Jetzt fange ich schon an Wanderwege mit Essen zu vergleichen… 🙄 Haltet mich ruhig für ein bisschen jeck, aber ich hatte vergangenen Freitag so viel Freude bei einer gemeinsamen Wanderung mit Kollegen im Pleiser Hügelland, das ich nicht umhin komme, davon zu berichten.
Es war irgendwie wie „Decke Bunne met Speck“. Einfach, regional und würzig, aber ein Genuss der satt und zufrieden macht. Dazu herrliche Äädäppel zum knetschen… *lecker*
Wer möchte schon jeden Tag Kaviar oder Lachs? Hin und wieder darf es auch mal Hausmannskost sein.
Ich bin so viel unterwegs und hab so tolle Wege gesehen mit hohem Pfadanteil, grandiosen Aussichten, beeindruckenden Burgen, sprudelnden Bächen und allem was das Wanderherz begehrt.
Aber ab und zu benötige ich ein wenig „Erdung & Bodenhaftung“ und die gab es bei der Wanderung.
Nachdem die Abteilung in den letzten Jahren das Ahrtal, den Rheinsteig bei Linz und das Siebengebirge klassisch mit Drachenfels erkundet hat, lud uns dieses Jahr ein Kollege in sein Haus nach Oberpleis ein.
Da er sich dort natürlich prima auskennt, hat er sich eine passende Route für uns überlegt. Ich habe mich dann ums organisieren gekümmert: Wer bringt welchen Salat, Brot, Käse und Fleisch zum abschließenden Grillen in seinem Garten mit.
Mittags hatte es noch heftig geregnet, hörte jedoch pünktlich auf, als wir am Nachmittag losgingen.
Vom Wohngebiet in Oberpleis waren wir recht schnell auf dem Weilerweg, an dem auch meine Tour aus der Wanderfibel Siebengebirge im Mai begonnen hatte.
Eine kleine Variation über eine Straße links am Lützbach und einigen Pferdekoppeln entlang um dann zwischen Häusern auf ein kleines Pädchen zu gelangen.
Wir erreichten den Wiesenweg der den ersten Anstieg einläutete.
Linker Hand den großen Ölberg im Blick ging es hinauf, zum Modellflugplatz am Hartenberg und über Wiesenwege bis an den höchsten Punkt.
Was sich im Mai noch als zart weiße Blüten vom frischen Grün absetzte war nun zu Früchten herangereift.
Ein Kirschbaum lockte mit seinem dunkelroten Obst und so pflückte ich, während die anderen in Gespräche vertieft waren, eine Handvoll und verteilte sie an meine Mitwanderer.
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Herrlich frisch und süß schmeckten sie und Kirschkernspuckend ging es über die Wiese hinunter bis zum Heiligenhäuschen an dem mächtigen Baumsolitär.
Ab hier begann dann auch für mich Neuland, denn wir steuerten zunächst in westliche Richtung, die hier leider unüberhörbare Autobahn an.
Weizenfelder setzten sich zu den derzeit noch vorüberziehenden Wolken ab und geradeaus lockte eine Erdbeerplantage mit ihren reifen Früchten.
Ein Zaun verhinderte jedoch, sich auch dort zu bedienen und uns wurde unser nächstes Ziel genannt:
Das Teufelsarschbachtal, auch Düwelsarschbachtal genannt. Na, das konnte ja heiter werden
Der Weg dorthin führte durch ein schönes Tal mit herrlicher Linienführung, so wie ich das mag. Vorbei an der Brunnenanlage ging es dann auf weichen Waldwegen weiter.
Doch wieder verändert sich die Landschaft und ein Tal, welches auch mitten in der Eifel hätte sein können, bot wieder eine komplett andere Stimmung.
Wir bleiben etwas oberhalb der Wiesen auf dem Weg und steuern parallel zum Bachlauf Bockeroth an. Die Sonne kommt langsam raus und die Luft wird durch den noch feuchten Boden ein wenig schwül.
Auf der Straße springt mir ein Mini-Frosch ins Auge und bevor jemand auf ihn tritt, gebe ich einen „Achtung Frosch!“ Alarm. Klar, dass ich mich auf den Boden knie um dieses winzige Etwas abzulichten.
Ein Kollege wirft wohlweißlich ein Centstück auf den Boden, damit deutlich wird, wie futzeklein der Kerl (oder ist es ein Mädchen?) ist.
Genaueres lässt sich nicht feststellen und so steuern wir die Wirtschaft „Op de Hüh“ an um uns dort mit Radler, Fassbrause und Cola zu erfrischen. In dem Saal finden grade die Vorbereitungen für eine Hochzeitsfeier statt und die Beteiligten sind eifrig dabei alles mit Blumen zu dekorieren.
Die Dorfidylle zeigt sich durch Gäste, die dort einkehren und man den Gesprächen dort lauscht. Ja, hier kennt wirklich jeder jeden.
Nach Pause und einem kurzen Asphaltstück geht es auf einen schmalen Pfad zwischen den Getreidefeldern weiter.
In weiter Ferne Siegburg und die Abtei im Blick,
dann wieder das Pleiser Hügelland drum herum, die Felder kurz vor der Ernte. Der Hafer ist reif und der Weizen goldgelb.
Oberhalb von Uthweiler führt der Feldweg an dem Gehöft Elsfeld vorbei mit alten Fachwerkhäusern und Reitanlagen.
Die Sonne gibt ihr Bestes und jeder Windhauch wird als angenehme Abkühlung empfunden. Bald haben wir wieder schattigen Wald erreicht.
Erst geht es durch dichten Wald, dann öffnet sich die Landschaft und unter einer Hängelärche, deren Äste tief hinabreichen geht es in einer Kehre abermals durch Felder.
An die umliegenden Dörfer mit ihren Kirchen, schmiegen sich Felder, Wiesen und Wald in die Landschaft. Nur grün und gelb ist unter dem blauen Himmel sichtbar.
Als würden wir gradewegs auf den großen Ölberg zusteuern geht es vorher an Obstbäumen links hinab auf Wahlfeld und einem Einsiedlerhof und den Baumschulen vorbei.
Es riecht intensiv nach Landluft und bald haben wir die kleine Kapelle in Wahlfeld erreicht. Neben dem alten Fachwerkhof scharrt ein stolzer Hahn neben seinen Hennen.
Wir genießen kurz den Schatten, denn ab nun geht es weiter durch die Sonne, bis wir nach insgesamt 3 Stunden wieder am Haus des Kollegen ankommen.
Im Garten mit seinem idyllischen Teich steht jetzt die Sonne. Als ich mich dem Wasser nähere springen einige Frösche hinein.
Ich ziehe die Schuhe aus und setze mich an den Steg um auch meinen Füßen eine Abkühlung zu gönnen. Libellen fliegen umher und das Wasser glitzert.
Die Männer werfen derzeit den Grill an und so findet die Wanderung später einen unterhaltsamen Ausklang.
Mein Fazit:
Mich hat die Tour begeistert und es war zur Abwechslung auch mal schön „einfach hinterher zu dackeln“. Wobei der Begriff „verzückt hinterher gehüpft“ vermutlich besser passen würde 😆
Der größte Teil der Wege führt sowohl über befestigte als auch weiche Wald-, Feld- und Wiesenwege. Zwischendurch gibt es immer mal wieder Asphaltabschnitte.
Im Gegensatz zum Kapellenwanderweg gibt es auf der Runde jedoch deutlich mehr Pfade und ich fand den Wegeverlauf insgesamt abwechslungsreicher. Für mich ergänzen sich beide Routen so perfekt und zeigen die schönsten Seiten des Pleiser Ländchens.
Im Wechsel mal durch offene Landschaft und Waldabschnitte sind die 10km und 200hm in 2,5 Stunden machbar. Wer nach knapp der Hälfte der Strecke einkehren möchte, kann dies im Lokal „Op de Hüh“ tun (Öffnungszeiten beachten).
Ich kann jedoch auch alle verstehen, die nur 1 oder 2 Mal im Monat zum Wandern kommen und dann natürlich die Schönsten & Besten Wege erkunden wollen.
Wer aber in der Nähe von Oberpleis wohnt und keine weite Anfahrt hat, sollte eine solche Hausmannskost-Runde ruhig mal für den Feierabend in Betracht ziehen.
Ich hab mir zwar unterwegs keine Wegezeichen notiert, die Karte bei GPSies auszudrucken sollte aber helfen, sich zurechtzufinden.
Den GPS-Track habe ich allerdings ein wenig abgeändert und den Startpunkt auf den Weilerweg verlegt. Muss ja nicht jeder wissen, wo mein Kollege wohnt 😉 Mit Rücksicht auf die Privatsphäre der Kollegen habe ich einige Fotos verkleinert. Für einen Eindruck der Tour sollten sie jedoch reichen.
Vielleicht gibt es ja Leser die mir nach dieser Tour sagen möchten, mit welchem Gericht sie die Wanderung vergleichen würden?
Hier der Track bei GPSies und ein paar Eindrücke:
Ach ja, besonders das Heiligenhäuschen habe ich noch bestens in Erinnerung. Das war ich früher sehr oft. Frage mich gerade, wie lange ich nun nicht mehr dort war? Is schon eine schöne Ecke, wo ich herkomme. 🙂
Gruß aus WAF (Kreis Warendorf) in Westfalen, Bernd
Ist doch eine schöne Erinnerung. Als ich im Frühjahr dort war, waren dort einige Baumkletterer zugange. So mit Sicherung und allem Schnick-Schnack. Als Kind bist Du sicher einfach so da rauf 😉
Natürlich, damals konnte ich frei klettern, heute geht das nicht mehr. 😉
… und der Baum war auch kleiner 😉
Stimmt. Und ich habe damals noch nicht an die Folgen eines Sturzes gedacht.