Im Frühjahr war ich auf der Suche nach einer Regenjacke. So hatte ich genaue Vorstellungen und wusste, welche Anforderungen diese erfüllen muss:
– Möglichst viele Taschen haben
– atmungsaktiv sein
– winddicht
– leicht
– robust genug für Rucksacktouren
Ich besitze zwar schon eine Regenjacke von The North Face aus Gore-Tex Performance Shell, die bis auf das Gewicht, fast alle obigen Punkte erfüllt. Für eine geplante Mehrtagestour ist sie mir mit über 600gr allerdings zu schwer und vor allem nicht atmungsaktiv genug. Natürlich ist das hohe Gewicht den vielen Taschen und der Pit-Zips geschuldet, aber das muss irgendwie auch leichter gehen.
Aber vor dem Jackenkauf steht die Materialwahl. So gibt es NeoShell, DermizaxTM, eVent, die verschiedenen Gore-Tex Materialien und was sich da sonst noch so alles tummelt… Sie alle versprechen eine ganze Menge und die Laborwerte halten dies sogar. Aber wer soll da noch durchblicken?
Oft helfen mir auch die Testberichte anderer Blogger um mir ein besseres Bild zu machen. Wie ist die Haptik? Wie Atmungsaktiv ist das Material? Lässt sich der Reißverschluss mit einer Hand schließen? Auch über die Lage und Größe der Taschen geben die Berichte Auskunft.
Bei meiner Suche im Netz fiel mir die Vaude Jorasses auf, eine 3-Lagen Hardshell Jacke. Zum einen, weil sie obigen Punkte erfüllt und zum anderen, weil sie aus SympaTex ist. SympaTex kannte ich bisher nur von wasserdichten Schuhen und habe in der Vergangenheit gute Erfahrungen damit gemacht. Vaude jedoch hat eine Jacke herausgebracht, die genau dieses Material verarbeitet. Somit hat sie nicht nur das GreenShape Siegel sondern ist auch bluesign zertifiziert.
Das Material:
Laut Firmenangaben ist SympaTex der erste Hersteller mit umweltfreundlichen, 100% wasserdichten, 100% winddichten und gleichzeitig optimal atmungsaktiven Membranen und Laminaten in Europa. Die SympaTex Membran nimmt den Schweiß auf und leitet ihn nach außen und je mehr Schweiß produziert wird, desto besser funktioniert der Prozess.
Die Struktur der Membran ist porenlos und kann somit nicht durch Waschmittel oder dergleichen verstopfen. Darüber hinaus verspricht der Hersteller eine extrem hohe Lebensdauer. Mehr Informationen zu der Membran gibt es auf der Herstellerseite.
Paßform:
Scheinbar sind selbst die Größen eines Herstellers nicht immer gleich. Obwohl die Vaude Rondane ebenfalls in Größe 34/XXS ist und perfekt sitzt, versinke ich in der Jorasses und habe reichlich Platz. Dafür kann ich an kälteren Tagen noch bequem ein dickes Fleece darunter tragen, ohne mich eingeengt zu fühlen. Dazu trägt auch das Material am Rücken der Jacke bei, welches aus einem elastischen Material verarbeitet wurde.
Die ergonomisch geschnittenen Ärmel sind mir zwar ein gutes Stück zu lang, können aber über die Klettverschlüsse am Ärmelsaum bequem verstellt werden. Die Reißverschlüsse an den Taschen sind leichtgängig und können mit einer Hand bedient werden.
Der Doppel-Frontreißverschluss ist ein wenig steif (insbesondere im Halsbereich), lässt sich aber gut öffnen und schließen. Die Kapuze lässt sich schnell und einfach verstellen und hält durch den kleinen Schirm auch das Blickfeld frei.
Ausstattung:
– SympaTex® Performance als 3-Lagen Material
– vorgeformte Ärmel mit weiten regulierbaren Ärmelbündchen
– 2 Brusttaschen mit wasserabweisendem RV
– 2 abgedeckte Fronttaschen mit RV
– 1 Innentasche mit RV
– wasserabweisender 2 Wege Front RV mit Untertritt
– Kordelzug im Saum durch die Taschen regulierbar
– angeschnittene, weiten regulierbare Kapuze
– Ventilationsmöglichkeit am Ärmel durch wasserabweisende RV’s
– Gewicht 320gr (bei Größe 34/XXS)
Im Praxistest:
In den letzten 3 Monaten hatte ich zahlreiche Gelegenheiten die Vaude Jorasses ausgiebig zu nutzen. Meist hatte ich Glück mit dem Wetter, denn nur bei 3 Touren hat es richtig geschüttet, bei anderen nur leicht geregnet. Da die Jacke mit 320gr jedoch so leicht ist, war es kein Problem sie bei unbeständigen Wetteraussichten einfach so in den Rucksack zu packen.
Auch an windigen Tagen habe ich die Jacke oft genutzt. Durch ihre Atmungsaktivität habe ich sie, wenn es mal kühler wurde, einem dünnen Fleece vorgezogen. Selbst mit T-Shirt drunter ist sie angenehm zu tragen, da das Material innen ganz weich und angenehm ist.
Durch den Schnitt der Jacke und die vielen Taschen gibt es allerdings zahlreiche Nahtbänder/Tapes (15mm breit), die nach einer anstrengenden Bergauf-Etappe zum Teil feucht aussahen. Ich selber, bzw. das Shirt blieben jedoch trocken und die Atmungsaktivität hat hervorragend funktioniert. Die Pit-Zips an den Armen hab ich dabei nur selten genutzt.
Auch bei einem starken Gewitter in meinem Urlaub hat die Jacke dicht gehalten und das Wasser perlte wunderbar ab. Als danach die Sonne wieder rauskam, war die Jacke nicht mal 15 Minuten später komplett trocken und ich konnte sie wieder in den Rucksack verstauen. Länger als 30 Minuten war ich dem Regen jedoch nie ausgesetzt, daher kann ich nicht sagen, ob sie starken Regengüssen auch über mehrere Stunden standhält.
Dass das Material jedoch ziemlich robust ist, konnte ich Anfang April auf einer Tour im Hohen Venn erleben.
Dort bin ich mit dem Arm an einem Stacheldraht hängengeblieben und hab noch gedacht: „Super, das war es jetzt“ und habe einen langen Riss in der Jacke erwartet. Aber es ist lediglich ein fast kaum wahrnehmbarer kleiner Riss im Material zurückgeblieben.
Die Regengüsse bei späteren Touren habe ich jedenfalls trocken und unbeschadet überstanden. _________________________________________________
Mein Fazit:
Die Vaude Jorasses erfüllt alle meine Wünsche und ich bin doch überrascht, wie gut sich Umweltschutz und hochwertige Funktion vereinbaren lassen. Darüber hinaus wirkt sie mit den weißen Reißverschlüssen sehr sportlich. Diese gibt es seltsamerweise nur in der Damenversion. Bei dem Modell für Herren sind die Reißverschlüsse jeweils in Jackenfarbe.
Durch das geringe Gewicht packt man sie auch einfach mal ein, wenn die Wetterlage zwar unsicher ist, aber nicht unbedingt Regen verspricht. Denn die beste Hardshelljacke ist immer noch die, die man dabei hat.
Auch wenn ich sie in erster Linie als Regenjacke gekauft habe, schätze ich sie bei Touren auch als Windbreaker. Lediglich das Rascheln der Jacke finde ich unangenehm. Insbesondere, wenn ich allein im Wald unterwegs bin und auf jedes Geräusch achte.
Ich bin jedenfalls mehr als zufrieden mit der Jacke, die Qualität und die Ausstattung hat mich auch in der Praxis überzeugt.
Wer sich für Testberichte der oben genannten anderen Materialien interessiert kann ja auch mal bei Jens vom Hiking-Blog vorbeischauen, der schon zahlreiche Membranen unter die Lupe genommen hat.
Die Jacke gibt es derzeit bei den Bergfreunden mit 50% bzw. 60% Rabatt (Feb 2013):
Vaude Women´s Jorasses Jacket
Vaude Jorasses Jacket (Herren)
Nachtrag Januar 2013: Ich habe die Jacke jetzt fast 1 Jahr im Gebrauch und bin immer noch super zufrieden. Durch das geringe Gewicht habe ich sie (bis auf heiße Sommertage) eigentlich immer im Rucksack. Sie hat mittlerweile einigen Touren mit starkem Regen standgehalten. Eine davon über 5 Stunden! Darunter war alles trocken.
Ich habe sie im Herbst und Winter sehr oft über einem Fleece getragen, wenn es windig oder kühler ist und eine Daunenjacke zu warm wäre. Bei Anstiegen zeigt sie immer wieder, wie atmungsaktiv sie ist.
Zwar sind je nach Anstrengung im Bereich der Schultern, dem Rücken oder unter den Achseln dunkle Stellen innen auszumachen, aber das Fleece darunter ist trocken und es kühlt auch nicht aus.
Auch bei einer Schneeschuhtour im Wallis hat sie durch das angenehme Klima mit einem Fleece warm genug gehalten und auch der Anstrengung des Anstiegs getrotzt. Für mich auch ein Jahr später eine Kaufempfehlung, vor allem durch das geringe Gewicht.
Angelica, das wird die Kollegen von VAUDE sehr freuen! Toller Text, tolle Fotos! Vielen Dank.
Danke für´s Lob. Aber ich schreib die Berichte ja nicht, damit die Hersteller sich freuen, sondern damit die Kunden informiert sind 😉
Ach Angelica – wenn die Mädels und Jungs in der Produktentwicklung sowas lesen, dann geht es runter wie Öl. Die lieben ihre Produkte und sind mit irre viel Herzblut dabei. Und von so einem Bericht hat man als Leser deines Blog deutlich mehr als von einer Kurzbeschreibung aus dem Panorama – das ist Toll.
Wenn ich ehrlich bin, war ich ja auch unsicher, weil es bisher noch kaum Testberichte zu SympaTex-Jacken gibt. Ich recherchiere ja bei fast allen Anschaffungen vorher im Web. Wenn die Jacke nix getaugt hätte, hätte ich sie auch gnadenlos umgetauscht. Da kenn ich nix
Hi Angelica, danke für den schönen Testbericht. Sehr interessant, vor allem da ich SympaTex bisher noch nicht getestet habe. Hört sich aber nach einer leistungsfähigen Membran an. Und die Umweltfreundlichkeit ist natürlich vorbildlich. Außerdem steht dir die Jacke auch richtig gut! Geht
doch nichts über schwarz 🙂 Danke auch für den Link! Viele Grüße, Jens
Gerne & Danke fürs Lob 🙂
Viele Grüße – Angelica
Hallo zusammen,
ich habe diese Jacke im Langzeittest 6 Monate in Südamerika getestet. Leider muss ich sagen das deine Angaben komplett zutreffend sind, aber die von die angegebene 30 Minuten Regenschauer auch das Maximum angeben.
Bei mehrstündigen Schauern mit Wind hält die Jacke nicht dicht. Selbst in neuem Zustand war der Stoff nach einiger Zeit durchlässig. Das mag für viele Anwendung vollkommen reichen ich hätte mir anstatt nasser Arme und Schultern lieber meine Gore Proshell gewünscht.
Wie immer schöner Test!
Hallo Lucas
Danke für Deinen Kommentar und die Info. Sollte ich ähnliches feststellen, werde ich dies hier mitteilen.
Viele Grüße Angelica
Liebe Angelica – vielen vielen Dank für den super Testbericht! Überlege auch gerade welche Jacke es werden soll, da hat mich der Kommentar von Lucas nachdenklich gemacht… Jedoch fand ich bei Globetrotter eine mögliche Erklärung: für die Funktionsstabilität muss ein Temperaturgefälle gegeben sein, das bei tropischem Klima leider genau umgekehrt ist – außen genau so dampfig wie in der Jacke… Da wird auch die beste Membran anscheinend durchlässig..
Danke für die Info. Das leuchtet ein.
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Ich bin auch begeistert von dem Testbericht und liebäugel schon länger mit dem Männermodell. Meine Frage ist jetzt, ob du die Jorasses auch in Kombination mit schwerem Rucksack (65 Liter) empfehlen kannst. Ich habe nämlich für August eine Trekkingtour in Schweden geplant. Und wenn ich so an das schwedische Wetter denke, wäre eine undichte Jacke das letzte, was ich im Rucksack haben möchte.
MfG, Michael
Hallo Michael
bzgl. eines schweren Rucksacks kann ich leider nichts sagen, da ich selber bisher immer nur mit meinen 22l Tagesrucksack unterwegs war.
Die Jacke habe ich aber oft an, auch wenn es nicht geregnet hat, sondern als Windbreaker. Denn so spare ich mir z.B. eine Softshell, die ja auch deutlicher ins Gewicht fällt.
Für welche Jacke Du Dich auch immer entscheidest, ich wünsche ganz viel Spaß und einmalige Eindrücke bei der Trekkingtour in Schweden.
Liebe Grüße Angelica
Pingback: Sympatex Membran: Nicht nur aus Umweltgründen eine gute Gore-Tex Alternative? | Gut Gerüstet
Hallo Angelica,
danke für den sehr interessanten Bericht! Man findet ja noch nicht allzu viel zu Sympatex, daher sehr lehrreich.
Leider funktionieren die Links nicht mehr…
Gruß, Hans
Hallo Hans
herzlichen Dank für den Hinweis und das Lob 🙂
Die Links habe ich grade aktualisiert.
Viele Grüße Angelica
Hallo Angelica,
ich liege der Versuchung nahe mir eine Jorasses als leichte Regenjacke anzuschaffen. Bin mir aber nicht sicher ob ich doch eine Gore Active Shell nehmen soll. Bist du immer noch überzeugt von der Jacke? Wie steht es um die Abriebfestigkeit im Schulterbereich und um die Hüfte? Verstärkt ist die Jacke da ja leider nicht ersichtlich. Wie viel Touren mit schwerem Gepäck, du schreibst sogar von 22 kg, was ich der Jacke nicht zutrauen würde, hast du denn schon unternommen?
Danke im Voraus und Grüße aus DU!
Hallo Christian
22kg Gepäck? Im Leben hab ich das nicht geschrieben. Ich wieg ja selber grad mal 49kg 😯
Ich bin immer noch begeistert von der Jacke und sowohl Atmungsaktivität als auch die Abriebfestigkeit ist bis heute Top.
Hab sie ja nun seit gut 17 Monaten, was schon ein Langzeittest ist.
Die ActiveShell taugt die nicht mal für Tagesrucksäcke.
Dafür ist sie ja auch nicht gemacht denn sie soll vor allem eins sein: leicht und atmungsaktiv. Und das ist die Sympatex auch 😉
Liebe Grüße Angelica
*räusper* *räusper* ich meinte natürlich 22 Liter 😉
Also du bist der Meinung, dass die Jorasses abriebfester ist als die ActiveShell? Dann werde ich sie behalten. Nach ordnungsgemäßer Pflege (geeignetes Waschmittel und Imprägnierspray) ist die Jacke auch immer noch dicht? Wie lange war der längste Regenguss mittlerweile für das gute Stück? Das waren meine Fragen!
Ich schaue nun öfters mal rein. Daumen hoch für deinen blog!
8 Stunden im Dauerregen im Zillertal im Mai – Hat trotzdem, oder grade deswegen Spaß gemacht 😉
Hallo Angelica,
Danke für Deinen ausführlichen Testbericht zur Jorasses Jacke. Ich plane ebenfalls den Kauf einer Sympatex Jacke, da mir eine PTFE und PFC freie Jacke wichtig ist, die halbwegs atmungsaktiv ist und eine hohe Wassersäule hat, da ich sie sowohl als Shell zum Skifahren als auch zum Mountainbiken verwenden will.
Allerdings kommt die Vaude Jorasses Jacke in einigen Amazon-Bewertungen sowie Magazin-Tests überhaupt nicht gut weg, was Wasserdichtigkeit anbelangt. Daher wundert mich Dein Bericht etwas. Wie sind denn Deine Erfahrungen zum jetzigen Stand? Auch in Bezug auf die Robustheit. Musstest Du schon Nachimprägnieren?
Ich habe bereits eine Bergaus Goretex Pro Shell, die an sich top ist. Aber PFC Imprägnierungen sollen ja alles andere als gesund sein, ganz zu schweigen von der Umweltbelastung. Daher möchte ich so langsam wieder von Goretex weg und suche nach echten brauchbaren „grünen“ Alternativen a la Sympatex, Patagonia H2No oder Fjällräven Eco-Shell.
Mich würden Deine Langzeiterfahrungen sehr interessieren …
Grüße aus Meckenheim!
Hallo Volker
auch nach 20 Monaten bin ich noch genauso begeistert und kann keine Abnutzungserscheinungen erkennen.
Derzeit hab ich eine NeoShell im Test und die ist nicht annähernd so atmungsaktiv wie die Sympatex-Jacke.
Von daher kann ich die Jorasses weiterhin empfehlen.
Viele Grüße nach Meckenheim
Angelica
Hallo Angelica,
aktuell möchte ich zur Vaude Jorasses folgendes vermelden: Ich trage die Jacke seit September 2013 und war bisher sehr zufrieden. Ich war mit ihr auch auf einer Bergtour im Zillertal, wo sie mich bei fünf Stunden Dauerregen trocken gehalten hat. Und nun plötzlich sind die Nähte an den Ärmeln undicht: eine Stunde durch leichten Regen in Berlin gelaufen und die Ärmel der Daunenjacke darunter waren durchnässt. Leider ist die Gewährleistung abgelaufen, VAUDE verweist mich auf den Händler.
Ob ich nun anfange, die Nähte mit Seam Grip abzudichten, halte ich mir noch offen. Kann mich nur freuen, dass ich die Jacke damals zu einem unschlagbar günstigen Preis bekommen habe, was den Ärger etwas mindert.
Gruß
Norbert
Hallo Norbert
Danke für die Rückmeldung. Undichte Stellen konnte ich bei meiner Jacke bisher noch nicht bemerken.
Viele Grüße Angelica