Sicherlich ist es möglich einfach so durch die Gegend zu wandern. Wer nicht mitten in der Stadt wohnt, hat die Möglichkeit die Feld-, Wald- und Wiesenwege vor der Haustür zu erkunden. Kost nix.
Es gibt auch tolle Wanderrouten die so gut ausgeschildert sind, das man nicht einmal eine Karte benötigt (z.B. die Traumpfade) oder die Touren der örtlichen Wandervereine. Kost immer noch nix.
Aber wenn einen das „Fieber“ gepackt hat möchte man auch mal an die Mosel, die Ahr, den Rheinsteig in Etappen erkunden.
Dazu muss der Wanderer aber erst einmal anreisen. So geht es dann mit Auto, Bus oder Bahn z.B. an die Mosel. Von Bonn aus sind das je nachdem zwischen 60 und 100km pro Wegstrecke. Selbst mit meinem kleinen Smart fallen da (wenn man es genau nimmt) 0,25 EUR/km an.
Auch bei den Rheinsteigetappen sind je nach Anfahrtsort Fährüberfahrten oder die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln fällig. Es sei denn man geht die Strecke hin- und zurück 😉
Ich hab mir mal den Spass gemacht von den Touren der letzten 3 Monate die gefahrenen Kilometer gegen die gewanderten gegenüber zustellen (den Sommerurlaub im Chiemgau mit Anreise und die dortigen Wanderungen habe ich natürlich rausgenommen).
Und siehe da: mein derzeitiger Faktor liegt bei 5,42. So habe ich für erwanderte 236km insgesamt 1.280 km mit dem Auto zurückgelegt um an die Startpunkte zu kommen bzw. ich musste 5,42 km Hin- und Rückweg fahren um 1 km zu wandern…
Damit komme ich auf Kosten in Höhe von 1,36 EUR pro gewanderten Kilometer alleine für die Anfahrt mit meinem Auto. Da sind die Kosten für die Rückfahrten bei Etappentouren oder die Fährüberfahrten & Parkplatzgebühren noch nicht dabei.
Da der Wanderer aber auch gerne über die einschlägige Literatur oder das Kartenmaterial verfügen möchte, kommen die natürlich noch dazu. Aber damit ist es ja nicht getan, es gibt ja noch die „Wanderindustrie“, die auch an uns verdienen möchte: Zum einen die Fremdenverkehrsverbände die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Gütesiegeln Strecken vermarkten, mit Prädikaten auszeichnen und die dazugehörige Infrastruktur damit natürlich unterstützen. Aber so ein Gastrotipp aus einem Wanderführer für den am Rheinsteig gelegenen Aussichtspunkt wie z.B. der Edmundhütte mit Blick auf den Geysir und sich dabei Kaffee & Kuchen schmecken zu lassen, ist schon was feines 😉
Dann natürlich die Ausstatter, die uns von Kopf bis Fuss mit entsprechendem Equipment versorgen. Und so sieht man All-Sonntaglich die hellgrünen Hemden, Blusen, beigen Hosen und den allbekannten Tatzen über die Traumpfade marschieren 😉
Mein Lesetipp dazu: es gibt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie eine Publikation, die sich mit dem Thema „Grundlagenuntersuchung Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern“ beschäftigt.
Wir als Wanderer profitieren im Grunde genommen ja auch davon. Immerhin werden uns die Wege (bisher jedenfalls) kostenlos zur Verfügung gestellt und wo die Nachfrage durch den Wanderboom steigt, wird auch das Angebot an guten und schönen Wanderwegen immer größer. Die gute Beschilderung, der Streckenverlauf, die gastronomischen Angebote, all dies wird an die Bedürfnisse und Wünsche der Wanderer angepasst. Wir wollen Pfade und Steige gehen und nicht über Asphalt marschieren. Wir wollen tolle Ausblicke genießen und der Natur näherkommen. Ich denke, das dies alles ein Trend ist, der uns und der Umwelt (bis natürlich auf die Anfahrten per PKW) nicht wirklich zum Nachteil ist.
Und diese ganzen Kosten hat ja jeder persönlich selber im Griff. Er muss sich dem Trend nach Tatzen und Marken, Equipment und Outfit ja nicht unterwerfen sondern soll einfach so mal wieder seinen Rucksack schnüren und einfach losstiefeln.
In diesem Sinne
Viel Spaß beim wandern