Auch wenn ich bevorzugt allein unterwegs bin, wollte ich mich ein weiteres Mal der Herausforderung einer Gruppenwanderung stellen. Nachdem ich im Herbst letzten Jahres bereits mit dem „Förster im Oberen Mittelrheintal“ unterwegs war, sollte es diesmal eine Tour mit TrekCologne werden.
So machte mir Jens von TrekCologne letzte Woche ein nettes Kompliment zu meinem Blog und meinem Artikel der Tour vom Wandermagazin „Waldbreitbacher Wiedtraum“. Jens hatte für den ersten Märzsonntag eine Verlängerung der Tour geplant hatte und mich dazu ganz Herzlich eingeladen.
Also warum nicht mal im Rudel wandern? Da ich bisher die Erfahrung gemacht habe, das – sobald man mit seinen Mitwanderern ins Gespräch kommt – die Strecke nicht mehr zu 100% wahrnehmen kann – passte mir das ganz gut, da ich einen Großteil der Strecke ja kannte.
TrekCologne ist keine Wandergruppe im üblichen Sinne, sondern besteht seit mehr als 15 Jahren aus einer Truppe von ca. 20 Gleichgesinnten die sportlich ambitionierte Wanderungen in Ihrem Forum anbieten. Jeder, der einen ausgearbeiteten Wandervorschlag hat, kann diesen dort einstellen und sich zu der Tour verabreden.
Eingeladen dazu ist jeder, der dem durchaus flotten Tempo mithalten kann und sich so einbringt, das alle gemeinsam ein tolles und positives Erlebnis haben.
Mit Jens hatte ich eine Mitfahrgelegenheit ausgemacht und so startete die Tour an dem mir bereits bekannten Parkplatz in Waldbreitbach, wo wir auf die restlichen 7 Teilnehmer trafen. Nach einer freundlichen Begrüßung und Vorstellung untereinander brachen wir pünktlich um 9:30 Uhr zu der 29km-Etappe auf.
Bei bedecktem und eigentlich perfektem Wanderwetter ging es gemeinschaftlich los. Die Gruppe war von Beginn an flott unterwegs. Ich konnte jedoch ohne Probleme mithalten, auch wenn ich sonst gewohnt bin mein Tempo selber zu bestimmen. Die Gruppendynamik und der damit verbundene Effekt des „Mitgezogen werden“ konnte man hier ganz besonders deutlich spüren.
Bog Jens ab, folgte die Truppe ohne zögern und so ging es auch mal querwaldein. Insgesamt wurde doch deutlich weniger gequatscht, als ich im Vorfeld erwartet habe. Das lag einerseits am Tempo und sicher auch daran, dass die meisten sich seit Jahren kannten und so lediglich ein paar Neuigkeiten ausgetauscht wurden.
Die meisten Teilnehmer waren mit Trekkingstöcken unterwegs und an einer kniffligen Bergab-Passage lieh mir Renate Ihren 2ten Stock um die steile Stelle überwinden zu können.
Nach knapp 5km wurde eine kurze Trink-und-Umzieh-Rast gemacht und es ging dann in flotter Manier weiter, denn nun galt es auf den nächsten 3km mehr als 200hm zu überwinden. Die Erweiterung der Tour zog eine große Schleife rund um Roßbach und war weiterhin sehr pfadreich. Nun kam auch kurz die Sonne raus um sich kurz danach wieder hinter den Wolken zu verstecken. Wege und Pfade wurden erkundet, die lange keine Wanderer mehr gesehen haben.
Apropos… andere Wanderer haben wir an diesem Sonntag übrigens auch nicht getroffen. Manchmal frage ich mich, wo die alle unterwegs sind, sollen doch in Deutschland immerhin 30% aller Einwohner diesem Naturgenuss regelmäßig frönen (14,8% – mehrmals im Monat; 15,2% – 5 bis 6-mal im Halbjahr) Quelle: BMWI – Seite 24. Andererseits war es bei den schmalen Pfaden ganz gut, dass die uns nicht in Scharen entgegenkamen 😉
Oberhalb von Arnsau ging die Wegeführung durch frisch gerodete Waldgebiete, die entsprechend matschig waren. Dann kurz über die Straße an den Ferienhäusern vorbei um abermals in den Wald und wiederum auf schmalen Pfade weiterzuführen.
Nach gut 15km wurde unten am Masbach eine Viertelstunde Rast gemacht. Dafür boten sich die neben dem plätschernden Bach liegenden Baumstämme an. Die Sitzkissen wurden ausgepackt und auf die Stämme gelegt. Unnötig zu erwähnen, dass ich natürlich diejenige ohne Kissen war (das liegt übrigens immer noch in meinem Auto rum). So musste meine Softshell dafür herhalten und leistete für diese Zwecke gute Dienste. Obst wurde herumgereicht und Kekse und Knabbereien angeboten. So gestärkt ging es – bevor man bei dem doch kühlen Wetter unnötig abkühlte – auf die letzte Hälfte der Etappe.
Wieder ging es auf Pfaden entlang des Masbachs bis wir nach insgesamt 18,5 km den Höhepunkt der Tour erreichten: das Roßbacher Häubchen. Eine kurze Rast, bei der noch die letzten Keks- und Schokoladenreste verputzt wurden um danach das Häubchen zu erklimmen. Die Aussicht wurde genossen, das Siebengebirge in der Ferne entdeckt, ein Gruppenbild geschossen und wieder ging es bergab.
Der Rest der Strecke entsprach dann zum größten Teil wieder der des Wandermagazins, die ja die Tour „Waldbreitbacher Wiedtraum“ ursprünglich ausgekundschaftet hatte.
Begeistert waren alle in dem schmalen Kerbtal durch das der Hochscheider Bach fließt um dann auf einem Felspfad am weißen Kreuz zu enden. Ich machte von der ganzen Truppe ein „Gipfel-Gruppenbild“ und Jens hatte für die Schlusspassage noch eine weitere schöne „Moos-Fels-Pfad“ Kombination eingebaut, die ebenfalls für Begeisterung sorgte.
Nach der Ankunft in Waldbreitbach gab es noch einen gemütlichen Ausklang bei Kaffee und Kuchen um die, bei der 30km-Tour (Netto-Gehzeit: 6h:20m) verbrannten Kalorien, wieder drauf zupacken 😉
Mein Fazit zu der Tour:
Die Teilnehmer haben mich herzlich empfangen und ich habe mich auch als Neuling in der Gruppe sofort wohl gefühlt. Die Strecke war eine der längsten, die ich bisher gegangen bin. Dennoch habe ich sie ohne Schaden und sogar blasenfrei überstanden. Die von Jens geplante Wegeführung war sehr abwechslungsreich, wenn auch stellenweise abenteuerlich (Wege die in der topographischen Wanderkarte im Netz als Pfad angegeben sind, können in der Realität durch Zäune versperrt sein und müssen so umgangen werden).
Mir persönlich fehlte das Naturerlebnis, welches ich bei meinen Solo-Touren durch spontanes stehenbleiben und genießen des Ausblicks, einer Lichtstimmung oder einer Felsformation habe.
So bin ich im Gegensatz zur Gruppe im Durchschnitt 0,5km/h langsamer, da ich grade im Winter selten eine Pause, aber je nach Streckenlänge 100-250 Fotos mache. Mir ist natürlich klar, dass ich von einer Gruppe nicht erwarten kann, jedes Mal zu warten bis ein Bild im Kasten ist 😉
Die Ausbeute an Landschaftsbildern war daher diesmal dürftig. Jens und Wolfgang haben mir dafür ein paar Gruppen-Fotos für den Artikel spendiert. Herzlichen Dank dafür.
Interessant fand ich übrigens den Tempo-Effekt, der sich wie folgt äußerte: wenn man in der Truppe zufällig hinten geht, wird man automatisch ein wenig langsamer. Geht man voraus, legt man unheimlich an Tempo zu. Verblüffend.
Wer jedoch richtig flott und sportiv unterwegs sein möchte, ist bei den Touren von TrekCologne gut aufgehoben. Eine Anmeldung ist nicht zwingend erforderlich, vereinfacht im Vorfeld aber die Absprachen bezüglich Fahrgemeinschaften und anderen Informationen.
Hier gehts zur Seite von TrekCologne
Wenn auch nicht viele, wenigstens ein paar Eindrücke
Wer träumt denn da vor sich hin? Angelica-guck-in-die-Luft
Der Trekkingparcour war vom Organisator perfekt präpariert
pfadig und gruppig (meinereiner stocklos) unterwegs im Westerwald
und doch noch ein Landschaftsbild 😉
die knorrige Kiefer hat mir bei der ersten Tour schon gut gefallen.
Na, da sind doch aber trotzdem wirklich gelungene Schnappschüsse drin… Bei uns Geocachern würde man sowas übrigens „Rudelcachen“ nennen! Viele Grüße und schönen Abend!
Jörg
*lach* Dank Dir Jörg. Immerhin bin ich auch mal Live & in Action zu sehen.
Hallo,
Gruppenwandern ist natürlich mit dem Solowandern nicht zu verleichen. MIch hat es aber auch fasziniert welche Strekcn in der Gruppe recht locker gegangen werden können, als ich meine 60 km geschafft hatte :).
Grüße Thomas
Hey Thomas
ich probier ja (fast) alles aus. Da bin ich gnadenlos.
Aber 60km ist dann auch heftig viel 😯 Wie lange wart Ihr unterwegs?
Hi Angelica,
löblich geht mir auch so 🙂
12 Stunden reine Wanderzeit. Das geht schon es wurde so viel erzählt, dass die Zeit recht schnell um war. 14 Stunden wars mit Rast. Öfter mal 30 und auch 40 km dann geht das wie von alleine 🙂
Puh… also 60km würd ich mir dann lieber auf 2 Touren aufteilen 😉
Is ja kein Wettbewerb 😀
Stimmt war aber mal ein Versuch wert.
Die langen Strecken heißen beim Wandern Marsch und sind bis zu 100 km lang. Wöre mir ein bisschen zu viel. 🙂
Mir auch, deshalb nenn ich mich WandernBonn und nicht MarschBonn
Das klingt nach einer richtig schönen, ausgedehnten Waldrunde. Geht doch nichts über Pfadwandern! Danach schmeckt der Kuchen gleich doppelt so gut 🙂
Gruppendynamiken sind immer wieder interessant. Ich mag das ungezwungene Zusammenlaufen zu Zweit oder zu Dritt, wo man sich Unterhalten aber auch stehen bleiben kann, wenn einem danach ist, ohne dass gleich alle stoppen. Gewartet wird, falls dann noch nötig, an der nächsten Gabelung. Vereint das Beste von Gruppe & Solo.
War eine super Runde und der Westerwald gefällt mir immer mehr. Viele Streckenabschnitte gingen auch über den Westerwaldsteig. Dem werde ich sicher noch den ein- oder anderen Besuch abstatten, ob nu Solo, in Mini- oder Maxi-Gruppe 😆
Muss ich nach dieser Empfehlung definitiv mal hin! Vor diversen Jahren auf dem Rothaarsteig wollten wir eigentlich die Westerwaldschleife drehen, aber da hatte ich mir bereits eine Achillessehnenentzündung eingefangen und seitdem den Westerwald ein bisschen vergessen. Shame on me, und danke für’s Erinnern!
Hi und Danke für Den Beitrag- klingt nach einem gelungenen Sonntag!
Ja- den Westerwald-Steig finde ich auch wirklich sehr schön. Er ist total abwechslungsreich ohne überlaufen zu sein.
Grüße herzlichst
Karin
Gruß zurück – Freu mich auf das „Pas des Deux“ 😉
Liebe Angelica,
eine schöne Tour bist du da mit gelaufen und meine Erfahrungen decken sich ziemlich mit den meinigen, was das Rudellaufen angeht. Ab und zu geniesse ich es in der Gruppe zu wandern, weil ich mir da keine Gedanken um die Wegstrecke machen muss und nicht nur mit Bäumen, Gräsern und mir selber rede, sondern auch mit anderen Menschen.
Allerdings fehlt mir hier, wie dir auch, die Möglichkeit einfach mal stehen zu bleiben und z.B. Frösche zu fotografieren ;-), also bleibt es überwiegend bei Solowanderungen.
Jetzt hat sich ja auch das mit dem fehlenden Wanderbericht geklärt.
LG
Elke
Hallo Elke
ja, ich musste noch auf einige Fotos warten. Sonst wäre der Bericht doch recht textlastig geworden 😎
Es war eine interessante Erfahrung mal so im Rudel mitzulaufen/rennen/speedhiken?
Und was das alleine wandern angeht, brachte es eine Teilnehmerin der Gruppe super auf den Punkt: „Ich bin mir selber oft genug“.
Wobei sie die Touren eher zum Konditionstraining nutzt.
Wieder einmal sieht man die vielen Facetten des Wanderns.
Irgendwie sind Wanderer schon ein schillerndes Völkchen
Lieben Gruß und schönen Tag wünscht Angelica
Hallo Angelica,
habe deinen Bericht auch schon vermisst.Schöne Aktion mit mehreren Leuten unterwegs.Die Gruppe war ja noch überschaubar.Ich wollte im April eine 45 km Nachtwanderung mitmachen,aber dieses Event ist völlig überlaufen,über 80 Leute! Definitiv zuviel!
sonnige Grüße Winni
Hallo Winni
Also 80 fällt dann sicher schon unter Völkerwanderung 🙂
Sonnige Grüsse zurück Angelica
Hallo Angelica, ja das Wandern in der Gruppe. Ab und an finde ich das auch ganz gut. Meistens bin ich – wie du – alleine unterwegs. Als ich am Bodensee gelebt habe, hatte ich öfter einen Freund, mit dem ich unterwegs war. Unsere dabei üblichen min. 1.000 Höhenmeter sind ja auch nicht jedermanns Sache. Im September hatte ich dann die 72km in 24h. Das war schon nett. Manchmal wird’s mir auf 40km schon langweilig, wenn ich niemanden zum Quatschen habe. Deshalb suche ich mir am liebsten Touren mit einer Einkehrmöglichkeit unterwegs aus.
Die Kölner Truppe scheint ja auch einen für mich brauchbaren Schnitt zu gehen. Vielleicht sollte ich mal eine Tour mitgehen 🙂 aber eine Sitzgelegenheit schleppe ich auch nicht mit.
Nach deinem Text hab ich auch verstanden, warum ich immer mit so wenigen Fotos zurückkomme:o)
Was die Zahlen in dem Forschungsbericht betrifft, den du zitierst: Mit ähnlichen Zahlen habe ich früher auch gearbeitet für die Mediaplanung. Auf 38 oder 40 Mio. kommen eigentlich die meisten Befragungen. Im Bericht gibt es ja auch ne Abgrenzung zwischen Spaziergang und Wanderung. Nur wird das bei einem CATI nicht wirklich deutlich. Was als Wanderung verstanden wird ist eben eine persönliche Einschätzung und eben auch von der Jahreszeit und Alter abhängig. Der Wert ist deshalb auch nach meiner Einschätzung und entsprechend der im Bericht getroffenen Definition zu hoch.
Ansonsten war ja nicht Wanderhauptsaison am vergangenen WE.
Liebe Grüße, andreas
Dann sind wir uns ja einig:
Du die Kölner Truppe & ich mach die Bilder
Wenn ich nicht auf die Fotos muss, dann ist das ok 😀
Hi Angelica,
ihr scheint ja reichlich Spaß gehabt zu haben, aber Rudellaufen wär nix für mich. Ich glaub, da tick ich eher wie du. Zwischendurch stehenbleiben können, wenn einem danach ist, Fotos machen usw.
Wir sind einmal mit Freunden gewandert, die auch recht flott unterwegs waren. Das war nicht nur anstrengend, sondern auch wenig erfüllend.
Ich möchte lieber die Natur genießen, mein Tempo selbst bestimmen und nicht hinter anderen her hecheln müssen.
LG
Andarah
Hallo Andarah
Für mich steht der Naturgenuss auch an erster Stelle.
Hin- und wieder kann’s ruhig mal sportlich sein, aber dann ziehe ich eine Joggingrunde im Wald einer hetzenden Wanderung vor.
Liebe Grüsse Angelica
Hallo Angelica,
Dein Fazit mit dem vermissenden Naturerlebnis, dem spontanen Stehenbleiben und dem Genießen der Natur mit allen Sinnen, die einem gegeben sind, kann ich nachempfinden. Vermissen möchte ich es für mich aber nicht gleich nennen….ich sag immer, es ist ein etwas anderes Erlebnis, denn ich nehme mir, auch wenn ich mich Gleichgesinnten unterwegs bin, schon das raus, was irgend geht 😀
Stimmt, man macht auch bedeutend weniger Fotos…..allerdings ich dachte schon mit meinen ca 150 Fotos pro Tour, erklären mich andere für verrückt 😉
Viele Grüße
Conny
Hallo Conny
150 Bilder sind ganz sicher nicht verrückt. Wobei das auch sehr variiert und nicht unbedingt mit der Streckenlänge zusammenhängt.
Manchmal sind es die kleinen Dinge am Wegesrand, die einem das „Wander-Blick-und-Foto-Herz“ höher schlagen lassen 😉
In diesem Sinne: Knips Dich weiter durch die Landschaft und genieß es 🙂
Viele Grüße Angelica
Hallo,
da bin ich ja jetzt richtig beruhigt, dass es mehrere Gleichgesinnte gibt. Ich stiefle auch gerne alleine durch die Gegend. Vorteile sind schon viele genannt worden: Eigenes Tempo, stehenbleiben, gucken und photographieren, wann immer ich will, geplante Strecke über den Haufen werfen, Neues entdecken und, und, und. Eine Veranstaltung allerdings lässt mich zum Rudeltier werden: Die 24-h-Wanderung. Da schließe ich mich Thomas an. Es ist beeindruckend, wie lange und wie weit man im Rudel gehen kann. Das hätte ich nie geglaubt, dass einem die Füße so weit tragen können.
Das „Mit dem Förster unterwegs…“ finde ich spannend. Das verbuche ich dann allerdings nicht als Wanderung, sondern als „Bildungs-Spaziergang“. Und bei Wanderungen im „kleinen Rudel“ (ja, auch die mache ich) stell ich mich auf die veränderten Bedingungen ein. Und mit dieser Einstellung bin ich mit der Wanderung auch zufrieden. Ich verrate nicht, dass ich mir dann schon manchmal denke: „Das gehe ich noch mal alleine“.
Viele Grüße,
Sonja
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