Im Hohen Venn – Baraque Michel

Samstagmorgen in Bonn. Es ist 6:45 Uhr und noch dunkel. Was mach ich hier eigentlich? Ich will ins Hohe Venn und möchte gern zum Sonnenaufgang da sein. Also hieß es an diesem Samstag zeitig aufzustehen und Gas zu geben. Immerhin liegt diese wunderschöne Hochmoorfläche nicht grad um die Ecke.

Warm eingepackt erstmal ab ins Auto. Um in die richtige Stimmung für die knapp 2-stündige Fahrt zu kommen gab es eine Dosis „Böxig Leise“ von Kalkbrenner auf Repeat. Ja, das war das richtige Lied um einen kalten Wintertag zu starten und sich auf die Autobahn zu begeben. Dabei kam sogar richtige Urlaubsstimmung auf 😉

Baraque MichelIm Rückspiegel konnte ich nach einer guten Stunde schon sehen, das es langsam aber stetig heller wurde. Die Bahn war frei (klar, wer ist auch Samstagsmorgens so früh unterwegs?) und um 8:30 Uhr erreichte ich mein Ziel in Belgien: Baraque Michel. Der gegenüberliegende Parkplatz lag noch im Morgendunkel und ich stellte den Smart dort ab. Ok, für den Sonnenaufgang war es zu spät, aber in der Ferne konnte ich einen orangenen Streifen erkennen.

Aber der Temperaturunterschied von 18°C im Auto zu den -17°C da draußen waren schon heftig. Ich fror ohne Ende. Nach 50m dachte ich daran lieber umzukehren, weil ich das Gefühl hatte zu erfrieren… Nix da Mädel, jetzt wird sich erstmal warmlaufen.
Überall lag ein Rest von Schnee, der unter meinen Schuhen knirschte. Zankschnee nennen die von Eifelwetter das. Ist wohl nix halbes und nix ganzes. Wie auch immer, ich fand´s genial.

Die von Eifelwetter bzw. Andy Holz waren ja auch Schuld, das ich hier in der Kälte rumstapfte. Hatte ich in den letzten Tagen doch so tolle Fotos von dort gesehen. Die waren zwar von einem Sonnenuntergang aber genauso stimmungsvoll. Sowas wollte ich auch erleben.

Zunächst ging es durch den kalten Schnee Sonnenaufgang im Hohen Vennund in der Ferne konnte ich das orangene Licht der grade aufgegangen Sonne sehen. Wie ein Wärmequell wirkte das auf mich und ich machte, das ich flotten Schrittes dorthinkam. Wow. Das sah einfach nur traumhaft aus, wie sich das Sonnenlicht auf den kalten, schneebedeckten Boden legte, wie ein wärmendes Tuch. Allein der Anblick davon gab mir ein kleines Gefühl von Wärme und ich sog diese Bilder in mir auf.

Nun konnte ich ein gutes Stück durch die Sonne laufen und fühlte mich langsam etwas wärmer. Einige der Stege waren zum Schutz der Vegetation noch gesperrt, weil es im April letzten Jahres dort gebrannt hatte. So musste ich meinen geplanten Weg ändern und bin der Beschilderung in Richtung „Departement Nature et Forets“ (Naturparkzentrum Botrange) durch den Wald gefolgt. Später kam ich wieder auf eine Freifläche und bin einen Weg hinabgegangen, der mir auf meinem GPS interessant erschien und nicht gesperrt war.

EisflächenDoch nach ca.500 Metern bin ich wieder umgekehrt. Der Weg bestand in großen Teilen aus purem Eis, aber durch das Gras und die Sonne hatte ich Sorge irgendwo in Wasser zu treten und bei -17°C mit nassen Füssen wollt ich auch nicht unbedingt weiterlaufen. Also wieder zurück und der Beschilderung weiter gefolgt.

Nun ging es Venn-typisch einen graden Weg hinauf. Doch dann entdeckte ich parallel zu dem breiten Weg einen schmalen, verwurzelten Pfad im danebengelegenen Wald und folgte diesem für ein paar hundert Meter. Überall waren Langlaufloipen ausgeschildert, aber bisher habe ich außer einem Wanderer niemand gesehen.

Ein gutes Stück weiter glitzerte im Schatten Ginster, der mit Rauhreif bedeckt war. Also schnell einen Abstecher für ein paar Frostfotos gemacht.

Die Sonne wurde stärker und langsam war mir auch nicht mehr kalt. Dann ging es über einen schneebedeckten Steg, der unter mir knarschte und knackste. Weitblicke ohne Ende konnte man hier genießen. Ein Bilderbuch-Wintertag.

Dann kam ich am Naturparkzentrum an, hatte aber keine Lust auf eine Rast oder Besichtigung, da ich nach fast 2 Std. mittlerweile richtig schön warmgelaufen war.

Nun begegneten mir auch vereinzeltePolleur-Venn Langläufer die ihre Spur zogen. Es ging wieder ein wenig langweilig gradeaus. Aber dann bog der Weg ab und führte ein Stück durch den Wald um dann weiter gradeaus zu führen. Landschaftlich gab es in dem Teilbereich nicht viel Abwechslung. Das änderte sich aber als ich die Landstraße Richtung Polleur Venn querte.

Hier gab es die Möglichkeit einen 2,5 km langen Rundweg über Holzstege zu gehen, der viele Landschaftliche Eindrücke vermitteln soll. Aber auch dies hab ich heut ausgelassen, da es auf den Stegen durch den Schnee ein wenig rutschig ist und 2,5 km dann schon ein ziemlich langes Stück sind.

schneebedeckter WurzelpfadSo bin ich links abgebogen und wurde später mit einem Traumpfad belohnt. Dieser wand sich an einem Berg (ok, sagen wir mal eher Hügel) entlang. Ein verwurzelter und schneebedeckter Pfad, der rechts steil abfiel und mit Holzplanken und Seilen gesichert war und sich über 1km erstreckte. Mit einer solchen Wegführung hätte ich hier nicht gerechnet. Ich war begeistert und kostete diesen Pfad mit einem langsamen Tempo regelrecht aus.

Aber auch der schönste Pfad ist irgendwann zu Ende und es ging wieder hinab. Es folgten noch ein paar grade Abschnitte, die jedoch wieder mit bezaubernden und idyllischen Flecken für Variation sorgten. So gab es an einer Stelle einen zugefrorenen Bach über den eine Brücke führte. So im Schnee lag diese ganze Szenerie wie aus einem Märchen da.

Kurz vor dem Ziel ging es wieder über Stege, die zum Teil eingebrochen waren. Jetzt kamen mir auch immer mehr Leute (aber keine Massen) entgegen. Diese Stege waren jedoch breit genug um aneinander vorbeizugehen. Zum Abschluß noch ein Bild der Kapelle Fischbach und nach knapp 4 Std erreichte ich nach 15km wieder das Auto.

Mein Fazit zu der Tour
Für mich war die Tour so, wie ich sie mir gewünscht hatte. Kalt, mit Schnee und strahlendblauem Himmel. Ich geb zu, das einige Streckenabschnitte langweilig gradeaus gehen, aber die Pfade und Stege sorgen immer wieder für Abwechslung. Da heut viele Stellen gefroren waren und ich teilweise über schneebedeckte Eislfächen gegangen bin, war das für die heutige Tour in Ordnung. Wenn es jedoch 5°C ohne Frost sind, könnte es stellenweise matschig und nass dort sein. Meine bisherigen Vennerlebnisse im Sommer stammen noch aus Kinderzeiten und da war mir das sicher schnurzegal, ob die Füße nass wurden. Von daher kann ich nur für den derzeitigen Zustand der Wege sprechen und diese waren für eine Wintertour perfekt.

Hier der Link zu GPSies Hohes Venn – Rund um Baraque Michel

Und die Fotos

Die Sonne geht langsam auf
die Sonne geht auf

wärmende Sonnenstrahlen

es wird wärmer
aus dem Wald wieder ins Freie

vereist
frostig

Waldpfad
Waldpfad

Eiskristalle
Eiskristalle

Sonnenschein
Sonnenschein

Typische Vennstege
typische Vennstege

Venn-Idyll
Venn-Idyll

Stege und blauer Himmel
Stege und blauer Himmel

Kapelle Fischbach
Kapelle Fischbach

Reiseberichte.com

Werbung

Über Angelica Hocke

Wandern | Bloggen | Outdoor | Reisen | In meinem Blog gibt es Berichte zu Touren mit und ohne GPS, Tipps zu Equipment, Tourenplanung, News und allem rund ums Wandern in NRW & Rheinland-Pfalz ebenso Reiseberichte zu den schönsten Wanderregionen. Du findest mich auch auf Facebook, Google+ und bei Twitter
Dieser Beitrag wurde unter Eifel / Nord - Hohes Venn, Wanderungen abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

24 Antworten zu Im Hohen Venn – Baraque Michel

  1. Eike schreibt:

    Die Bilder sind großartig!

  2. Andarah schreibt:

    Super schöne Bilder mit ganz viel Flair 🙂 Einfach traumhaft.

    Vielen Dank für’s Zeigen.

  3. Guido De Beucker schreibt:

    Echt mutig von Dir. Mir war noch kalt von der vorigen Wanderung (vor 2 Wochen!) 😉 Muss mir wohl erst richtige Winterwanderklamotten anschaffen; vielleicht auf der Wander- und Fahrradmesse in Mechelen nächstes Wochenende. Superschöne Bilder auch.

    • wandernbonn schreibt:

      Dank Dir. Also Winterwanderschuhe bräuchte ich auch, zumindest bei den Temperaturen. Die Füße haben gut ne Stunde gebraucht bis sie warmgelaufen waren 😐 Aber ob sich das jetzt noch lohnt? Hier in Bonn ist ja nicht ganz so kalt und nächste Woche soll´s auch wieder „wärmer“ werden 😉
      Da bin ich ja mal gespannt, was Du auf der Messe schönes und vor allem warmes bekommst.

  4. thomaswphotos schreibt:

    Schöne Tourenbeschreibung. Erinnert mich daran, dass ich auch schon lange mal wieder ins Hohe Venn zum Fotografieren wollte.

  5. Karin schreibt:

    Hi Angelica,
    sag mal, bist Du nie müde? Ich mußte heute erstmal lange schlafen, war ne Hammerwoche… und als Du mit der Tour fertig warst, bin ich erst aufgestanden!! Danke für die schönen Impressionen.
    Gruss, Karin

  6. ElkeB schreibt:

    -17 Grad, das ist schon wirklich heftig.
    Da waren wir mit -5 Grad ja richtig warm unterwegs 🙂

    • wandernbonn schreibt:

      Jeden Tag muss ich das auch nicht haben 😉 Aber man wird es kaum glauben, das Hohe Venn liegt mit über 600m höher als z.B. das Siebengebirge. Hätt ich vorher auch nicht gedacht. Vermutlich ist es auch deswegen soviel kälter dort.
      Und ob jetzt -17 oder -5 ist letztendlich egal, Hauptsache unterwegs 😉

  7. Andy Holz schreibt:

    Hey,
    sehr schöne Bilder und tolle Tourenbeschreibung vom Hohen Venn.

    Schöne Grüße aus Vossenack

    Andy

  8. FTB-Adventures schreibt:

    Ein schöner Bericht und echt tolle Bilder. Ich kenne das Hohe Venn auch und bin gerne zum Wandern hier unterwegs.

  9. Pingback: Wildnis-Tour im Hohen Venn | WandernBonn

  10. Pingback: WandernBonn feiert Blog-Geburtstag | WandernBonn

  11. Michael Waschkau schreibt:

    macht richtig Lust! Werde wohl in den Herbstferien diese Tour mal in Angriff nehmen.
    Ich bin vor vielen Jahren mal von Baraque Michel mit einem Scout nachts bei Vollmond durch das Venn gelaufen und auf dem Jugendzeltplatz „Drei Steegen“ in Monschau endete die Tour. War beruflich mit schwer erziehbaren Jugendlichen aus einem Jugendheim in Euskirchen unterwegs. Kann mich gut erinnern wie die Jungs beeindruckt von Landschaft, Wasser und besonders der Stimmung bei Nacht waren.Bilder vom feinsten. Mit welchem Fotoapparat bist Du unterwegs? LG MIchael

    • Angelica schreibt:

      Hallo Michael
      Die Bilder habe ich mit einer Samsung NV30 gemacht. Eine mittlerweile mehrere Jahre alte Kompaktkamera, die an diesem Tag trotz der Minustemperaturen wirklich gut funktioniert hat. Auch sonst bin ich zufrieden damit. Lediglich bei schlechtem Wetter sind die Bilder nicht so gut, aber damit kann ich leben, denn sie ist klein und leicht.
      Viele Grüße Angelica

  12. Ingrid schreibt:

    Das ist ja auch im Winter ganz toll. Ich war (obwohl nur gut 70 km entfernt) gestern zum ersten Mal zum Wandern im Hohen Venn (Brackvenn) und fand die Landschaft ganz fantastisch.

  13. Pingback: Sonnenaufgänge – ein Blogstöckchen geht rum | WandernBonn.de

  14. Pingback: Schnee, Sonne & mystische Stimmung im Wallonischen Venn | WandernBonn.de

  15. In 80 Days schreibt:

    Ganz tolle Venn-Berichte! Ich schreibe grade selber einen kurzen Beitrag über unsere Wanderungen dort und habe mich wunderbar von Dir inspirieren lassen 🙂
    Liebe Grüße
    Esther

Ich freue mich über Dein Feedback, Tipps oder Anregungen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s