Vals ist ein uriges kleines Bergdorf im Kanton Graubünden in der Region Surselva. Wenn man mit einem der pünktlichen Schweizer Postautos dort ankommt, hat man das Gefühl am Ende der Welt angelangt zu sein. Die mit Valser Quarzit eingedeckten Häuser liegen idyllisch im Valsertal und werden von einigen Dreitausendern eingerahmt.
Durch eine Medienreise mit 3 anderen Bloggern hatte ich das Glück, insgesamt 5 Tage lang erleben zu dürfen, das es in Graubünden auch „Klein aber Fein“ zugehen kann.
Das Thema der Reise bezog sich eigentlich auf die Skigebiete in Vals und im Safiental, aber da ich ja bekanntermaßen kein Skihase bin, bekam ich in Vals ein Extraprogramm.
Und das man dort mehr als nur Skifahren kann, hat sich in den folgenden Tagen bewahrheitet.
Jörg von der Outdoorseite traf ich am Flughafen Düsseldorf und so konnten wir ab dort gemeinsam weiterreisen. Von Zürich über Chur bis nach Ilanz geht es bequem mit der Bahn weiter und unterwegs treffen wir Timo von Bruder Leichtfuß im Postauto, welcher uns über eine steile Serpentinenstraße nach Vals bringt.
Brücke49 – Bed & Breakfast
Nach der Ankunft beziehen wir die uns zugewiesenen Hotels. Das B&B Brücke49, in dem ich untergebracht bin, wurde 1902 erbaut und vor einigen Jahren von Ruth Kramer & Thomas Schacht renoviert und eingerichtet. Die persönliche Note sieht man jedem Detail und allen Räumen des Hauses an.
Neben den vier Gästezimmern in verschiedenen Größen, gibt es einen Aufenthaltsraum und eine kleine Bibliothek sowie die Küche, die ebenfalls allen Gästen zur Verfügung steht.
Die Beiden Inhaber haben den Anspruch, dass ihre Gäste das B&B als Zuhause fern von daheim betrachten und sich wohl fühlen.
Das Ambiente dort und die Herzlichkeit der Gastgeber ist jedenfalls was ganz besonderes und viele Medien (u.a. Schöner Wohnen) haben bereits über dieses ganz besondere Flair dort berichtet.
Vals – Das Bergdorf
Nach dem einchecken ging es zum ersten Treffpunkt im Hotel Alpina, wo die anderen wohnen. Ich lernte Petra Fausch von Graubünden Ferien, die uns zu dieser Reise eingeladen hatte, kennen und treffe auch die anderen Blogger: Jörg, Timo und Andreas von Gipfelfieber.
Remo Tönz von Vals Tourismus begrüßte uns und gemeinsam ging es zu einer Dorfbesichtigung. Remo erklärte uns einiges zu der typischen Bauweise mit der Schindelverkleidung und der mit Valser Quarzit gedeckten Dächer und zeigte uns die alte Schuhmacherei in Vals.
Bis vor wenigen Jahren hatte hier noch ein Schuhmacher seine Arbeit erledigt. Nach seinem Tod wurde die Werkstatt zu einem kleinen Museum, das wir uns nun ansahen.
Natürlich bekommt man bei so einer Führung ne Menge Zahlen um die Ohren gehauen. Eine davon kann man sich jedenfalls ganz gut merken: Vals hat 1.000 Einwohner, 1.000 Schafe und 1.000 Gästebetten.
Am Abend ging es dann gemeinsam zum Abendessen im Hotel Steinbock, welches am Ende des Tals und unterhalb des Skilifts liegt. Ein wunderbares Abendessen mit regionalen Produkten und Spezialitäten rundeten den Tag ab. Zum Abschluss gab es noch einen Röteli, ein Graubündner Kirschlikör, der sogar mir schmeckte. 😉
Wildtierbeoachtung im Valsertal und am Zervrailasee
Am Donnerstagmorgen ging es gemütlich zum Frühstück hinunter. Thomas hatte uns ein leckeres Birchermüsli zubereitet, es gab selbst gebackene Brötchen, Marmelade und Käse.
Peu á Peu trudelten auch die restlichen Gäste ein. Ein Ehepaar aus Bern setzte sich an den Tisch und man kam schnell ins Gespräch und tauschte sich über die Tagesplanung aus.
Jörg, Timo, Andreas und Petra gingen heute zum Skifahren auf den Dachberg. Für mich war eine gemeinsame Tour mit Edi Schnider, einem Einheimischen aus Vals, geplant. Ich traf Edi vor der Tourist Info, die nur wenige hundert Meter vom B&B entfernt liegt.
Er fragte mich, wie viel Zeit ich eingeplant habe und ob es spezielle Wünsche gibt, da er seine Touren individuell auf den jeweiligen Gast anpasst. Klar wäre es schön, wenn wir das Glück hätten einen Steinbock zu sehen, von denen es ja jede Menge hier in der Region gibt. Ich persönlich wollte mich einfach überraschen lassen.
Zunächst fuhren wir mit dem Auto auf den östlich gelegenen Teil des Dorfes hinauf und liefen noch ein gutes Stück weiter zu Fuß. Von hier oben hatte man einen tollen Blick auf Vals und Edi zeigte mir wo was lag.
Aber ich wollte ja nicht nur das Dorf von oben betrachten, sondern auch Tiere sehen. Edi nahm sein Fernglas und suchte die Umgebung ab. Als er was entdeckt hatte, stellte er das Spektiv auf und justierte auf die entsprechende Stelle. Ich schaute hindurch und hatte einen Wow-Effekt! Da oben kreisten majestätisch zwei Steinadler in der Luft.
Er suchte nach Gämsen und fand auch welche. Ich versuchte mich daran, die Stelle, welche ich durch das Spektiv sehen konnte im Gelände selber auszumachen und mit meinem Fernglas zu finden.
Dabei half mir ganz gut, dass der Schnee nicht mehr lag und ich verschiedene Felsen und markante Punkte so ganz gut ausmachen konnte. Wenn das geklappt hat, war es für mich ein kleiner „Jagderfolg“. Als Edi mich für meine Schnelligkeit lobte, wurde ich glatt einen Zentimeter größer 😉
Edi wollte mir noch eine weitere Gegend zeigen und mit dem Auto ging es in Richtung Zervreilasee. Hier führt eine Straße hoch und etwa auf halber Höhe beginnt ein langer Tunnel.
An dem kann man auch über einen noch eingeschneiten Weg hochlaufen, oder mit dem Schlitten von oben runterfahren. Für uns ging es ein Stück hinauf, vorbei an vereisten Felsen und einer tiefen Schlucht. Auch hier fanden wir einige Gämsen und standen mit Fernglas bewaffnet um diese auszumachen.
Edi machte mir das Angebot, das ich allein weiter gehe und er zurück zum Auto, um mich am Ende des Tunnels wieder abzuholen. Klar wollte ich laufen und marschierte los. Die Luft und die Bewegung taten gut, auch wenn der Weg auf dem Abschnitt größtenteils im Schatten lag.
Dann ging es gemeinsam hoch zum See bis zum Gasthaus Zervreila und zur Staumauer. Von hier hat man einen tollen Blick auf das Zervreilahorn mit seinen 2.898m.
Rund um den Dachberg von dem wir von hier aus nicht bis zum Gipfel schauen konnten waren auch jede Menge Gämsen unterwegs.
Die Steinböcke würden wohl erst in ein paar Wochen kommen, da ihnen die Schneeabgänge, die es derzeit gab, wohl zu unsicher sind.
Ob mit oder ohne Steinböcke; auch hier gab es wieder das selbe Prozedere:
Edi sucht mit dem Fernglas, stellt das Spektiv in und ich suche mit meinem Fernglas dieselbe Stelle.
Als ich ihn berichtigten musste und statt der 3 angekündigten Gämsen sogar eine Vierte entdeckte, hatte ich danach bei ihm ein Stein im Brett 😉
Wir konnten eine Gruppe von 9 Gämsen beobachten, die sich zunächst auf einigen Felsen sonnten und später weiter hinauf bewegten.
Auch wenn die Tiere gut 500m weit entfernt waren, sie von hier in aller Ruhe beobachten zu können, war ein eimaliges Erlebnis für mich! (auch wenn das gezoomte Foto nicht viel hermacht)
Im Anschluss kehrten wir im Gasthaus Zervreila ein und trafen die beiden Berner aus meinem B&B. Da der Bus von dort erst am Nachmittag fuhr, nahm Edi sie mit dem Auto mit bis ins Dorf.
Therme Vals
Die Therme in Vals ist mal so eine ganz andere Art von Wellness. Der Architekt Peter Zumthor hat dieses Thermalbad 1996 entworfen und seit 1998 steht es unter Denkmalschutz. Peter Zumthor dürfte den Lesern im Rheinland durch das Kunstmuseum Kolumba in Köln und die Bruder-Klaus-Feldkapelle in Mechernich bekannt sein.
Die Therme wurde aus Valser Gestein (Gneis) gebaut und kombiniert Stein, Wasser, Licht & Schatten in einer ganz besonderen Weise. In der Therme gibt es verschiedene Bäder: Warm- und Kaltbäder, ein Duftbad und verschiedene Dampfbäder.
Dazu ein Innen- und ein Außenbecken und Ruheliegen, die den Blick auf die umliegende Bergwelt ermöglichen. Man schlendert in Ruhe durch das Gebäude und schaut neugierig in die jeweiligen Räume hinein. Auch die Klangräume und das Klangbad sollte man unbedingt ausprobieren.
Gemeinsam mit Jörg und Andreas, die sich tagsüber auf der Skipiste ausgetobt hatten, wurde ein Wechselbad genommen. Das geht ganz gut, da die beiden Bäder sich gegenüber liegen. Zunächst geht es bei 14° ins Kaltbad und anschließend in das 42° warme Becken. Puh… das brezelt ordentlich, aber je öfter man das macht, umso angenehmer wird es. Und gesund soll es ja auch sein 😉
Wanderung von Vals nach Leis
Für Freitag war eine gemeinsame Wanderung am Zervreilasee geplant. Den kannte ich ja bereits von meiner Tour mit Edi und so durfte ich alleine losstiefeln.
Janine Westenberger von Vals Tourismus zeigte mir eine schöne Wanderung von Vals nach Leis, mit Einkehr im Gasthaus Ganni.
Für die kleine Tour hatte ich bis 14:00 Uhr Zeit, da wir danach gemeinsam mit dem Postauto ins Safiental fahren würden. Also konnte ich es gemütlich angehen.
Direkt hinter der Tourist Info führt der Wanderweg zunächst über die Straße hinauf. Mit Bergblick gewinne ich schnell an Höhe und habe Vals im Blickfeld. Die Bergkette auf der gegenüberliegenden Seite mit Hora, Teischer und Bärenhorn, die auf 2.369m bis 2.929m liegen, im Blickfeld.
An einer Stelle sehe ich einen Pfad mit Beschilderung zur Leisalp abzweigen. Eigentlich soll ich die Straße weiter hoch gehen, aber es juckt mich natürlich in den Füßen diesen Abzweig zu nehmen. Doch weit komme ich nicht, denn auch wenn rundherum der Schnee ordentlich geschmolzen ist, auf dem fußbreiten Pfad liegt noch ordentlich Schnee, der zum Teil gefroren und superglatt ist. Da ich keine Stöcke oder Grödel dabei habe, drehe ich lieber um. Weiter oben wird es vermutlich eher schwieriger.
Doch nur kurz ist mein Weg über die Straße, denn schon finde ich den nächsten Abzweig zur Leisalp und Zurts hinauf. Hier sind nur offene Wiesen und der Schnee größtenteils geschmolzen.
Ein Pfad bringt mich weiter hinauf und ich finde eine Golddistel am Wegesrand. Vorbei an den Ställen, in denen im Frühling im unteren Bereich die Schafe und oben das Heu lagert.
Mit jedem Meter den ich höher komme, wird der Schnee mehr. Immer wieder bleibe ich stehen und lasse den Blick über die Berge schweifen. Noch ein kurzes und steiles Stück, dann habe ich den höchsten Punkt der Tour erreicht. Hier lädt eine Bank zu einer Rast ein. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch genügend Zeit für eine Pause habe. Was für ein herrliches Plätzchen.
Ab hier führt der Weg dann gemütlich weiter nach Leis. Das kleine Bergdorf besteht aus neuen und alten Gebäuden und ist die höchstgelegene und ganzjährig bewohnte Siedlung in Vals mit grade mal 20 Bewohnern.
Auch Peter Zumthor hat hier ein eigenes und 2 Ferienhäuser gebaut. Die kleine Kapelle stammt aus dem frühen 17. Jahrhundert und das Restaurant Ganni liegt direkt daneben.
Auf der Terrasse suche ich mir einen schönen Platz mit Bergblick und bestelle einen Salat mit Putenbrust. Ja, so lässt es sich aushalten.
Ich frage die Bedienung, wie lange ich für den Weg hinab nach Vals brauche. „45 Minuten“ antwortet sie, also hab ich noch genügend Zeit, um diesen sonnigen Platz auszukosten.
Über die Straße geht es später hinab und irgendwo find ich die Markierung eines Pfades, dem ich folge. Es geht durch Restschnee, über einen kleinen Bach und herrliche Wiesenwege, die im Sommer sicher herrlich sind.
Nach knapp einer halben Stunde bin ich wieder unten an der Tourist-Info und warte auf den Rest der Truppe. Denn nun heißt es Abschied nehmen von Vals, da wir die nächsten Tage im Safiental unterwegs sein werden.
Tipp: Wer die Wanderung nachlaufen möchte, sollte sich vorher über die Lawinengefahr informieren. Auch wenn die Wiesen kaum noch Schnee haben, liegen im oberen Bereich noch ordentliche Restschneemengen, welche durchaus auch abgehen können.
Mein Fazit & Tipps:
Es war ein wenig schade, das nicht mehr ganz so viel Schnee gelegen hat. Sonst hätte ich die Wanderung nach Leis sicher auch gut in Schneeschuhen machen können. Natürlich sind 3 Tage viel zu kurz, aber auch so bekam ich eine gute Vorstellung davon, was hier alles möglich ist.
Vals ist ein wunderschönes Dorf mit Charakter und weitab vom Rummel. Hier kann man wirklich runterkommen. Auch die Skifahrer waren begeistert über die Pisten und hier herrscht wohl wenig von dem üblichen Skirummel. Das Wort „Privatpisten“ ist gefallen und die Berichte der anderen werde ich später hier verlinken.
Was mich die ganze Zeit fasziniert hat, sind die vielen Wiesen und Hütten rund um Vals und ich hab versucht mir vorzustellen, wie es hier im Sommer sein wird. Wandern durch blühende Gräser, Einkehr in urigen Hütten und jede Menge Schafe auf den Weiden.
Es gibt auch einen Fernwanderweg, der durch Vals führt: der Walserweg Graubünden, der über 300 km und 21.164 hm in 19 Etappen von San Bernardino nach Vorarlberg geht. Vielleicht mal ein Projekt für den Sommer?
Gefallen hat mir, das der Valser Rhein, als Fluss im Quellgebiet durch das Tal fließt, ja später in den Bodensee und den Rhein mündet und somit irgendwann bei mir zuhause in Bonn vorbei kommt.
Das macht die Sache – gemeinsam mit den Gebäuden des Architekten Peter Zumthor – irgendwie rund.
Hier noch einige ergänzende Links:
- Wildtierführung Edi Schnider
- Schneeschuhtouren Vals
- Wandern: Valser Touren
- Nachtleben: Alpina Bar
- Auf Internet muss man auch dort nicht verzichten. Die meisten Hotels und auch mein B&B haben einen superflotten WLAN Zugang.
Wie man sieht gab es allein für die ersten Tage eine Menge zu erzählen. Hier der Bericht zum Safiental.
Da es bei mir nicht ohne Essenbilder geht, hier ein paar Eindrücke vom Hotel Steinbock, dem Hotel Alpina und aus der Alpina Bar, wo wir an den anderen Tagen eingekehrt sind.
Disclaimer: Ich wurde von Graubünden Ferien zu dieser Reise eingeladen. Einen Teil der Kosten hat Vals Tourismus übernommen. Die Anreise wurde durch Schweiz Tourismus und Swiss sowie Swiss Travel System übernommen.
Wunderschöne Bilder, toller Bericht …
und ja lession learned … Lob wirkt für dich – wie für andere die Streckbank, musst du nun deinen Personalausweis ändern lassen wegen der plus x cm 😉
eins finde ich nur wirklich schade, dank Draghi + EZB, ist der Euro abgestürzt, und somit eine Reise in die Schweiz schon gute 20-25% teurer geworden.
Hallo Wilfried
och… den Zentimeter lauf ich in den nächsten Jahren wieder ab 😉
Liebe Grüße Angelica
Hallo Angelica,
schöner Bericht und traumhaft schöne Gegend – ich habe vor zwei Jahren mit dem @DAV Summit Club mal eine mehrtägige Schneeschuhtour von Bivio nach Vals auf dem Walserweg bei phantstischem Wetter gemacht – es war traumhaft und schneereich 🙂
Hallo Dorothee
Wow. So eine Tour ist sicher auch ein besonderes Erlebnis. Beneidenswert!
Herzlichen Dank und liebe Grüße
Angelica
Hallo Angelica
Als Auslandschweizer, in dieser Bündner Region teilweise aufgewachsen und seit fast 22 Jahren im Rheinland wohnhaft: Hut ab!
Ich erkenne die Region wieder. Toll, einfühlsam ge- und beschrieben.
Ein Stück Postauto gibt es übrigens auch im Rheinland: Schwyzer Poschti 😉
Vielleicht lässt sich da einmal etwas mit Postauto und Wandern im Bonner Rheinland kombinieren?
Pingback: Als ob die Zeit still steht: das Safiental in Graubünden | WandernBonn.de
Ist das dasselbe Vals? Wenn ja, könnte es mit der Idylle bald vorbei sein…
http://orf.at/stories/2270520/2270521/
Scheinbar. Eine Leserin bei FB hatte mir den Link auch letzte Woche mitgeteilt.
Wenn das wirklich so kommt, wäre es schade um das schöne Bergdorf… 😦