Ich schultere meinen Rucksack und mache mich auf. Es ist heiß, doch der Wald noch angenehm kühl an diesem Morgen. Die ersten Schritte sind durch das Gewicht des Rucksacks noch beschwerlich. Doch nach den ersten Pfaden, dem weichen Boden der unter meinen Füßen federt, den Wurzeln, denen ich ausweichen muss, wird er leichter und mein Gang beschwingter. Ich genieße Schritt für Schritt die Eindrücke, die die Natur mir an diesem Sommertag bietet.
Die Sonne fällt durch das grüne Blattwerk und setzt helle Punkte auf den Boden vor mir. Freudig tanzen diese vor mir her und springen auf und ab. In kurzen Hosen spüre ich jeden Hauch des Windes, jeden Sonnenstrahl der meine Haut streift. Aber ich spüre es nicht nur, nein ich höre es auch: die Kiefernzapfen, die unter meinen Sohlen zerbersten, die Tannennadeln die so ein typisches, leicht knackendes Geräusch machen, wenn man darüber schreitet. Auch die Vögel zwitschern ein fröhliches Lied und begleiten mich durch den Wald.
Der erste Aussichtspunkt ist erreicht und ich lasse den Blick über die Landschaft schweifen. Blauer Himmel und grüne Waldflächen, die Sonne hier tut gut und ich genieße die warmen Strahlen. Eine Echse, die sich grade noch auf dem sonnigen Fels gewärmt hat flieht vor mir, verharrt kurz und wartet ab. Entschließt sich dann doch den Rückzug in eine geschützte Felsspalte anzustreben und sich in Sicherheit zu wähnen.
Mein Weg führt mich weiter zum ersten Etappenpunkt, doch anstatt außenherum zu gehen, steuer ich das Ziel auf direktem Wege, einem schmalen und mit hohem Gras bewachsenen Pfad an. Der Boden unter mir bewegt sich. Nein, kein Erdbeben: es sind zahlreiche Echsen, die sich auf dem schmalen Streifen gesonnt haben und nun nach links und rechts zur Seite springen und Schutz im hohen Gras suchen. Ob hier Schlangen sind? Ich denke nicht weiter darüber nach und erklimme das letzte steile Stück um von hier den Blick schweifen lassen.
Die weite Rheinebene im Blick, rechts und links von den bewaldeten Hügeln eingerahmt deren Linien sanft abfallen. Das Sonnenlicht flimmert und ein leichter Dunst liegt über dem Land. Ich folge der Treppe hinab und umrunde den Bergfried auf dem schmalen Graspfad. Die Grillen zirpen in der Wiese, dünne Halme wehen sanft im Wind. Wieder springen sonnende Echsen vor mir her.
Rechts am Weg wächst Glatthafer. Im vorbeigehen lasse ich die Halme zwischen Daumen und Zeigefinger gleiten und greife nach den Rispen, halte ich sie fest und ziehe sie ab, bis sie eine kleine Blume aus Samenzweigen zwischen den Fingern bilden. Ich öffne meine Hand und verteile die Samen im Wind. Schon als Kind hab ich das gemacht und kann davon nicht lassen. Für mich Sommerfeeling pur!
Der Weg führt mich wieder in den Wald. Angenehm. Nicht mehr kühl und kein Windhauch ist zu spüren. Eine schwarze Teufelskralle erregt meine Aufmerksamkeit. Ich bücke mich um sie ins Visier meiner Kamera zu nehmen. Das satte lila Ihrer außergewöhnlichen Blütenform erscheint im Licht fast schwarz. Wie Tentakeln winden sich die einzelnen Blütenblätter empor, formen eine Kugel, dem Sonnenlicht entgegen. Beeindruckendes Gewächs.
An einem mächtigen Felsen erkenne ich ein Seil. Daran eine Frau, gesichert am höchsten Punkt. Im Schatten unter diesem riesigen Buntsandstein steht die Person, die sie sichert, hält, beschützt. Ich überlege hier zu rasten und beiden zuzuschauen, erkenne dann ein Stück weiter ein schöneres und halbschattiges Plätzchen zwischen den Kiefern auf einer Anhöhe. Der steile Pfad führt mich hinauf und während einer kurzen Pause auf dem Fels, der zusätzliche Wärme spendet, genieße ich diese Eindrücke. Den Duft von Kiefern, Harz und Sommer nehme ich tief in mir auf.
Aber die Neugier auf den Rest des Weges lässt mich nur kurz rasten und der weitere Wegeverlauf unablässig schwelgen. Vorbei an prächtigen Blüten, Wildrosengesäumten Felsen und immer wieder der weiche Waldboden, der jeden Schritt federn lässt.
Vom nächsten Ziel zeugt nur noch ein großer Felsklotz, dessen exponierter Platz jedoch wieder für wunderbare Ausblicke sorgt. Ein Pfad in Nordwestlicher Richtung gewährt mir einen phantastischen Blick auf einen weiteren Höhepunkt der Tour. Ich bleibe stehen, will genießen und den Augenblick einfach nur festhalten.
Der Weg kann warten.
Ich entledige mich meines Rucksacks und mache Rast: ankommen, innehalten, losgelöst & frei. Mag diesen wunderschönen Tag einfach nur auskosten, jede einzelne Minute…
Wanderglück!
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Nach dem Motto „Bloggen: back to the roots“ gibt es in diesem Beitrag ausnahmsweise mal keine Fotos. Begleitet & inspiriert hat mich der Annweilerer Burgenweg.
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Aus Wandern wird Poesie.
Ach Angelica, mir fällt zu deinem wirklich sehr schönen Text nur noch „Kontemplation pur“ ein – Besinnlichkeit. Ja – ab und an braucht man das einfach. Liebe Grüße, andreas
Guido und Andreas.
Herzlichen Dank 😳
Auch wenn ich mir Deine tollen Bilder immer mit Vergnügen anschaue, brauchte ich hier gar keine. Deine Wanderbeschreibung war so stimmungsvoll und gelungen, dass ich ein genaues Bild vor Augen hatte und fömlich den Kiefernduft schnuppern konnte!
Hallo Ursula
Auch an Dich ein herzliches Dankeschön.
Und wenn der Sommer sich weiter so rar macht, werden wir uns sicher noch des öfteren – ob nun durch Text oder Fotos – in sommerliche Stimmung zurückversetzen lassen müssen.
Ich gebe die Hoffnung auf eine stabile Schönwetterlage jedenfalls nicht auf 🙂
Liebe Grüße – Angelica
Mal was anderes.. aber wunderschön! Danke!
WOW!
Einfach nur spitze.
Dankeschön 🙂
Hey Du, auf dem Weg zu Deinem ersten Wanderbuch??? Weiter so- ist echt eine schöne Abwechslung zwischen den Tourberichten!
Dank Dir 🙂
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sehr schön geschildert! ja… da geht das herz auf!
der nette platz muss wohlmöglich am asselstein gewesen sein…
eine sehr schöne runde – gerade neulich gegangen, etwas abgewandelt als teil des weinsteigs (etappe 8) bis klingenmünster, mit zwischenstopp beim „leinsweiler sommer“. ein wunderschönes weinfest…
Hallo Timo
Der Kletterfelsen, an dem ich dort vorbeigekommen bin und den ich beschrieben habe liegt direkt am Annweilerer Burgenweg. Der Asselstein ist wohl deutlich größer und liegt wohl auch ein Stück entfernt davon.
Ich fand es sehr faszinierend den Kletterern zuzuschauen. Auch am Teufelstisch konnte ich an einem anderen Tag akrobatische Kletterkünstler beobachten die sehr bedacht vorgegangen sind und eine unheimliche Ruhe ausgestrahlt haben. Für einen entspannten Urlaubstag genau das richtige.
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