Westen sind optimal für ein gutes Zwiebelsystem. Sie schützen den empfindlichen Rumpf vor dem auskühlen und sind deutlich kleiner und leichter als eine Jacke. Sie können darüber hinaus schnell und klein im Rucksack verstaut werden. Mit einer Weste bin ich variabel mit der Auswahl des Base- oder Thermal-Layers und kann so die Weste auch im Herbst oder sogar im Sommer über dem T-Shirt tragen. Im Winter muss natürlich ein Fleece oder ein vergleichsweise andere warme Schicht zur Isolation herhalten. Und wenn es doch zu windig oder gar nass wird, besteht die Möglichkeit eine Hardshell darüber zu ziehen.
Da ich – je nach Witterung – das Zwiebelsystem bevorzuge, habe ich mir Mitte Dezember eine Daunenweste der Marke The North Face gekauft. Für einen Vergleichstest haben mir die Bergfreunde eine Primaloft Weste zur Verfügung gestellt. Die Unterschiede beider Westen und insbesondere der zur Isolation genutzten Materialien möchte ich hier kurz vorstellen.
Zunächst zu den Gemeinsamkeiten
Beide Westen sind mit einer strapazierfähigen wasserabweisenden DWR-Beschichtung ausgestattet und vertragen auch mal die ein oder anderen kleinen Regen- oder Schneeschauer. Ebenso sind beide Zip-In kompatibel und lassen sich mithilfe des Reißverschlusses mit Außenjacken des gleichen Herstellers verbinden.
Die mit Reißverschlüssen versehenen Taschen sind an beiden Westen groß genug um die Hände darin zu wärmen und sogar noch eine kleine Digicam oder ein Handy darin unterzubringen.
Beide sind hüft lang geschnitten und schützen so den empfindlichen Bereich der Nieren ausreichend gegen Kälte. Darüber hinaus gehört ein Kordelzug im Bund zur Ausstattung beider Westen. Die Kragen liegen jeweils locker an ohne einzuengen.
Jetzt geht es an die Details:
The North Face Nuptse Daunenweste
Die Nuptse ist die klassische Daunenweste des kalifornischen Ausrüstungs-Spezialisten. Das Modell ist seit Jahren bewährt und es gibt sie als Jacke und eben auch als Weste. Sie besteht aus Daunen mit einer 700er Füllkraft. Laut Hersteller zählt diese Daunenfüllung zu den besten Isolierschichten, die derzeit erhältlich sind. Wir alle kennen die Westen aus Fernsehberichten aus dem Himalaya und auch der Hersteller wirbt mit der hohen Bauschfähigkeit und Flexibilität die viele The North Face-Bergsteiger auf ihren Expeditionen warm halten. Ein Klassiker halt.
Die Nuptse wiegt in Größe XS 367gr. Das ist nicht unbedingt „ultraleicht“, aber noch vertretbar. Sie lässt sich durch eine Innentasche als Päckchen (20 x 22 x 13cm) verstauen. Die Armausschnitte sind ausreichend weit um auch eine dicke Fleecejacke darunter zu tragen. Im Bereich der Schulter ist das Material verstärkt und bietet so einen erhöhten Wetterschutz als auch die vom Rucksack belasteten Bereiche.
The North Face Redpoint Primaloft Weste
Die Redpoint ist jüngeren Datums und deutlich figurbetonter geschnitten. Sie besteht aus einer PrimaLoft ECO Füllung, die laut Herstellerangaben aus 50% recycelten Fasern besteht und auf leichte und komprimierbare Art und Weise für effiziente Wärmeisolierung sorgt. PrimaLoft Eco ist atmungsaktiv und trocknet schnell und ist darüber hinaus wasserabweisend.
Die Redpoint bringt 297gr in Größe XS auf die Waage und ist damit um einiges leichter. Auch das Päckchen ist mit 18 x 16 x 10cm deutlich kleiner.
Die Armausschnitte sind etwas enger geschnitten und bei einer dickeren Fleecejacke wird es ein wenig knapp.
Unterschied Daune zu Primaloft – die Theorie
Wer schon einmal eine Daunenweste und Jacke besessen hat, kennt sicher den Effekt, das sich diese unmittelbar nach dem anziehen warm anfühlt. Dies liegt daran, dass Daune eine außergewöhnlich hohe Wärmeleistung bietet und dazu noch atmungsaktiv ist.
Der Nachteil der Daune ist, dass sie im täglichen Gebrauch nicht so strapazierfähig wie eine Kunstfaser ist und bei Nässe oder Feuchtigkeit die Wärmeleistung deutlich nachlässt.
Dagegen zeichnet sich PrimaLoft durch gute Funktionalität aus.
Ein langlebiges Material mit guten Isolationseigenschaften was für eine effiziente Wärmeisolierung sorgt. Darüber hinaus ist es wasserabweisend und trocknet sehr schnell. Das leichte und stark komprimierbare Material ist durch die hohe Atmungsaktivität für sportliche Aktivitäten perfekt geeignet.
In den letzten beiden Wintermonaten konnte ich beide Westen bei unterschiedlichsten Temperaturen und Wetterverhältnissen testen, ob im Schnee, bei feuchtkalten 4°C oder Eiskalten -17°C. Bei fast allen Touren habe ich unter den Westen ein langärmliges Thermohemd und eine Fleecejacke aus Polartec Classic 200 getragen.
Praxis Test: The North Face Nuptse Weste
Die Nuptse punktet durch ihre Wärmefähigkeit. Wenn es allerdings stramm bergauf geht lässt die Atmungsaktivität zu wünschen übrig und mir wurde stellenweise so warm, das ich den Frontreißverschluss öffnen musste, damit die darunterliegende Fleecejacke im Rücken nicht nass wurde.
Die Taschen lassen sich zum Händewärmen gut und sind ausreichend groß. Da ich auf Wintertouren dicker eingepackt bin verzichte ich auf das Schließen des Rucksack-Bauchgurtes. Bei geschlossenem Gurt sind die Taschen jedoch zum Teil verdeckt.
Die Innentasche liegt – für einen schnelle Nutzung z.B. eines Smartphone oder GPS Geräts – sehr tief, so dass ich den Frontreißverschluss fast komplett öffnen muss um diese zu erreichen.
Für das Überziehen einer Hardshell trägt die Weste jedoch zu sehr auf, so dass ich sie im Rucksack verstauen muss, in der Hoffnung darunter nicht durchgeschwitzt zu sein. Für sportliche Touren ist sie bedingt geeignet.
Praxis Test: The North Face Redpoint Weste
Die Redpoint punktet durch ihren Atmungsaktivität. Selbst bei flottem Tempo wurde mir nicht so warm das ich übermäßig ins Schwitzen kam. Das Smartphone kann in der in der gut erreichbaren linken, äußeren Brusttasche verstaut werden und lässt sich schnell rein und rausnehmen.
Da die Seitentaschen ähnlich wie bei der Nuptse recht tief angesetzt sind, gilt auch hier die Passform bezüglich eines Rucksackgurtes wie vorab beschrieben. Sie sind ausreichend groß, bieten zwar nicht ganz so intensive aber dennoch ausreichende Wärme für die Hände.
Durch den taillierten Schnitt und da sie nicht so aufträgt wie die Daunenweste, kann sie auch unter einer gefütterten Hardshell wie der The North Face Inlux Insulated Jacket getragen werden. Dies habe ich bei meinen letzten beiden Touren mit deutlichen Minusgraden auch getan. Im späteren Verlauf der Tour durch das Hohe Venn konnte ich Jacke jedoch ausziehen und wurde von der Weste im Rumpf ausreichend geschützt.
Mein Fazit
Beide Westen haben ihre Vorzüge, jede auf ihre Weise. Wo die Nuptse einen sofort warm umhüllt muss die Redpoint erst auf „Betriebstemperatur“ gebracht werden. Alle Reißverschlüsse sind leichtgängig und auch die Saumschnürung lässt sich problemlos verstellen. Bei Minustemperaturen habe ich einfach 2 Baselayer unter dem Fleece getragen und konnte so die Arme warm genug halten. Den Rest hat die jeweilige Weste erledigt.
Für mich persönlich und meine Zwecke hat die Redpoint jedoch das Rennen gemacht. Dies liegt sowohl an der hohen Atmungsaktivität, den gut erreichbaren Außentaschen als auch dem femininen Schnitt.
Empfehlen kann ich jedoch beide Westen. Für eine Entscheidung sind sowohl das Einsatzgebiet, die Intensität der Nutzung oder persönliche Vorlieben ausschlaggebend.
Hier noch die detaillierten Daten in der Übersicht
The North Face Nuptse |
The North Face Redpoint |
|
Konstruktion |
Daunenweste |
gefütterte Weste |
Material |
50D Mini Ripstop Nylon mit DWR (100% Nylon) an den Schultern verstärkt |
Nylon Shadow Ripstop
|
Isolation |
Gänsedaunen 700 cuin Bauschkraft |
PrimaLoft Eco
|
Verschluss |
durchgehener Front-RV |
durchgehender Front-RV |
Taschen |
2 RV-Einschubtaschen |
2 RV-Fronttaschen,
|
Gewicht
|
367 gr / 500 gr |
297 gr / 400 gr |
Packmaß Größe XS |
22 x 20 x 13cm |
18 x 16 x 10cm |
Extras |
Kordelzug im Saum,
|
Kordelzug im Saum,
|
Ein toller, appetitanregender Beitrag, und darin liegt ein gewisses Problem: Ich selbst, noch mit Knickebockers und Kniebundhosen groß geworden, bin gegen die Begehrlichkeiten nach Haglöfs, L.L.Bean, North Face etc. einigermaßen gefeit. Der Angstschweiß trat mir allerdings auf die Stirn, als ich den Links folgte und alle diese wunderbaren Reduzierungen sah. Wenn meine Frau das sieht …
Gestern ging durch die Medien, dass nach einer amerikanischen Studie das Internet Stress verursacht. Ich weiß jetzt, was die meinen!
Ja, so ist das: wir Frauen sind leider nicht imun dagegen. Zugute kommt doch am heutigen Tage, dass das Rheinland Weiberfastnacht feiert. Bei den Wetterverhältnissen derzeit weckt dies im Zweifel eher den Wunsch nach einem schicken Schirm 😉
Wow! Ein toller Bericht! Es hat großen Spaß gemacht den Artikel zu lesen 😉
Dank Dir. Mir hat es auch Spaß gemacht zu testen und den Artikel zu verfassen 🙂
Cooler Artikel.
Ich bin nur mit den Schlußfolgerungen zum Thema „Atmungsaktivität“ nicht ganz zufrieden.
Das man in der Daune schneller und gerade bei Bewegung schwitzt rührt in meinen Augen nicht von der schlechteren Atmungsaktivität des Materials, sondern der selbst auch im Artikel genannten höheren Wärmeleistung der Daune. Schwitzen ist ja primär ein Zeichen, das dem Körper zu heiß ist und er runterkühlen möchte und nicht zwingend ein Zeichen, dass die Weste schlechter atmet.
Gerade der Hinweis darauf, dass die Daunenweste sofort gewärmt hat und man die Primaloftweste erst auf Temperatur bringen muss, ist für mich genau der Fingerzeig, der mir verdeutlicht, dass nicht die Atmungsaktivitäten unterscheidich sind, sondern einfach die Wärmeleistung.
War das verständlich?
CU
Carsten
Hallo Carsten
erstmal sorry für die späte Antwort, bin grade erst nach Hause gekommen.
Danke für das Lob und den kritischen Kommentar, den ich durchaus verstehe und Dir in Teilen auch Recht gebe.
Ich habe hier grade noch mal recherchiert und mir das Etikett der Nuptse nochmal genau angesehen. TNF wirbt darauf nicht explizit mit einer Atmungsaktivität der Daunenweste.
Bei meinen Recherchen im Internet im Vorfeld zu dem Artikel bin ich jedoch des öfteren auf den Kontex „Daune und atmungsaktiv“ gestoßen. Ich bin sicher auch kein Material-Experte und kann mir meine Informationen – genau wie jeder andere Kunde – auch nur aus dem Netz oder bei einem Fachhändler vor Ort holen.
Bei diesem Test ging es ja auch lediglich darum beide Produkte unter gleichen Bedingungen zu testen und meine persönliche Meinung und Eindruck zu äußern, und da hat die Redpoint eben gewonnen.
In diesem Sinne – ob mit oder ohne wärmende Daune – schicke ich viele Grüße aus Bonn
Angelica
Hi Angelica,
sooo kritisch war mein Kommentar ja auch gar nicht gemeint 🙂
Wichtig ist ja erst mal, dass Du die Unterschiede aus Deiner Sicht schön
beschrieben hast und man so oder so einen ersten guten Eindruck von
der Leistungsfähigkeit der beiden Westen bekommt.
Schlüsse kann jeder selbst ja daraus ziehen 🙂
CU
Carsten
Hallo Angelica,
ein sehr gelungener Testbericht – der uns geholfen hat für meine Frau eine neue Jacke zu kaufen – wir haben uns für die Daune entschieden 🙂
Danke für die inspiration!
Volker vom mySUMMIT
http://www.my-summit.de
Hallo Volker
das freut mich zu hören und Danke für das Lob.
Dann wird sie diesen und künftige Winter sicher nicht frieren 🙂
Viele Grüße aus Bonn schickt
Angelica
Hallo liebe Daunenträger/innen,
habt ihr auch schon mal nur eine Sekunde darüber nachgedacht wie grausam und tierquälerisch die Daunenjacken die euch so wunderbar wärmen hergestellt werde. Um diesen Preis ist es unverantwortlich solche Teile herzustellen, geschweige denn sie zutragen.
Einen schönen Winter vorallem den Tieren die ihr Fell behalten dürfen.
Delia
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