Maifeiertag. Zwar früh wach, aber nachdem ich einen Blogartikel eingestellt hatte wurde im Anschluss ein wenig rumgetrödelt. Hier und da ein Tweet oder eine Mail beantwortet, ein Telefonat mit einer Freundin, ein bisschen räumen hier und ein wenig Gebrassel dort. Schwuppdiwupp waren es 12 Uhr. Puh.. also groß in die Eifel oder an die Mosel konnte ich jetzt zeitlich vergessen. Also habe ich mir die Wanderfibel Siebengebirge geschnappt und ein bisschen gestöbert.
Eine der 22 Wanderungen sprach mich besonders an: „Das halbe Dutzend: der Kapellenwanderweg“. Ehrlich gesagt, weniger wegen der 6 der insgesamt 12 Kapellen, an denen man auf diesem knapp 14km Rundweg entlang kommt, sondern die Rede war von Obstplantagen, die derzeit ja mitten in der Blüte stehen. Ein Blick auf die Karte offenbarte wenig Wald entlang der Strecke (auch wenn man das vom Siebengebirge ja eher anders kennt) und viele freie Fläche durch das Pleiser Hügelland.
Wettermäßig war es gestern auch eher so ein Sonne-Wolken-Mix. Das passte ganz gut, denn an solchen Tagen mag ich es lieber in offener Landschaft unterwegs zu sein, als Mitten im Wald.
Keine halbe Stunde später hatte ich auf dem Weilerweg in Oberpleis einen Parkplatz gefunden und starte den Rundweg im Uhrzeigersinn.
Zunächst ging es die Straße hinab und an einem Fachwerkhäuschen am Lützbach vorbei die Straße wieder hinauf. In den Vorgärten entdeckte ich neben den üblichen Blüten sogar Küchenschellen.
Nach knapp 400m geht es rechts einen Wiesenweg hinauf. Von hier erkenne ich den Ölberg und der Blick in die Landschaft offenbart die ganze Blütenpracht.
Überall erkennt man die weißen Blüten der Obstbäume. Zum Teil wirkt es, als würden kleine Puschelwolken in den Hügeln der Landschaft hängen.
Ein kurzes Stück Asphalt durch Hartenberg und dann geht es an einem Parkplatz vorbei, an dem sich die Modellflieger treffen um ihre ferngesteuerten Modellflugzeuge oben über den Hang schweben zu lassen. Durch den Wald und über Wiesenwege gelange ich an den höchsten Punkt des Hartenbergs und habe von hier eine wunderschöne Weitsicht.
Die Sonne gibt sich ein Stelldichein und die Flugzeuge glitzern in der Sonne. Von hier hört man neben den Motorengeräuschen der Flieger leider auch die der A3, die nur wenige hundert Meter entfernt links von diesem Hang liegt.
Mein Blick jedoch geht in Richtung Uthweiler und Pleiserhohn, wohin mich meine Wanderung im späteren Verlauf noch führen wird.
Auf der Wiese ist der Weg kaum auszumachen und an der ersten Kapelle, sind Baumkletterer in dem riesigen Baum zugange.
Für mich geht es über einen Feldweg weiter und ich komme an weiteren Obstbäumen vorbei. Durch den Wind ist es nicht ganz einfach heute Fotos zu machen und so muss ich den Ast sogar festhalten, damit mir dies einigermaßen gelingt.
Der folgende Abschnitt bis zur Kapelle in Wahlfeld wird durch Weitsicht und immer wieder neue Motive versüßt.
Nun kommt ein längerer Asphaltabschnitt der durch dieses kleine Örtchen bis nach Jüngsfeld und immer wieder an alten Obstbäumen vorbei führt.
Hier stehen Pferde auf einer Wiese und der Raps auf den umliegenden Feldern beginnt zu blühen.
Über einen Wiesenweg geht es weiter bis nach Uthweiler, durch den Ort hindurch und während ich durch das Wohngebiet gelange, gewinne ich wieder an Höhe.
Oben geht es noch einmal über die Straße und nach 6km abermals auf einen Feldweg.
Eine Herde Schafe ist auf den Wiesen und ein kleines Lamm hat es sich neben der Mutter bequem gemacht.
Nur zögerlich hebt es den Kopf um zu schauen, wer da ein Auge auf es geworfen hat.
Der Feldweg ist links und rechts von herrlich grünen Wiesen gesäumt, auf denen derzeit Unmengen von gelben Löwenzahnblüten erstrahlen.
Ich sehe Kühe auf den Wiesen und bekomme so Landidylle pur. Irgendwie ist es fast kitschig, weil es so schön aussieht.
Mein Blick geht zurück und oben erkenne ich einen Rotmilan, der durch die Lüfte schwebt und auf Beute aus ist.
Der Weg führt ich weiter hinauf und auf dem Asphaltweg, der nun folgt, entdecke ich etwas Kleines, sich hüpfenderweise fortbewegendes Etwas. Zunächst denke ich an eine Maus, aber die Art zu laufen entspricht eher einer Ratte. Erst im letzten Moment und nachdem es die Straße gequert hat um in einem Rohr zu verschwinden, erkenne ich, das es sich um einen Marder handelt.
Ein Stück weiter bietet sich eine gute Möglichkeit für ein Panoramabild (klicken um es zu vergrößern). Von hier kann ich neben dem Ölberg auf der gegenüberliegenden Seite auch die Kapelle und den „Kletterbaum“ sowie den Hartenberg sehen.
Durch Pleiserhohn, an einer weiteren Kapelle vorbei geht es dann wieder über Feldwege mit Ölbergblick hinab in den Wald.
Wahnsinn, was in den letzten 2 Wochen so an grün hier gesprießt ist.
Der Eisbach wird gequert und nach dem Wald führt ein Wiesenweg in den kleinen Ort Eisbach und seiner Kapelle hinauf.
Ich mache eine kurze Rast auf der Bank daneben und werde später über Feldwege bis nach Pützstück hinauf geführt.
Nun geht es ein längeres Stück an der Straße entlang. Neben dem Asphalt gibt es jedoch einen schmalen Schotterpfad und viel Verkehr ist auch nicht. Es sind eher Radfahrer, die hier Strecke machen.
Nachdem der Wald endet geht der Weg rechts hinein. Normalerweise könnte man zur Kapelle in Sandscheid noch einen kurzen Abstecher machen, das spar ich mir aber und folge dem Weg durch den Wald.
Der Weg wirkt hier etwas wild und ein dunkles Dickicht zwischen Tannen, in dem ich Wildschweine vermute, bringt mich dazu mal wieder meine Sangesqualitäten unter Beweis zu stellen. Eigentlich egal, denn hier ist kein Mensch unterwegs.
Hauptsache die Tiere (sofern denn dort welche sind) hören das. Jedenfalls komme ich (und ich hoffe die Tiere ebenso) ohne Schaden durch diesen Abschnitt.
Nach einem Abzweig wird die Strecke recht grade aber doch abwechslungsreich. An einem Offenstall geht es vorbei und als sich der Wald öffnet, bietet sich mir ein Blick auf Oberpleis und St. Pankratius.
Auf einem Baumstamm entdecke ich Gundelrebe, die zwar überall hier wächst, aber diese hat sich auf dem morschen Holz niedergelassen. Fast wie eine Deko in einem Blumenladen, also wird aus das geknipst 😉
Nun führt der Weg durch einen Tunnel unter der Siegburger Straße hindurch, mit einer Brücke über den Pleisbach und am Friedhof vorbei.
Nachdem ich an St. Pankratius vorbei komme ist es nicht mehr weit bis zum Auto, welches ich knapp 4 Std. später erreicht habe.
Mein Fazit:
Das das Siebengebirge mehr als nur dichten Wald bietet, zeigt diese abwechslungsreiche Wegführung durch das Pleiser Hügelland. Gut, viele Pfade gibt es auf der Strecke nicht und der Asphaltanteil ist auch höher als bei anderen Wanderungen. Ansonsten viele Feld- und Waldwege.
Was mir besonders gut gefallen hat, ist das man fast die gesamte Strecke über immer wieder auf der gegenüberliegenden Seite die Stellen sieht zu denen man noch gelangen wird, bzw. wo man schon war. Das hat was, find ich.
Das auf- und ab ist ausgewogen und nicht anspruchsvoll. Ein gemütlicher Nachmittagsausflug in Stadtnähe. Sicher nix für heiße Sommertage, dafür gibt es zu wenig Wald, aber an so Sonne-Wolken-Mix-Tagen genau das richtige.
Das es viele Wiesen, grüne Landschaft und tolle Weitblicke gibt, zeigen die Bilder zur Genüge. Aber es geht auch durch Ortschaften, wobei ich mich da – insbesondere in Wohngebieten – mit dem Fotografieren aus Rücksicht auf die Bewohner gerne zurückhalte. Bin ja nicht Google Street View
Die A3 oder auch andere Straßen sind zwischendrin immer mal zu hören, aber es gibt auch ganz ruhige und stille Abschnitte. Für eine solche Nähe zu einem Ballungsgebiet wie Bonn, finde ich das noch akzeptabel.
Mit GPS war die Tour überhaupt kein Problem. Die Erklärung in der Wanderfibel reicht allerdings in dem Fall nicht ganz aus. Wer sicher im Karten lesen ist, sollte mit dem eingezeichneten Weg klarkommen. Die Angabe der Gehzeit passte jedenfalls perfekt: 3,5 Stunden war ich (ohne Pausen) aber mit gucken & knipsen unterwegs.
Den Track (GPX und Google Earth) bekommt man auf der Seite: gehdochmal. Leider geht kein direkter Link dorthin: bitte links auf “Wanderfibel Königswinter” und im rechten Bereich auf den achten Tab “Kapellenwanderweg” klicken. Alles weitere steht im Text darunter.
Wer sich für die eigentliche Kapellenwanderung interessiert, die über 42km an allen 12 Kapellen der Königswinterer Bergregion entlang führt, bekommt hier weitere Informationen.
Auf dieser Seite habe ich eine schöne Übersicht mit Detailinformationen der Kapellen gefunden.
Ein Artikel im General-Anzeiger-Bonn liefert weitere Informationen zur Entstehung des Weges. Das Buch dazu gibt es in der Tourist-Info für 6,80 EUR.
Hier geht es zu meinem Track bei GPSies: Wanderfibel Siebengebirge – Weg 8 – Der Kapellenwanderweg
Ein paar Eindrücke als Dia-Show
Hallo Angelica,
wieder mal schöne Photos. Der Frühling ist einfach schön mit seiner Farbenpracht. Bei uns beginnt jetzt auch die Apfelblüte, nachdem letzte Woche die Krischen geblüht haben. Ich warte noch auf das richtige Wetter, um die vielen blühenden Streuobstwiesen photografisch einzufangen.
Liebe Grüße
und schöne Wanderungen
Sonja
Hallo Sonja
ja, jetzt ist hier wirklich die schönste Zeit grade. Erst die Obstblüte, dann der Raps und bald auch das Eifelgold (Ginster). Das bringt nach dem langen Winter endlich Farbe in die Bilder.
Dir viel Spaß & gutes Licht für die entsprechenden Fotos.
Liebe Grüße
Angelica
Das ist wieder eine toll dargestellte Wanderung! Die habe ich auch auf dem Radar, weil sie thematisch interessant ist, in der Fibel steht und nicht weit weg ist und auch weil ich die Gegend tatsächlich nicht kenne. Ich finde gerade auch “ Schöpfungen “ der Menschen, wie Bilderstöcke, Dörfchen, Wegekreuze, Kapellen und Kirchlein usw. interssant und tolle Motive, weil sie so herrlich in die Landschaft passen und dem etwas Leben einhauchen und auch etwas über Land, Leute und Geschichte vermitteln….
Dann wäre das ja genau das Richtige für Dich 🙂
Tolle Wanderung, wir sind sie gestern gelaufen und können sie nur empfehlen, auch wenn wir wesentlich länger unterwegs waren ;-). Vielen Dank für den Tipp!
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