Vor 3 Jahren war ich noch optimistisch, was meine Wanderwegwunschliste angeht und im guten Glauben, dass kleine Zettel neben dem Monitor ausreichen würden. Im Laufe der Zeit kamen jedoch immer mehr und mehr Wege dazu, sodass ich die Liste mittlerweile digital führe. Manche wurden erfolgreich begangen, andere dümpeln immer noch auf dieser Liste herum.
Ein Zettel hängt all die Jahre immer noch dort. Die Schrift ist mittlerweile verblasst, doch aus dem Kopf ist mir dieser Weg nie wirklich gegangen: Der Wittgensteiner Schieferpfad.
Der 13,8 km lange Rundweg wurde bereits 2005 vom Wanderinstitut zertifiziert und gehört mittlerweile zu den Wanderhöhepunkten links & rechts des Rothaarsteigs.
Samstag machte ich „Butter bei die Fische“ wobei das Wort Fische bei den derzeitigen Wetterverhältnissen im Bonner Raum bald wörtlich zu nehmen ist. Tagelanger Regen ließ befürchten, dass uns hier bald Kiemen und Schwimmhäute wachsen.
Im Wittgensteiner-Land war Sonne vorhergesagt, also wollte ich diesen Prozess einfach unterbrechen und machte mich auf, um mir endlich diesen langgehegten Wunsch zu erfüllen.
Mit jedem Kilometer gen Ziel wurde der Regen weniger und ab Engelskirchen kam dann auch irgendwann die Sonne raus.
Am Parkplatz angekommen hatte ich freie Auswahl, denn überlaufen konnte man das hier nicht nennen. Direkt an der Eder gelegen geht es dann auch los.
Den ersten Abschnitt könnte man auch taufen „Pfade links und rechts des Hauptweges“ denn nur wenige hundert Meter zweigte der Schieferpfad auf den ersten von vielen Pfaden ab.
Oberhalb des Weges wurde so ein Stück Strecke überwunden um später unten wieder an grasenden Kühen entlang zu wandern. Es geht durch Tannenwald, an Gesteinsformationen vorbei. Die Sonne scheint und überall blühen Waldweidenröschen und roter Fingerhut. Ja, hier ist definitiv Sommer.
Das Spielchen mit den Abzweigungen wurde noch öfter getrieben und an einer Stelle geht es sogar durch einen Tunnel unterhalb des Weges hindurch. Die Aussicht auf die strömende Eder an dieser Stelle einfach wunderschön.
Es folgen Pfade an Felsen entlang und nach gut 2,5 Kilometern geht es ein Stück am Lützelbach entlang, der auch hier nach den Regenfällen recht munter vor sich her plätscherte.
Einmal über die Landstraße und schon wieder zweigt ein Pfad steil hinauf.
Der Pfad bleibt schmal und ich habe von hier einen tollen Blick von oberhalb auf die Eder.
Zwischen den Felsen und dem Ginster ist ein schöner Platz für eine erste kurze Rast.
Dann treffe ich für ein kurzes Stück auf die Via Adrina, auf der ich vor 2 Jahren mit Jens unterwegs war. Ein traumhafter Abschnitt durch hohen Tannenwald der sich bergauf schlängelt.
An den Felsen „Braut & Bräutigam“ weist ein Schild auf die Streckenführung hin: wie in den Alpen soll man sich an den roten Punkten orientieren und der Weg macht einige Kehren.
Zwischen den Fichten entdecke ich ihn dann: den klebrigen Hörnling, dessen gelbe Farbe einfach auffällt. Winzig klein nur, aber groß genug um ihn abzulichten.
Mitten durch die Felsen geht es dann weiter hinauf, der Boden hier weich und angenehm zu gehen. Zwischendurch sorgen Ausblicke für Abwechslung, obwohl das hier eigentlich nicht notwendig wäre.
Der Wald öffnet sich und ich gelange an eine Windbruchfläche.
Das helle Gras, ausgetrocknete Baumstümpfe, Pflanzen die sich hier wieder ausbreiten, dazu Weitblicke in die Umgebung.
Urig ist das und ich mag solche Abschnitte.
Der Pfad führt mich wieder hinab und über Feldwegen an Wiesen entlang. Dann darf ich selber über Graswege laufen und folge dem Fledermaussymbol hinab ins Tal. Ein paar Richtungswechsel weiter komme ich am Forsthaus und riesigen Schieferhalden vorbei.
Nun tauche ich wieder in den schattigen Wald ein. Ein Stück über einen Forstweg, dann lädt ein weitere Pfad zum träumen ein. Ist das nicht eine herrliche Stimmung?
Der Weg führt hinab, bis zu einem Felsen auf dem ich herum kraxel um die Aussicht zu überprüfen. Durch den Wald geht es weiter und den nächsten Abzweig hätte ich fast verpasst. Doch an dem mächtigen Felsen geht es tatsächlich hinauf. Trittsicherheit ist auch hier gefragt, denn immer wieder geht es über Felsen und Wurzeln im zick-zack hinauf.
Oben angekommen geht es nur kurz über einen Forstweg, schon darf ich wieder abbiegen, hab erst Waldpfade unter den Sohlen und kann später zwischen dem trockenen Gras auf der riesigen Windbruchfläche wieder in der Sonne laufen.
Überall stehen hier diese eckigen hellgrünen Kunststoffsäulen, mit denen junge Tannen vor Verbiss geschützt werden.
Ich genieße kurz die Weitsicht und gelange wieder in den Wald. Zwischen den Tannen finden sich hier einige Felsen, die an dem schmalen Pfad entlang bis zum Fredlar und dem höchsten Punkt der Tour führen.
Am Gipfel angekommen gibt es einen herrlichen Blick ins Tal. Ein toller Platz für eine Rast, also lass ich mich in einer windgeschützten Mulde an den Felsen zu einer Pause nieder.
Von hier oben führen weitere Pfade hinab, die teilweise kaum auszumachen sind. Als ich ein gutes Stück weiter unten ankomme geht es auf den „Vergessenen Weg“ ein Abschnitt, an dem die alten Spurrillen der Wagenräder freigelegt wurden.
Es bleibt pfadig und irgendwann ist Weg jedoch so zugewachsen, dass ich auf die parallel laufende Straße ausweichen muss. Vorbei an Kühen und einigen Höfen geht es auf Bad Berleburg zu und bald hab ich den Parkplatz „An der Lenne“ erreicht. Es geht ein gutes Stück hinauf. Ich schaue den Kühen beim wiederkäuen zu und werfe den Blick zurück.
Auf einem Wiesenweg kann ich rechterhand auf Bad Berleburg blicken.
Dann hat mich der Wald wieder und ein Abzweig führt mich links auf einen Pfad hinauf und dann wieder auf den Waldweg hinab. Irgendwo hier muss ich dann eins der Symbole übersehen haben, denn ich marschiere brav weiter geradeaus. Als ich längere Zeit keine Fledermaussymbole mehr entdecke schau ich aufs Handy und stelle fest, dass ich einfach weitergehen muss und irgendwann wieder auf den Schieferpfad treffen werde. Ärgerlich, aber sei es drum.
Wieder auf dem Schieferpfad angelangt, geht es dann zum Drachenfels.
Ein Schild weist auf den Abstecher „Nur für Geübte“ hin, mit dem man eine kleine Schleife um den Fels machen kann.
Also folge ich den roten Markierungen, die mich hinauf bringen. Zwischen den Felsen ist es ordentlich zugewachsen und er Abschnitt wirklich „alpin“, so dass ich teilweise die Hände zu Hilfe nehmen muss.
Oben angekommen wartet eine Windbruchfläche mit einem Meer von blühenden roten Fingerhüten und beim Abstieg kann ich einen Blick auf den Tagebruch Hörre werfen.
Unten offenbart sich mir der Blick auf den gesamten Tagebruch und bevor ich auf den Weg abzweige, mache ich noch ein Foto von der dortigen Bank, die einen Blick auf den Ort bietet.
Die letzten Meter sind relativ unspektakulär und führen oberhalb der Eder zurück zum Parkplatz, an dem ich nach gut 6 Stunden wieder ankomme.
Mein Fazit
Der Rundweg ist super abwechslungsreich und führt größtenteils über herrliche Pfade durch die Landschaft. Wunderschöne Wälder, Wiesen und zahlreiche Aussichtspunkte sorgen für Kurzweil.
Ich mag diese Windbruchflächen, auf denen sich grade im Sommer der Fingerhut ausbreitet und die dünnen Gräser an den Beinen kitzeln. Hier gibt es einige davon und für mich war das die perfekte Jahreszeit für diesen Weg.
Der Rundweg ist zwar „nur“ 14 km lang und wartet mit 430 hm auf, durch den teilweise anspruchsvollen Wegeverlauf sollte man mindestens 4,5 bis 5 Stunden Wanderzeit einplanen. Festes Schuhwerk ist hier anzuraten, denn es gibt einige fast alpine Abschnitte, bei denen zwischen den Felsen und Wurzeln Trittsicherheit gefragt ist.
Die Markierung fand ich für einen Premiumweg allerdings verbesserungswürdig. Weder Aufmerksamkeits- noch Beruhigungsmarkierungen sind hier durchgängig zu finden.
Man muss schon gut aufpassen, um den Abzweig nicht zu verpassen. Wer Markierungen von Traumpfaden & Co gewohnt ist, sollte hier die Augen offen halten und GPS oder Wanderkarte mitführen.
Was mir weiterhin aufgefallen ist, das ich unterschwellig fast ständig die Geräusche der Land- und Kreisstraße im Ohr hatte. Erst oben am Fredlar gab es wohltuende Ruhe.
Weitere Informationen zu dem Rundweg findet ihr hier:
- Webseite vom Siegerland-Wittgenstein-Tourismus
- Buchtipp: Wanderhöhepunkte links und rechts des Rothaarsteigs von Schöneres Wandern
Den Zettel hab ich nun abgehangen und zu den „Erledigten“ gepackt 😉
Habt Ihr auch solche Wunschwege, bei denen es ebenfalls ewig lang gedauert hat, bis ihr sie in Angriff nehmen konntet?
Hallo Angelica,
schön das du mal wieder den Weg in unsere Region gefunden hast. Ein schöner Bericht zu einem tollen Weg. Der Wittgensteiner Schiefernpfad zählt ganz klar zu meinen Favoriten unter den Wanderhöhepunkten links und rechts vom Rothaarsteig. Schön das er dir auch gefallen hat. Wenn man bedenkt, dass er von Schülern entwickelt und ausgezeichnet worden ist und nicht von Touristikexperten. Schon klasse. Die Augen muss man für die Wegzeichen allerdings wirklich gut offen halten. Die Kids haben bei der Wegführung zugunsten vieler Pfade stellenweise einen ganz schönen Zick-Zack-Kurs gebastelt :-).
Ich hab da übrigens letztes Wochenende was Neues im Siegerland gefunden, was du als Ersatz für den Schiefernpfad aufhängen kannst. Der Trödelsteinpfad gehört zu den neuen Rothaarsteigspuren. Das ist meine neue absolute Nr. 1 und hat damit bei mir den Wittgensteiner Schiefernpfad und den Keltenweg abgelöst :-).
Liebe Grüße aus dem Siegerland
Elke
Hallo Elke
Danke für den Tipp. Trödelsteinpfad hört sich gut an. Ich merke grade jetzt im Sommer an solch herrlichen Tagen auch gern vor mich hin trödle, mit fotografieren beschäftigt bin oder mich länger an solch schönen Plätze wie an den Felsen aufhalte. Aber so soll es ja auch sein. Einfach mal die Zeit vergessen und mal nicht – wie im Alltag – ständig auf die Uhr gucken. Solange es draußen noch lange hell ist, nutz ich das schamlos aus 😉
Vielen lieben Dank auch fürs Lob & herzliche Grüße ins Siegerland
Angelica
Interessanter und schöner Weg, besonders das dieser alpine Etappen hat. Wieder eine Tour von Dir, die ich mir vormerken werde 😉
… auch wieder tolle Aufnahmen 🙂
Lieben Gruß Thomas
Dann bin ich mal gespannt, wann aus dem „vormerken“ ein „umsetzen“ wird 🙂
Dank Dir & liebe Grüße
Hoffe nicht so lange 😉
Ich drück die Däumchen 🙂
Danke, kann ich gebrauchen 🙂
… hat doch was gedauert, habe die Tour aber nun am Freitag umgesetzt. Eine beindruckende Tour, wirklich klasse 🙂
LG Thomas
Ja, die Region bietet schon so einiges. Allerdings ist die Anfahrt von Bonn aus leider so weit.
Liebe Grüße Angelica
das stimmt, besonders der letzte Teil über die Landstraße zieht sich en wenig. Mir geht es so, wenn ich in die Eifel fahre 🙂 aber was macht man nicht alles für ne schöne Tour, oder? 😉
Danke schön Angelica ,das du uns auf deine wunderschönen Wanderungen mit nimmst ,Klasse Bilder und tolle Beschreibung dazu . Fange auch grad mit dem Wandern an ,weiterhin alles gute und danke 🙂
Herzlich gern. Wirst sehen: Wandern ist eine abwechslungsreiche und gesunde Freizeitbeschäftigung.
Hallo Angelica,
schöner Bericht, auch wir sind den Schieferpfad schon gegangen und fanden ihn sehr schön und können Deine Eindrücke nur bestätigen, auch bezüglich der Geräuschkulisse. Allerdings fanden wir diese rechts und links Verlängerungen teilweise unnötig. Wir raten auch davon ab den Weg im Herbst zu gehen, der in einigen Abschnitten felsige Untergrund mit nassem Laub drauf ist nicht ungefährlich. Ich bin beim ersten Mal so schwer gestürzt das wir abbrechen mussten und nur mit Mühe zurückgekommen sind, 4 Wochen Krankenschein. Wir sind ihn dann später nochmal gegangen und haben dann in der Folge auch den Via Adrina gemacht den wir sogar noch schöner fanden. Beide Wege sollte man auf jeden Fall mal gegangen sein lohnt sich. Übrigens, wieder ganz tolle Bilder.
LG Dieter
Hallo Dieter
das ist dann wirklich unglücklich gelaufen mit dem Sturz. Daher gebe ich Dir Recht, das man im Herbst noch vorsichtiger sein sollte oder ggf. Stöcke nutzen.
An der Via Adrina haben mir die herrlichen Weitblicke gut gefallen und das man immer auf die zurückgelegte oder noch kommende Strecke blicken kann. Beide Wege haben ihren Reiz. So oder so.
Vielen Dank für Deine Eindrücke und – wenn auch nicht ganz positiven – Erfahrungen.
Liebe Grüße Angelica
Hallo Angelica,
Google sagt mir, dass das von Bonn aus 2.30 Std. Fahrtzeit sind – ich wohne ja auch in Bonn – und ich frage mich jetzt gerade, ob sich die insgesamt 5 Std. Fahrtzeit Hin- und zurück an einem Tag wirklich lohnen ?
LG Ebi
Hallo Ebi
Nein, solange bin ich nicht gefahren. War ca. 1:45 unterwegs (150km) und komme ja nun aus dem südlichsten Teil von Bonn. Vermute, die 2,5 Std sagt er jetzt beim Berufsverkehr. Am WE sieht das anders aus. Nur für die eine Wanderung über 100km zu fahren, muss jeder selber entscheiden. Eine Übernachtung und am zweiten Tag die Via Adrina oder andere (auch kürzere Rundwege) aus dem Buch zu machen, wäre sicher sinnvoll.
Liebe Grüße Angelica
Sehr schöner Bericht mit vielen, sehr schönen Fotos. War ja ein wunderbarer Tag mit tollen Wölkchen am blauen Himmel.
Dankeschön & viele Grüße 🙂
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Hallo Angelica, hallo Wanderfreunde,
schön, dass ich nicht alleine da stehe mit meinen Wanderplänen. Die (imaginäre) Liste ist noch sehr lange und sie wird es leider auch noch lange bleiben, da lange Touren aufgrund des Alters der vierbeinigen Begleiterin nicht mehr möglich sind. Aber es gibt auch schöne kürzere Touren, nur sollte dann die Fahrstrecke nicht zu lange sein. So müssen auch die 5 begonnenen Fernwanderwege (Eifelsteig, immerhin von Kornelimünster bis kurz vor Daun gekommen, Rheinsteig, Rheinburgenweg, Bergischer Weg und Neanderlandsteig) aus verschiedenen Gründen noch etwas warten (bei den letzteren liegen noch zu viele Bäume quer). Irgendwann wird aber mal wieder alles in Angriff genommen. An dieser Stelle mal vielen Dank für die tollen Fotos. So kommt der Schieferpfad noch besser rüber, als in den eigentlich guten Wanderführer von den Dres. Poller und Todt 🙂 Übrigens ist die einzige Jahreszeit ohne Sturz bisher der Herbst. Generell sind nasses Wetter oder einfach nur Schlammlöcher nicht Wandermanns Freund 🙂
Liebe Grüße