Wir laufen bei unseren Wanderungen an Ihnen vorbei: die Markierungen auf den Wanderwegen. Wir orientieren uns daran und wenn sie fehlen, fühlen wir uns unsicher. Sie leiten uns über den gesamten Streckenverlauf, zeigen Abzweigungen und Entfernungen an und wir können uns darauf verlassen.
Rheinland-Pfalz hat im Jahr 2007 den Wanderwege-Leitfaden erarbeitet und wir alle kennen und schätzen dieses gut durchdachte und mittlerweile sogar in anderen Regionen eingesetzte Wegeleitsystem. Es gibt viele verschiedene Arten von Markierungen, seien es Plaketten, Aufkleber oder aufgesprühte Wegezeichen.
Aber wer kümmert sich eigentlich um all diese Wegekennzeichen? Wer sorgt dafür, dass schmale Pfade nicht zuwachsen und wir ungehindert dort hindurch gelangen? Wer findet die Ausweichrouten, wenn der Wegeverlauf z.B. wegen einem Felssturz nicht mehr möglich ist?
Bei den meisten Wander- und Fernwegen sind dies ehrenamtliche Wegepaten. Es gibt jedoch auch Regionen, die einen eigenen Wegemanager haben. Einen davon möchte ich heute vorstellen:
Felix Knopp – Wegemanager auf dem Natursteig Sieg
Felix Knopp , seines Zeichens Wegemanager in der Kreisverwaltung Siegburg und zuständig für den Natursteig-Sieg und die Erlebniswege Sieg. Ungefähr die Hälfte seiner Arbeitszeit sitzt der Diplom-Geograph im Büro und kümmert sich um Wegerechte, Genehmigungen, um die für das kommende Jahr geplante Zertifizierung durch den Deutschen Wanderverband und vieles, vieles, mehr.
Den Büroalltag fand ich jetzt nicht so spannend, habe ich selber jeden Tag genug. Nein, ich wollte raus und ihn bei seiner Arbeit auf der Strecke begleiten. Ich versprach – nicht nur dekorativ in der Gegend rum zu stehen – sondern auch mit anzupacken, und so trafen wir uns in den vergangenen Wochen an zwei Nachmittagen im Siegtal.
Wir zeigen wo es langgeht – Sprühmarkierungen auf dem Natursteig Sieg
Anfang August ging es zum Treffpunkt in Stadt Blankenberg auf die 3te Etappe des Natursteig-Sieg. Da ich durch meine Recherche im Vorfeld bereits wusste, das Felix ein erfolgreicher Ultramarathonläufer ist, war ich auch nicht verwundert als er mich bat, beim Treffen meine Laufsachen anzuziehen.
Vorab wurden die für eine Sprühmarkierung notwendigen Utensilien wie Schablonen, Farbsprühdosen, Nägel, Hammer und Drahtbürsten in den Laufrucksack gepackt. So ging es also statt in Wander- diesmal in Joggingschuhen auf die Etappe. Noch war das Tempo moderat, denn geplant war, die Strecke zunächst zu markieren und dann gemeinsam den Rücklauf anzutreten.
Obwohl wir uns hier in Nordrhein-Westfalen befinden, wurde auch beim Projekt Natursteig-Sieg auf das Rheinland-Pfälzische Wegeleitsystems gesetzt und bei meinen Touren auf dem Natursteig Sieg ist mir dies auch mehrfach positiv aufgefallen.
Die heutige Etappe kannte ich zwar vom Erlebnisweg Sieg und habe mich bei der Tour an den rot-weißen Kennzeichen orientiert. Heute jedoch sollten die zum Teil noch angebrachten oder durch Souvenirjäger entwendeten Plaketten des Natursteigs durch eine Sprühmarkierung ersetzt werden.
Die Entscheidung, an welcher Stelle genau eine Markierung hinkommt übernahm entweder eine bereits vorhandene Erlebnisweg-Markierung oder die Streckenangabe der GPS-Laufuhr, die Felix an seinem linken Arm trug und ihm die richtige Entfernung von Markierung zu Markierung anzeigte. Wenn nicht grade eine Wegekreuzung oder ein Abzweig kommt, sollte ca. alle 200m eine Markierung erfolgen.
Bei den ersten Markierungen schaute ich mir den Arbeitsablauf genau an: Die alte Markierung wird entfernt und je nach Baumart wird mit einem Schaber oder einer Drahtbürste die Rinde des Baumes vorbereitet.
Die erste Schablone wird mit 2 dünnen Nägeln fixiert und die blaue Farbe flächig gesprüht, kurz trocknen lassen, die 2te Schablone mit dem markanten „S“ positioniert und mit weißer Farbe abgesetzt.
Teilweise musste Felix auch mal an einem steileren Abschnitt hoch um eine Markierung anzubringen. Ich reichte ihm dann die passenden Schablone, Sprühfarbe oder den Hammer. So geht das Stück für Stück weiter, es wird gemeinsam überlegt, ob hier oder dort die Markierung besser passt oder zu erkennen ist.
Toll, wenn man sonst nur passiv der Beschilderungen folgt und nun aktiv mitmachen kann. So darf auch ich an einer Stelle als „Sprayerin“ tätig werden. Wer also die 3te Etappe bzw. den Dreitälerweg wandern will, kann ja hinter dem Wiesenweg nach Ahrenbach bei Eintritt in den Wald auf das erste blau-weiße Zeichen links am Baum achten: das hab ich gemacht 😉
An diesem Nachmittag haben wir in 1,5 Stunden grade mal 2,5km Strecke markiert. Allein benötigt Felix nicht wesentlich mehr Zeit und läuft die Strecke dann nachher – auch zur Kontrolle – zurück.
So sind auch wir die Strecke bis zum Parkplatz wieder zurückgelaufen.
Puh, so ein Recherchetermin kann ganz schön anstrengend sein, wenn man nicht gewohnt ist, beim joggen nebenher auch noch zu quatschen 😉
Wir machen den Weg frei – Aus Pfädchen werden Pfade
Auch beim zweiten Termin Anfang September konnte ich ihn wieder begleiten. Diesmal ging es auf die Etappe 6 des Natursteigs Sieg, der rund um Herchen eine Schleife bildet. Hier galt es einen schmalen zugewachsenen Pfad der an einer eingezäunten Wiese entlangführt, von Brombeeren und allerlei Gestrüpp zu befreien.
Ich habe nach dem Termin mal in den Bildern von Ende März gekramt, als ich dort unterwegs war und genau diese Stelle gefunden. Zu der Zeit war der Weg noch frei und jetzt erwartete uns – auch aufgrund der den Wuchs begünstigen Wetterlage – ein schmaler Trampelpfad.
Felix bestätigte auch, das je mehr Wanderer hier unterwegs sind, er sich weniger um das freischneiden diverser Streckenabschnitte kümmern muss.
Er zog sich die entsprechende Schutzkleidung über und ließ den Motor des Freischneiders an. Ich ging erst mal vorweg um mir noch die letzten Brombeeren entlang des Weges einzuverleiben. So lecker die sind, aber Brombeeren wachsen wie Unkraut und denen ist schwer Herr zu werden.
Aber man kann nicht jeder Pflanze so kurzerhand den Garaus machen und auf bestimmte Pflanzenarten muss daher geachtet werden. Der Naturschutz geht einfach vor und oft genug muss Felix zwischendurch überprüfen, ob diese oder jene Pflanze nicht doch darunter fällt.
Aber hier gab es größtenteils Brombeerbüsche und mit lautem Motorengeräusch wurde der Weg freigeschnitten. Hier konnte ich nicht viel tun und setzte mich solange in die Sonne oberhalb der Strecke.
Damit ich auch mal ein Gefühl dafür bekomme, durfte ich die Motorsense selber einmal testen. So ein Gerät ist auch mit Unterstützung dieses Geschirrs, welches zwar einen Großteil des Gewichtes abfängt, immer noch schwer und unhandlich. Vor allem, wenn ich mir vorstelle, damit einige Stunden in praller Sonne zu hantieren.
Ich gab mir alle Mühe, aber so richtig warm wurde ich mit dem Freischneider nicht und aus Sicherheitsgründen ließ mich Felix auch nur in dem Wiesenbereich werkeln. Das war wirklich nicht einfach und der Umgang mit diesem Gerät bedingt einiges an Erfahrung und Geschick um damit entsprechend umgehen zu können.
Ich kann kaum schätzen, wie kurz die Strecke war, die in den 1,5 Stunden freigeschnitten wurde. Sicher nicht mehr als 500-600m. In diesem Jahr war das übrigens der zweite Rückschnitt auf diesem Abschnitt.
Und der Natursteig Sieg ist immerhin 115km lang, dazu kommen noch die Erlebniswege mit insgesamt 190km.
Mein Fazit
Ich fand es sehr interessant einmal die Möglichkeit zu bekommen Felix bei seiner Aufgabe als Wegemanager begleiten zu dürfen. Denn oft macht man sich unterwegs gar nicht die Gedanken wie viel Arbeit und Aufwand hinter so einem Weg steckt. Natürlich werde ich auch weiterhin bei den Wanderberichten darauf achten, ob und wo eine Markierung fehlt oder der Weg unzugänglich ist.
Felix Knopp jedenfalls freut sich über alle Informationen, die Wanderer ihm über das Wegenetz mitteilen, sei es in Form einer kurzen Mail, eines Fotos oder einer Beschreibung des jeweiligen Zustandes. Auch bei Gesprächen mit Touristikern anderer Regionen oder Wegen, kam klar hervor, dass wir als Wanderer mit aktuellen Zustandsberichten und konstruktiver Kritik aktiv helfen können. Denn nicht jeden Tag ist einer auf der Strecke und läuft oder wandert diese ab.
Die Arbeit von Felix Knopp steht in diesem Bericht symbolisch für die vielen anderen Wegemanager, ehrenamtlichen Wegepaten, Förstern, Bauern und Mitarbeiter, die vor und hinter den Kulissen dafür Sorge tragen, uns die Wanderwege frei und gut gekennzeichnet zu präsentieren.
Denn – und das sollte man sich auch vor Augen führen – wir zahlen nichts für die Nutzung der Wanderwege und können unsere Freizeit so wunderbar draußen genießen.
Mein herzlicher Dank an dieser Stelle an all jene, die dies möglich machen.
Folgend die Links zu den Kontaktdaten der einzelnen Wegemanager aus der Region
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Natursteig Sieg | Traumpfade |
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RheinBurgenWeg | Westerwald-Steig |
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Die Wegemanager haben wirklich ein Lob verdient; toll, dass Du daran gedacht und auf ihre Arbeit aufmerksam gemacht hast 😉
Dank Dir & Spaß hat es obendrein gemacht 🙂
Ich habe mal einen Bericht über einen Wegepaten auf dem Rheinburgenweg im SWR-Fernsehen gesehen. Und im Mai habe ich im Siebengebirge Markierungsarbeiten für den „Bergischen Weg“ gesehen und mich gewundert, weil das Siebengebirge ja irgendwie nicht im Bergischen Land liegt. Inzwischen weiß ich’s besser. Ist schon toll, was die Markierer und Wegepaten so leisten. Schön, daß Du darüber mal berichtet hast.
Schließe mich an mit dem Dank zu Deinem Blogbeitrag – es ist für Wanderer und Wegeplaner super wichtig, dass es die engagierten Wegepaten und Wegemanager vor Ort gibt, ohne die die Wege nach einer Wandersaison schon wieder verloddert wären.
@Rainer und Karin
Herzlichen Dank 🙂
Mir war es ein Bedürfnis einerseits meine Neugier zu stillen und so diese Arbeit – wenigstens ansatzweise – vorstellen zu können.
Und das ist Dir wieder gut gelungen. Ich wusste auch nicht, dass es hauptamtliche Wegemanager gibt. Aus den Alpen kenne ich Arbeitseinsätze, die zum Bau oder Instantsetzung von Wegen und Pfaden durchgeführt werden. Mit ein bisschen Menschenverstand hätte man auch selbst auf sowas kommen können. Danke für einen Einblick in die Tätigkeit!
Gruß, Bernd
Sehr interessant, danke!
Hallo Angelica
Danke für deinen Bericht, ich finde es sehr interessant wie so ein weg entsteht wo man immer nur drüber läuft, oder sich ggf ärgert das etwas nicht stimmt.
PS: Mit so einer Motorsense arbeite ich manchmal 2-3 mal die Woche um teils steile hänge ab zu mähen. Nicht nur die schwere des gerätes ist da ein problem, sondern auch das Schwitzen die Viecher die einen kaputt stechen etc
Liebe grüße markus
Hi,
Wirklich sehr interessant der Artikel, man wandert und wandert wirklich an den makierungen vorbei und nimmt sie dabei als völlig selbstverständlich wahr! großes lob an die Menschen, die uns diese unvergesslichen wandererfahrungen erst möglich machen. 🙂
wie läuft das eigentlich bei Wanderkarten, werden die einfach aus den vorhandenen Makierungspfaden rausgenommen oder durchlaufen die Hersteller die optimalen routen wirklich erst? Kann ich mir bei einem Hersteller wie http://www.publicpress.de/, die alles mögliche an karten anbieten, ja nicht so recht vorstellen oder? wie läuft das?
lg und danke für die hoffentlich ankommenden zusatzinfos, Anna
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Das Thema Wegemanagement oder auch Markierungswesen ist mittlerweile noch aktueller geworden. Beim Pfälzerwald-Verein wird die Wegearbeit ehrenamtlich von Wegewarten und Markierern geleistet. Markierungen setzen und pflegen und Wege freischneiden sind da die Haupt-Aufgaben. Für Interessierte ließe sich dazu ein Workshop einrichten, generell kann man bei Gefallen dann auch Wegepate werden und selbst einen Teil der Verantwortung übernehmen.
Bei Interesse gern E-Mail an Ortsgruppe Rhodt unter Rietburg (PWV-Rhodt@gmx.de).
Grüße,
Christian
Hallo Christian
wobei die Wegemarkierungen im Pfälzerwald ja auch wirklich super sind, wie ich in meinem Urlaub im April mal wieder feststellen durfte.
Danke für die Info und vielen Dank an alle, die sich dort engagieren.
Liebe Grüße
Angelica