Wo soll das noch enden? Jetzt bin ich schon mit Schirm unterwegs… Aber nach einem guten Buch war mir heut irgendwie nicht, also hab ich mich mit der Wanderkarte Nr. 9 „Das Ahrtal“ des Eifelvereins beschäftigt. Kann sehr spannend sein, sich in so eine Wanderkarte zu vertiefen. Dabei ist mir ein Rundweg im Raum Heckenbach aufgefallen. Dieser nennt sich „Historische Straßen an der Ahr – Der Wacholderweg“. Hmm… aber die Wetteraussichten waren nun wahrlich nicht die besten. Was tun? Also hab ich mir einen Ruck gegeben, den Schirm und das Gore-Tex®-Jäckchen in den Rucksack gestopft und bin los.
Da denkt sich die Jacke: „Juhu. Ich darf mit. Hoffentlich nicht wieder ne stundenlange Reise im dunklen Rucksack. Doch. Zweimal kam ich zum Einsatz, aber nur weils windig war. Dabei hab ich so viele andere Qualitäten. Aber seit sie mich im Herbst gekauft hat, triste ich mein Dasein neben zahlreichen anderen Jacken und Westen im dunklen Schrank. Was guckt die Frau auch ständig im Internet nach dem Wetter? Hab ich gar eine „Schönwetterwanderin“ erwischt. Das ist ja noch schlimmer als die armen andern Jacken die nur in den grauen Städten getragen werden. Ich will raus, Natur sehen, Wind und Regen spüren… „
Da die Durchfahrt durch Kesseling immer noch gesperrt ist bin ich die die L84 bis Ramersdorf und später über die L85 bis Niederheckenbach gefahren. Die Scheibenwischer hatten ganz gut zu tun heut. In Vorfreude auf die neue Strecke war mir das grad mal egal. Bei der Ankunft wurde der Regen jedoch stärker. Ich parke und zieh mir erst mal die Jacke an. Auf geht´s.
„Tschakka. Mein Einsatz. Sie schlüpft in mich rein und schließt den Reißverschluss. Aber Moment mal? Was ist das? Jetzt packt sie so einen kleinen lila Schirm aus. Was soll das denn? Da hat sie einen Profi dabei und will sich auf so einen Fuzzeschirm verlassen.
Bin gespannt was da noch so kommt….“
Die ersten zwei Kilometer geht´s erst mal durch den Wald bergauf. Der Weg ist für die Wetterlage der letzten Tage erstaunlich gut zu gehen und nach einer halben Stunde erreiche ich die erste Freifläche.
„Puh… jetzt wird´s mir warm. Die hat aber auch nen Schritt drauf. Mensch Mädel mach mal langsam. Sind ja regelrechte Saunatemperaturen hier drin. Mach doch wenigstens die beiden Reißverschlüsse unterm Arm auf. Huhu… Sie hat mich scheinbar gehört. Wurd ja auch Zeit…
So; erst mal Dampf ablassen.“
Hier oben zieht es ganz gut. Aber ich kann die Landschaft – bei der Wetterlage zwar nicht sehr weit – aber gut überblicken. Herrliche Weitsichten kann man hier sicherlich bei besserem Wetter genießen. Aber auch so genieße ich die Aussicht. Der Wind wird stärker und der Regen hört nicht auf.
„Da. Es ist passiert. Dieses lila Etwas ist ihr um die Ohren geflogen. Ha! Selber schuld. Nimm doch die Kapuze, die war im Preis mit drin… Na also. Geht doch. Ich umschließe ihren Kopf und schütze sie vor weiteren Wetterkapriolen. Hach… so macht das Leben Spaß.“
Dann geht es an riesigen Weiden vorbei, wo im Sommer zahlreiche Pferde stehen. Ich kenn die Gegend hier oben ganz gut, weil ich vor mehr als 6 Jahren die Hengste eines befreundeten Züchters auf diesen Wiesen fotografiert habe. Aber auch der Winter hat seinen Reiz und ab Cassel geht es zwar die nächsten 2km über eine Asphaltstraße, die jedoch von schönen Kiefern und Wacholder gesäumt ist. Jetzt fängt es sogar an zu schneien. Ob das liegenbleibt?
„Das wird ja immer besser! Ist das ein Leben. Schnee!!!
Ich kann vollen Einsatz zeigen und mein ganzes Repertoire ausspielen.
Mensch Mädel. So gefällste mir.“
Doch bald biegt der Weg von der Straße wieder auf einen Waldweg ab und führt mich bergab. Ich quere ein kleines Bauerndorf um wieder bergan geführt zu werden. Es folgt ein scharfer Abzweig nach links und ich bin mittendrin: im Wacholdergebiet. Es geht über einen weichen Grasweg mitten hindurch. Schön ist das hier oben. Sogar einen Ilex mit roten Beeren hab ich entdeckt. Den sieht man auch nicht so oft. Ich mach ein paar Fotos und ziehe weiter.
„Yeah. Ich werde ein Internetstar. Sie macht Fotos von mir. Allerdings hält sie dabei diesen doofen Schirm in der Hand. Voll unfair. Die meiste Arbeit hab ich hier schließlich gemacht. Sie hüpft vor der Kamera hin und her als gäb es kein Morgen. Scheinbar klappt das mit dem Selbstauslöser nicht auf Anhieb und sie muss es mehrmals versuchen.
Ich sag nur: Frauen und Technik…..“
Der Weg führt nun wieder hinab und nach 10km erreiche ich Oberheckenbach. Hier hab ich mich fast verlaufen und bin der Beschilderung für die Abkürzung gefolgt. Als ich den Fehler bemerke kehre ich um und orientier mich neu. Nachdem ich den Ort passiert habe komme ich abermals an einigen Höfen vorbei. Hier wird der Weg allerdings recht matschig. Kein Wunder bei dem Wetter. Dann geht es weiter bergab und ich treffe auf ein Stück des Hinwegs von dem es den bekannten Weg durch den Wald zurück nach Niederheckenbach geht. Nach knapp 14km und 3 Std. erreiche ich – trotz des Mistwetters – trocken mein Auto.
„Liebelein, und das haste mir zu verdanken. Ich bin stolz auf mich, konnte ich doch ganzen Einsatz zeigen heute. Wenn Du so ne Tour öfter machen würdest, könnte aus Dir doch nochmal ein richtiges Outdoor-Weib werden ;-)“
Mein Fazit:
Der Weg ist durchaus für Winter- oder Regentouren gegeignet, da er nicht zu anspruchsvoll ist und viel über feste Wege führt. Die kurze Matschstrecke und auch das längere Stück über festen Asphalt ist zu verschmerzen, da die Strecke viele Weitblicke bietet und sehr abwechslungsreich ist. Und natürlich auch mal was für „Blaues-Himmel-Wetter“ 🙂
Hier geht´s zum GPS-Track: Historische Straßen an der Ahr – Der Wacholderweg
Die Wanderkarte Nr. 9 des Eifelvereins erhält man über diesen Link Wanderkarte
Hier noch ein paar Bilder:
G E N I A L
🙂
Dank Dir. So ein Wetter kann Frau doch nur mit Humor nehmen 😉
Wünsch Dir noch einen entspannten Abend in trockenen Gefilden
Ein netter Bericht, flott und fröhlich geschrieben, werde ein regelmäßiger Leser Ihrer Beiträge.
Dieses Surfen von einer Wetterseite zur anderen kenne ich gut (Ihr Bericht zu Wandern, Wetter & Webcams): meine Frau wechselt von einer Website zur anderen, bis aus „Gewitterböen mit kräftigen Niederschlägen“ „starker Nebel“ geworden ist, dann geht’s los. So ähnlich auch heute.
Danke für´s Lob und Gruß an Ihre Frau. Freut mich ja, das ich nicht die einzige bin, die online nach dem Wetter Ausschau hält 😉
Aber schlechtem Wetter kann man auch trotzen, ob nu mit Schirm oder Gore-Tex-Jäckchen. Das habt Ihr heute ja auch getan 🙂
Wünsche noch einen schönen Sonntagabend.
Hallo Angelica,
ich habe den Weg am Herbstanfang bewandert.
Du und deine Jacke, ihr habt euch ja das beste Wetter für die Route ausgesucht.
Ich muss zugeben, der Weg hat mir selbst bei vernünftigen Wetter nicht soooo sehr gefallen.
Bei dem grauen Wetter deiner Wanderung wäre ich dort wahrscheinlich in Depressionen verfallen. 🙂
Gruß
Michael
Hallo Michael
Es war sicher nicht die schönste Strecke, die ich in den letzten 8 Monaten gegangen bin, aber jede Strecke hat ihren eigenen Reiz, auch diese.
Gruß aus Bonn
Angelica
Genial…
…und immer daran denken: „Bei gutem Wetter kanns jeder.“
Viele Grüße auch an deine Jacke 😉
Danke. Ich richte es ihr aus 🙂
Deine Jacke hat ein eigenes Bewusstsein? Interessant.
Wenn´s nur das wäre. Sie labert dazu auch noch.
Hmm… sagen wir mal so: Sie ist dicht, aber irgendwie auch nicht 😉
So ein netter Wanderbericht!
Sonst fühlt frau sich häufig nur bei superblauen Himmel-Bildern zum schreiben animiert.
Das gefällt mir. 🙂
Und eine sprechende Jacke ist sympatisch.
Herzlichen Dank für Dein Feedback 🙂
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