unterwegs seid. Verlaufen ist ja nix schlimmes und solange Ihr Spaß dabei habt 😉
      Macht einfach weiter so. Das macht das Leben ein wenig Bunter! 🙂
      Ach so… Nein, bis ans „Ende der Welt“ bin ich noch nicht gewandert. Mal sehen, vielleicht schaffe ich das irgendwann mal. 😉
      Herzliche Grüße
      Angelica

      • Hedi Mertens schreibt:

        Hi Angelica,

        der Weg hat das gewisse Etwas. Unterwegs habe ich schon zu meiner Schwester gesagt, dass er Dir bestimmt gefallen würde.

        Auszug aus: http://www.bergfex.de/sommer/rheinland-pfalz/touren/wanderung/47683,kloster-marienthal-und-das-ende-der-welt/

        „Wir folgen weiter dem Westerwald-Steig und gelangen nun zum alpinen Weltende-Pfad, einem der Höhepunkte des Prädikatswanderweges Westerwald-Steigs. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Voraussetzung zum Erwandern dieses reizvollen Naturpfades, der durch unberührte Niederwaldflächen entlang des Nisterbogens in romantischer Stille einen der schönsten Abschnitte der Kroppacher Schweiz durchquert. Der Weltende-Pfad ist ein in den Fels gehauener Pfad, auf dem früher die Kinder nach Stein-Wingert zur Schule gehen mussten. Im Volksmund spricht man auch vom „Am Ende der Welt“. An kleineren Kletterpassagen sind abschnittsweise Stahlseile auf der Bergspitze vorhanden. Hier kann der Wanderer sich festhalten und sicher den Steig überwinden. Bei Nässe kann der teilweise etwas abschüssige Pfad rutschig sein. Der Weltende-Pfad endet kurz vor Alhausen am Wegweiserstandort HAC033.“

        Mach es gut, und ich wünsche Dir weiterhin gute Wanderung und schöne Eindrücke.
        Herzliche Grüße
        Hedi

        PS: Fernsehbericht zur Löwenburg habe ich auch gesehen. Wunderschön

  3. Myria schreibt:

    Liebe Angelica,
    ein schöner Beitrag! Du sprichst mir aus der Seele. Ich kenne auch die Neugier, immer mal wieder einen anderen Weg zu ein und demselben Ziel zu wählen oder ein Auge für die kleinen Dinge am Wegrand zu haben. Heute hat es mich hinausgezogen und ich bin eine Tippeltour bei Marialinden gelaufen. Wunderschön ist es dort. Bei der Kirche in Marialinden findet man eine Hinweistafel über vier Rundwege und gleich das passende Faltblatt dazu in einer Box. Da lockt es mich demnächst noch einmal hin.
    Morgen möchte ich wieder linksrheinisch unterwegs sein. Bin auch schon gespannt auf deine nächste Wanderung!
    Gruß, Myria

  4. Manfred Bauer schreibt:

    Liebe Angelica,
    wenn ich unterwegs bin endet das oft abseits der beschilderten Route. Oft ist es einfach ein wild ausehender Pfad, ein besonderer Ausblick, ein paar Planzen usw. Ich lasse mich da gerne ablenken. Das hast du sehr schön beschrieben in deinen Ansichten über das Wandern. Ich war auch in Spanien oder Italien unterwegs und da ergab sich mancher Weg durch Zufall weil die Beschilderung unvollständig oder nicht vorhanden.
    Nur gibt es immer wieder Probleme wenn ich in einer Gruppe unterwegs bin. Manche Menschen brauchen feste Vorgaben von denen man nicht abweichen darf. Zur Zeit habe ich so eine Wandergruppe übernommen in der jede Abweichung von der geplanten Route ein Fehler ist.
    Danke dir für schöne Berichte und Anregungen von Wanderungen, freue mich immer wieder.
    Liebe Grüße
    Manfred

  5. ChristianS schreibt:

    Ja, das kommt mir bekannt vor. Gerade in den letzten beiden Wochen im Urlaub habe ich Dinge gesehen, die mir früher noch nie aufgefallen waren:

    Ich habe zum ersten Mal mit eigenen Augen gesehen, wie Spinne eine Fliege aus dem Netz fängt und sich mit ihr zum Verspeisen zurückzieht.
    Oder die Ameise, die alleine einen Weberknecht durch die Gegend gezerrt hat. Manchmal er aber sie auch. 🙂
    Oder die Ameisen, die im Team einen kleinen Wurm Richtung Bau geschleppt haben.

  6. Rolf schreibt:

    Hallo Angelica
    Ich sags ja immer wieder, eine geplante Tour, ist zwar schön, aber einfach drauflos ist mir dann meist am liebsten, und wenn der Weg zu ende ist, kann es auch schon mal Querfeld ein gehen, irgendwann kommt schon mal wieder ein Pfad, oder Weg. Da kann man viele schöne Sachen entdecken.
    Grüße Rolf
    P.S. Aber bei 35-40°, bleiben die Schuhe dann doch lieber aus, und die Badehose an.

    • Angelica Hocke schreibt:

      Hallo Rolf
      Einfach drauf los mache ich auch grad in der Texelgruppe als Hüttentour und plane den nächsten Tag je nach Wetterlage oder Ziel, welches ich noch ansteuern möchte. Ab 1.800m ist es auch nicht ganz so heiß, wie derzeit in NRW. Trotzdem ordentlich anstrengend, aber die einmaligen Erlebnisse nimmt einem niemand.
      LG und bleib weiterhin neugierig 😃
      Angelica

  7. Ingrid schreibt:

    Manch schönen Ort habe ich entdeckt, weil ich mich verlaufen oder verfahren habe. Und mit der Kindheit hast du absolut recht, den Kindern heute wird gar nicht mehr die Möglichkeit gegeben, die Umgebung selbständig zu entdecken. MIt Vorliebe haben wir früher an einem kleinen Bach, etwa 2 km außerhalb des Dorfes gespielt und uns dort Staudämme gebaut oder Kaulquappen im Glas gesammelt.
    Also, auf zu neuen Entdeckungen.
    LG
    Ingrid

  8. Toni Müller schreibt:

    Hallo Angelica,

    Mir geht es da absolut wie dir. Wie gerne denke ich an die Kindertage zurück. Ob wandern IN eine. Bach, um zu schauen wo dieser herkommt oder Hüttenbauen im Wald-wir hatten noch mehr Entdeckerdrang und wussten noch wie man draußen spielt.
    Und wenn ich auf einer Wanderung mal wieder auf irgendeinen Felsen klettere, bekomme ich jedes Mal von meiner Frau in Erinnerung gerufen, dass ich eine kindliche Neugier habe! Und ich bin stolz darauf!!! Sie drückt es übrigens etwas anders aus!;)
    Also ich halte es mal mit deinen Worten und bleibe neugierig!

  9. Andreas schreibt:

    Schön geschrieben! Als „draußen“ Kind haben wir/ich die Welt entdeckt, Wege ausprobiert, Buden gebaut und auf Bäume geklettert um sich zu orientieren.
    Das Gefühl von Grenzenlosigkeit, das ich heute nur noch ganz selten habe, war allgegenwärtig und mit jedem Besuch im Wald und Natur präsent. Und manchmal habe ich den Eindruck, dass unsere Generation, späte sechziger/frühe siebziger, es ganz verloren hat. ‚Bleib neugierig‘ ist nicht nur ein guter Hinweis, von vorgefertigten Wegen Abstecher zu machen, sondern auch eine schöne Formulierung, die zum Nachdenken anregt. Danke, Angelica, für eine Stunde grübeln und erinnern.

    Eigentlich wollte ich mir heute Morgen ein paar Infos, Vorschläge und Tips auf Deiner Seite einholen, und bin dann doch völlig vom Thema abgekommen. 🙂
    Also dann doch, schlendern in gewohnter Umgebung, System runterfahren und Raum schaffen für „Freiheit“.
    Danke!

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